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Ernst Windisch

URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.3018
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Zitiervorschlag: Hausmann, Frank-Rutger (2020): Ernst Windisch. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.3018, abgerufen am 28. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.3018.


Einleitung

Die Korrespondenz zwischen Ernst Windisch und Hugo Schuchardt wurde von Frank-Rutger Hausmann bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.

Bedeutung

Wilhelm Oskar Ernst Windisch (1844-1918) stammte aus Dresden, wo er die Kreuzschule besuchte. Anschließend studierte er in Leipzig (bis 1867) Klassische Philologie (im gleichen Jahr Staatsexamen für das höhere Lehramt) und Allgemeine Sprachwissenschaft. Er war Schüler von Friedrich Ritschl (1806-1876) und Studienfreund von Friedrich Nietzsche. Der Titel seiner Dissertation lautete De hymnis homericis maioribus. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit an der Leipziger Thomasschule (1867-1870) arbeitete er an seiner Habilitationsschrift Untersuchungen über den Ursprung des Relativpronomens in den indogermanischen Sprachen und erlangte die Venia legendi für Sanskrit und Vergleichende Sprachwissenschaft. Während eines Aufenthaltes in London (1870-1871) war er an der Katalogisierung der Sanskrithandschriften der Indian Office Library beteiligt, trieb aber auch keltische Studien. Einen Ruf nach Bombay lehnte er ab. Nach einem Extraordinariat in Leipzig (1871) wurde er 1872 auf ein Ordinariat nach Heidelberg berufen. Drei Jahre später ging er nach Straßburg, nahm aber 1877 einen Ruf auf ein Ordinariat seiner Leipziger Alma Mater an, das er bis zu seinem Tod bekleidete. Ihm wurden zahlreiche akademische Ehren zuteil. – Windisch und Schuchardt kannten sich aus ihrer Leipziger Lehrtätigkeit als Angehörige der gleichen Fakultät. Um 1886/87 gingen sie zum vertrauten Du über.

Die Korrespondenz Windischs erstreckt sich über die Jahre 1872-1917, wobei ab 1892 nur vier Briefe erhalten sind. Die Gründe für die Unterbrechung kennen wir nicht; sie sind nicht den Erschwernissen des Postverkehrs nach Ausbruch des Weltkriegs geschuldet, denn bereits 1897 setzt die Korrespondenz fast vollkommen aus. Noch lückenhafter ist die Korrespondenz Schuchardts, von der nur drei Briefe und eine Postkarte aus den Jahren 1887 bis 96 in Windischs Nachlass erhalten sind. Dieser befindet sich im Leipziger Universitätsarchiv.

Man kann aus Windischs Korrespondenz die Frühgeschichte der deutschsprachigen (und z. T. auch internationalen) Keltologie (Keltistik) rekonstruieren. Die Namen bedeutender Fachvertreter, die Titel ihrer Schriften, aber auch die Namen ihrer Verleger und Rezensenten werden genannt, ihre Arbeiten vorgestellt und z. T. kritisiert. Schuchardt kommt dabei als Autor, Rezensent, sachkundiger Sprachwissenschaftler und Vermittler zu Wort, der mit den Fachkeltologen auf Augenhöhe verkehrt. Ein zweites Hauptthema der Korrespondenz ist Heinrich Zimmers „Verriss“ von Windischs Keltische Studien (Göttingen 1882), eine für diesen bittere Polemik, in der Schuchardt für ihn Partei ergriff. Wenn Schuchardt einen Ruf nach Leipzig auf den Lehrstuhl seines Förderers Adolf Ebert (1820-1890) erhielt, hatte Windisch sicherlich lebhaften Anteil daran. Er verübelte Schuchardt jedoch seine Absage nicht. Bei der Benutzung eines Exemplars des Neuen Testaments in der baskischen Übersetzung Ioannes Leiçarragas, das sich in der Leipziger Stadtbibliothek befand und für die Edition Schuchardt-Linschmann herangezogen werden sollte, war Windisch behilflich. Dies ist ein weiteres Thema der Korrespondenz. Auf der letzten Postkarte aus dem Jahr 1917 „siezt“ Windisch Schuchardt übrigens wieder.

Bibliographie

Festschrift: Ernst Windisch zum siebzigsten Geburtstag am 4. Sept. 1914 / dargebracht von Freunden und Schülern, Leipzig 1914

Max Förster / E. Hultzsch, Zum Gedächtnis Ernst Windisch‘s, Leipzig 1919

Johannes Hertel, Nekrolog auf Ernst Windisch, Leipzig 1922 (=Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philol.-hist. Klasse, Band 73, Heft 2)

Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, Berlin [u.a.] 1986, 301

Ulrich von Hehl (Hrsg.), Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur, Leipzig 2005, Bd. III, 528f.

Professorenkatalog der Universität Leipzig (https://research.uni-leipzig.de/catalogus-professorum-lipsiensium/).

Eine Bibliogr. von Windischs Schriften findet sich in Windischs Festschrift: Ernst Windisch zum 70. Geburtstag am 4. September 1914 dargebracht von Freunden und Schülern, Leipzig 1914, 366-380 („Übersicht der Schriften von Ernst Windisch“).

Herkunft der Digitalisate

Für die von Hugo Schuchardt an Ernst Windisch verschickten Briefe gilt:

Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Universitätsarchiv Leipzig.

Die von Ernst Windisch an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in:

Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen