Émile Trouette
URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.2884
Korrespondenz
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Zitiervorschlag: Pelz, Martina (2016): Émile Trouette. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.2884, abgerufen am 28. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.2884.
Einleitung
Die Korrespondenz zwischen Emile Trouette und Hugo Schuchardt wurde von Martina Pelz bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.
Bedeutung
Über Émile Trouettes Leben ist nur wenig bekannt. Aus seinen Briefen ist zu entnehmen, dass er von der Insel La Réunion stammte und dort im 19. Jahrhundert als Professor tätig war. Es geht aus dem Briefwechsel zwischen Schuchardt und Trouette jedoch nicht hervor, wo und in welchem Bereich er beschäftigt war, einzig, dass er zum Zeitpunkt des Briefwechsels mit Schuchardt bereits in Rente war. Des Weiteren war er Ritter der Ehrenlegion und officier de l’instruction publique.1 Weitere biographische Daten liegen nicht vor.
Es ist allerdings zu erwähnen, dass Trouette der Schwager von Auguste (Bibl.-Nr. 12440-12443) und der Cousin von Julien Vinson (Bibl.-Nr. 12444-12480) war, die ebenfalls mit Schuchardt korrespondierten.
Briefedition und Kommentare
Die 17 erhaltenen Briefe Trouettes an Schuchardt (Bibl. Nr. 11845-11860) wurden mit Ausnahme des letzten Briefes (11860, Verfassungsort St. Denis, La Réunion) alle in Paris verfasst und verteilen sich auf die Zeit vom 05.10.1882 bis zum 09.07.1884. Leider konnten bis dato keine Gegenbriefe Schuchardts ausfindig gemacht werden.
Von Oktober 1882 bis März 1883 war der Briefkontakt zwischen Trouette und Schuchardt sehr intensiv (11 Briefe, Bibl.-Nr. 11845-11855), danach nur noch vereinzelt. So beschränkt sich der Briefkontakt im Jahr 1883 auf 4 Briefe (Bibl.-Nr. 11856-11859) und im Jahr 1884 auf 2 Briefe Trouettes (Bibl.-Nr. 11860-11861).
Durch seine Korrespondenz mit Pierre Duclos (Bibl.-Nr. 02632-02638) hatte Schuchardt bereits die Möglichkeit gehabt, einige Sprachproben des Réunionnais zu sammeln. Er scheint sich an Trouette gewandt zu haben, um Duclos Erklärungen zum Lied Li cœr n’a pas magazin (11849), das er auch von jenem erhalten hatte, nochmals zu hinterfragen und Unklarheiten zu beseitigen. Trouette lieferte ihm daraufhin seine Sicht zu Duclos Kommentaren sowie eine Vielzahl an weiteren Sprachbeispielen, die er mit Erklärungen versah. Eine wichtige Sprachprobe stellt hier die Übersetzung von Perraults Märchen Le chat botté – Der gestiefelte Kater (11846) dar. Trouette übersetzte das Märchen für Schuchardt anhand einer Übersetzung Baissacs aus dem Mauritiuskreol (11849). Weitere Sprachbeispiele sind Air de la pipe de tabac von Auguste Bringuier (11845), Virapin von Frédéric Legras (11845), Sprichwörter aus dem Kreolischen (11855) sowie Textbeispiele aus der Zeitschrift Le Sport Colonial (ab 11851), die Trouette stets kommentierte und hinsichtlich ihrer morphosyntaktischen Besonderheiten erklärte. Daneben besorgte Trouette u.a. auch eine Abschrift einer im Moniteur de l’île de la Réunion von einem Docteur Herland veröffentlichten umfangreichen Darstellung der Bevölkerungsstruktur der Insel Réunion, die Schuchardt wichtige soziokulturelle Informationen lieferte. Zum Zeitpunkt der Erstellung der vorliegenden Edition wurde Herlands „Note“ unter der Bibl.-Nr. 11851 aufbewahrt. Sie wurde Schuchardt aber aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Brief Nr. 11852 zugestellt und daher in der Transkription auch an dieser Stelle eingefügt.
Darüber hinaus stellte Trouette Kontakt zu Volcy Focard, einem weiteren Informanten zum Réunion-Kreol, her (siehe die Edition von Krämer 2012 und 2013).
Schuchardt interessierte sich besonders für die morphosyntaktischen Besonderheiten der Kreolsprachen und versuchte anhand von Fabel- und Märchenübersetzungen in Kreolsprache die Unterschiede zwischen dem Französischen und dem Réunionnais herauszufinden. Brief 11848, der ein archivalischer Glücksfall ist, gibt Aufschluss darüber, welche Themen für Schuchardt von besonderem Interesse waren und wie systematisch Schuchardt Informationen zu den verschiedenen Kreolsprachen bei seinen Kontaktpersonen abfragte. Die ersten acht Seiten des Dokuments sind von Trouettes Hand verfasst, die Seiten neun bis zwölf von beiden, wobei die roten Textpassagen vermutlich von Schuchardt stammen und die schwarzen von Trouette. Offensichtlich hatte Schuchardt diese Seiten als Fragenkatalog an Trouette geschickt, der diese in seinem Schreiben beantwortet. So erhielt Schuchardt u.a. Informationen zu den Präfixen, zum Wegfall von Präpositionen, zu Aussprachebesonderheiten, zu Tempus, Modus und Aspekt der Verben und zur Negation.
Schuchardt hatte Trouette offenbar auch eine Druckfahne seiner Publikation „Sur le créole de la Réunion“ (Schuchardt 1882) geschickt. Die von Trouette in seinem Brief vom 01.02.1883 (11856) angemerkten Fehler wurden für die Publikation nicht mehr korrigiert, Schuchardts Arbeit war bereits in der 1882 erschienenen Ausgabe 11 der Romania publiziert worden.
Wichtige Erkenntnisse, die Schuchardt aus dieser Korrespondenz ziehen konnte, waren u.a. Informationen zur unterschiedlichen Aussprache des Réunionnais und des Mauritiuskreols. So wies ihn Trouette darauf hin, dass z.B. im Unterschied zum Französischen die Endvokale ausgesprochen werden. Des Weiteren zeigte sich ein beachtlicher lexikalischer Einfluss des Madagassischen bei Pflanzen- und Tierbezeichnungen, Musikinstrumenten und Kleidungsstücken. Ebenso wurde Schuchardts Annahme, Louis Hérys kreolische Fabeln würden unzählige Gallizismen aufweisen, von Trouette bestätigt.
Transkriptionskriterien
Bei der Verschriftlichung der Sprachproben, insbesondere des Textes Le chat botté, wurde Trouettes Transkription übernommen.
Bibliographie
Focard, Volcy (1885) : „ Du patois créole de l’île Bourbon“, in : Bulletin de la Société des Sciences et Arts de l’île de la Réunion, année 1884, 179-239.
Héry, Louis (1828) : Fables créoles, Wroclaw, FB Editions.
Héry, Louis (1883): Esquisses africaines. Fables créoles et explorations dans l‘intérieur de l’île Bourbon, Paris, J. Rigal et Cle.
Krämer, Philipp (2012) : « Hugo Schuchardt im Zentrum der frankophonen Kreolistik. Korrespondenzen mit Lucien Adam, Volcy Focard, Alfred Mercier, Alcée Fortier und René de Poven-Bellisle », in : Grazer Linguistische Studien 78, 129-156.
Krämer, Philipp (2013) : .« Die Korrespondenz zwischen Volcy Focard und Hugo Schuchardt », in : Bernhard Hurch (Hg.) : Hugo Schuchardt Archiv. Webedition verfügbar unter http://schuchardt.uni-graz.at/id/person/1502, abgerufen am 17.3.2016.
Maillard, L. (1862): Notes sur l‘île de la Réunion (Bourbon), Paris, Dentu.
Scherer, André (1974): Histoire de la Réunion, Paris, Presses universitaires de France.
Schuchardt, Hugo (1882): „ Sur le créole de la Réunion“, in : Romania 11, 589-593.
Trouette, Emile (1888): L’ile Bourbon pendant la période révolutionnairede 1789 à 1803, Paris, Challamel.
Vaxelaire, Daniel (1999): Le grand livre de l’histoire de la Réunion, Bd 1 u.2, Sainte-Clotilde, Orphie
Vinson, Auguste (2006/1882): „Les origines du patois de l’île Bourbon“, in : Bulletin de la société des Sciences et Arts de l’île de la Réunion, 88-129.
Vinson, Auguste (1865) : Voyage à Madagascar au couronnement de Radama II.,o.A., Hachette Livre.
Vinson, Julien (1882) : “Un échantillon du patois créole-français du Mozambique », in : Revue de linguistique et de philologie comparée 15, 330-332.
Herkunft der Digitalisate
Die von Émile Trouette an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in: