Hans von Zwiedineck-Südenhorst
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Korrespondenz
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Zitiervorschlag: Schwägerl-Melchior, Verena (2016): Hans von Zwiedineck-Südenhorst. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.3072, abgerufen am 03. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.3072.
Einleitung
Die Korrespondenz zwischen Hans von Zwiedineck-Südenhorst und Hugo Schuchardt wurde von Verena Schwägerl-Melchior bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.
Bedeutung
Hans von Zwiedineck-Südenhorst (1845-1906), mit vollem Namen Johann Alois Zwiedineck, Edler von Südenhorst wurde am 14. April 1845 in Frankfurt geboren. Nach der Schulzeit in Graz studierte er an der Universität Graz Geschichte und Germanistik und war im Anschluss an sein mit mäßigem Erfolg abgeschlossenes Studium von 1870 bis 1880 an der Landesoberrealschule in Graz tätig. Daneben begann er eine intensive journalistische Tätigkeit, so von 1868 bis 1869 als Redakteur bei den „Monatsheften für Theater und Musik“, und parallel bei der „Österreichischen Gartenlaube“ später bei deren Fortsetzerin „Edelweiß“. Ab 1871 war er in leitender Funktion bei der „Deutschen Zeitung“ und später der „Deutschen Wochenschrift“, die allerdings 1872 wie ihre Vorgängerin eingestellt wurde, tätig (Höflechner 2015, Wurzbach 1891).
Daneben war er von 1884 bis 1888 Herausgeber der „Zeitschrift für allgemeine Geschichte und Kulturgeschichte“ und berichtete über viele Jahre in den Preußischen Jahrbüchern über die politische Situation in Österreich-Ungarn. Auch beteiligte er sich rege am ab 1891 erscheinenden Grazer Tagblatt (Loserth 1906).
1880 übernahm Zwiedineck zunächst provisorisch die Leitung der Landesbibliothek ernannt, die er sukzessive ausbaute und deren Direktor er von 1883 bis 1901 war. Eine auf Zwiedineck zurückgehende Neuerung im Bereich der historischen Forschung in der Steiermark war die auf seine Initiative erfolgte Einrichtung der Historischen Landeskommission für Steiermark im Jahr 1892 (Höflechner 2015: 276).
Die Karriere Zwiedinecks an der Universtität Graz gestaltete sich über Jahre hinweg schwierig. Sein erstes Habiliationsgesuch wurde 1874 abgewiesen und auch im Folgejahr waren die Stimmen zu seinem erneuerten Gesuch durchaus kritisch (Höflechner 2015: 272). Erst 1885 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Professors verliehen, 1894 wurde er zum unbesoldeten Extraordinarius für Neuere und neueste Geschichte ernannt (Höflechner 2015: 275-277), erst 1899 wurde er, nachdem er mehrere auswärtige Rufe erhalten und abgelehnt hatte, zum besoldeten Extraordinarius und Titular-Ordinarius (Höflechner 2015: 278-279).
Gegenbriefe
Die Briefe Schuchardts an Zwiedineck liegen im Nachlass Zwiedineck von Südenhorst Hans im Steiermärkischen Landesarchiv Graz (Signatur K. 3 H. 74)
Briefedition und Kommentare
Die Korrespondenz zwischen Hans Zwiedineck von Südenhorst und Hugo Schuchardt umfasst insgesamt 27 Korrespondenzstücke aus der Zeit von 1878 bis 1905 und deckt somit fast den gesamten Zeitraum von der Berufung Schuchardts nach Graz bis zu Zwiedinecks Tod 1906 ab. Nur sechs Korrespondenzstücke Zwiedinecks an Schuchardt werden im Nachlass Schuchardts in der Universitätsbibliothek Graz aufbewahrt, der größere Teil der Korrespondenz befindet sich im Nachlass von Hans Zwiedineck von Südenhorst im Steiermärkischen Landesarchiv Graz.1
Die Korrespondenz ist offensichtlich nicht vollständig erhalten, insbesondere von den Schreiben Zwiedinecks an Schuchardt scheinen einige verloren gegangen zu sein, wie sich aus den Bezügen in den vorhandenen Briefen schließen lässt. Auch die Chronologie der Korrespondenz lässt sich nur in groben Zügen rekonstruieren, da insbesondere Schuchardts Briefe an Zwiedineck nicht alle datiert sind und sich die zeitliche Abfolge somit nur aus den vorhandenen inhaltlichen Bezügen approximativ rekonstruieren lässt. Ein Korrespondenzstück, bei dem auch keine ungefähre Einordnung möglich war, scheint am Ende der Edition auf.
Der Ton der Korrespondenz lässt auf enge Freundschaft zwischen Schuchardt und Zwiedineck schließen: Schuchardt spricht Zwiedineck durchwegs mit „Lieber Freund“ an, einmal gar als „Lieber bester Freund und Fakultätsrechtler“ (Brief Nr. 12-HS_HZS_10) und es werden unter anderem sehr private Themen behandelt. So etwa die Gesundheit von Schuchardts Mutter (Lfd. Nr. 05-HS_HZS_03; 10-HS_HZS_08) und andere emotional sehr stark besetzte Themen. Schuchardts Antwort auf Zwiedinecks Glückwunschschreiben zu seinem – offensichtlich von nahezu allen Kollegen vergessenen 60. Geburtstag, der nur in der Grazer Tagespost angezeigt wurde, beispielsweise lässt eine tiefe persönliche Kränkung durchscheinen (Lfd. Nr. 22-HS_HZS_17). Auf die enge freundschaftliche Verbindung Schuchardts mit der Familie Zwiedineck, die er selbst im Briefwechsel thematisiert („In dieser wie in jeder andern meiner von gleicher Gesinnung gegen das Haus derer von Zwiedineck beseelt“ (Lfd. Nr. 04-HS_HZS_02),weisen auch die teils intensiven und umfangreichen Korrespondenzen mit seiner Frau Anna von Zwiedineck (Bibl. Nr. 13058-13160), seinem Sohn Otto von Zwiedineck (Bibl. Nr. 13171-13187) und seinen Töchtern Margarethe von Zwiedineck (Bibl. Nr. 13169-13170), Rosa Dorothea von Zwiedineck (Bibl. Nr. 13188 und 05783-05790) sowie Schuchardts Kondolenzschreiben angesichts des Freitodes von Zwiedinecks Bruder (Lfd. Nr. 24-HS_HZS_19) und die zahlreichen Hinweise auf gemeinsame Diners etc. im Briefwechsel hin.
Zwiedineck erweist Schuchardt einen Freundschaftsdienst, indem er ihm von einer Reise nach Italien eine Spindel für dessen zu diesem Zeitpunkt (Frühjahr 1905) wohl schon recht umfangreiche Sammlung von Spindeln und Haspeln mitbringt, die eine der sachlichen Grundlagen für Schuchardts im Kontext der Forschungsrichtung „Wörter und Sachen“ programmatische Schrift „Hugo Schuchardt an Adolf Mussafia“ bildete, mitbrachte (Lfd. Nr. 25-HS_HZS_20; 26-13168). Die betreffende Spindel wird heute in Schuchardts Objektsammlung im Volkskundemuseum Wien aufbewahrt (ÖMV/63.401).
Neben privaten Themen lassen sich mehrere inhaltliche Schwerpunkte im Briefwechsel ausmachen: Auf der einen Seite werden verschiedentlich universitätspolitische Ereignisse angesprochen, so etwa die Habilitation Arturo Farinellis an der Grazer Universität (Lfd. Nr. 11-HS_HZS_09; 12-HS_HZS_10), auf der anderen Seite auch zeitgeschichtliche Aspekte beleuchtet, wobei insbesondere die Sprachenfrage in Österreich-Ungarn und damit in Zusammenhang stehende Arbeiten der beiden Gelehrten (Lfd. Nr. 07-HS_HZS_05; . 14-HS_HZS_12; 15-13165) aber auch teils ironisierend die Debatte um den Zeitpunkt der Jahrhundertwende (Lfd. Nr. 17-HS_HZS_14; 18-HS_HZS_15) thematisiert werden. Daneben gewährt der Briefwechsel an verschiedenen Stellen Einblick in das gesellschaftliche, intellektuelle und akademische Leben in Graz, so etwa zu Vereinen und Gesellschaften (03-HS_HZS_01). Auch der Werdegang Zwiedinecks und dessen verschiedene Wirkungskreise an der steiermärkischen Landesbibliothek, der Universität Graz (Lfd. Nr. 02-13164; 12-HS_HZS_10; 16-HS_HZS_13; 20-HS_HZS_16), insbesondere aber auch seine journalistische Tätigkeit in Bezug auf das 1891 gegründete Grazer Tagblatt (Lfd. Nr. 07-HS_HZS_20, 08-HS_HZS_04; 09-HS_HZS_07) kommen im Briefwechsel direkt oder indirekt zur Sprache.
Der Briefwechsel ist insbesondere mit Blick auf das Wechselspiel zwischen privater Korrespondenz, wissenschaftlichen Publikationen und lokaler Tagespresse interessant: Schuchardt mahnt in den zuletzt genannten Briefen Druckfehler im Grazer Tagblatt an, ebenso bezieht er sich in seinen Briefen rund um die „Streitfrage“ (Lfd. Nr. 17-HS_HZS_14; 18-HS_HZS_15), zu der er selbst dreimal in der Grazer Tagespost (Schuchardt 1899; 1900a; 1900b) sowie einmal in den Beilagen zur allgemeinen Zeitung (Schuchardt 1900c) Stellung nimmt, auf Beiträge Zwiedinecks in der lokalen Presse.
Mit Graz als k.k. Universitätsstadt mit den dort ansässigen Vereinen und akademischen Zirkeln und deren Organen tritt schließlich im Briefwechsel zwischen Schuchardt und Zwiedineck ein bisher noch nicht eingehend untersuchter Teil des Schuchardtschen Netzwerkes hervor.
Bibliographie
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Stadtarchiv Graz. Polizeilicher Meldezettel Oswald, Maria und Umschlagbogen der Volkszählung 1900
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Grazer Tagblatt. Abendausgabe 12.10.1891, online unter https://bit.ly/3wz7uzd
Grazer Tagblatt. Morgenausgabe 01.10.1891, online unter https://bit.ly/3NjoLmX
Grazer Tagblatt. Morgenausgabe vom 26.03.1903, online unter https://bit.ly/3yK1Cpy
Grazer Tagblatt. Abendausgabe vom 26.03.1903, online unter https://bit.ly/37YLDZY
Grazer Tagespost. 31.12.1899
Grazer Tagespost. 29.01.1901
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Neue freie Presse. Abendblatt 26.03.1903, online unter https://bit.ly/3lpcod7
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Herkunft der Digitalisate
Die von Hans von Zwiedineck-Südenhorst an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in: