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Ivan Šišmanov

URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.2739
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Zitiervorschlag: Mücke, Johannes (2016): Ivan Šišmanov. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.2739, abgerufen am 03. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.2739.


Einleitung

Die Korrespondenz zwischen Ivan Šišmanov und Hugo Schuchardt wurde von Johannes Mücke bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.

Bedeutung

Der Literaturwissenschaftler und Politiker Ivan Dimitrov Šišmanov (der Verfasser folgt hier der Schreibung des Namens in Schwarz 1993, Geier 2001 und der Virtuellen Bibliothek "Ivan Shishmanov" 2012-2014) gehört zu den wichtigsten Intellektuellen Bulgariens am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts. Seine Beziehungen zum deutschsprachigen Raum waren vielfältig und begannen schon früh im Laufe seines Bildungswegs (vgl. zum Folgenden insgesamt die Virtuelle Bibliothek "Ivan Shishmanov" 2012-2014). Šišmanov besuchte die Pädagogische Schule in Wien (1876-1882), studierte Philosophie und Literatur in Jena (1884), Genf (1885-1886) und Leipzig (1886-1888), wo er 1888 bei Wilhelm Wundt mit "Untersuchungen über die Empfindlichkeit des Intervallsinns“ promovierte, die auch in den von Wundt herausgegebenen Philosophischen Studien publiziert wurden (Šišmanov 1889).

Im noch jungen modernen bulgarischen Staat des 19. Jahrhunderts nahm Šišmanov Anteil am Aufbau des Bildungssystems. Er war seit ihrer Gründung 1888 an der Universität in Sofia tätig und wurde 1894 ordentlicher Professor für Literatur- und Kulturgeschichte (bis 1903). 1893 begründete er das ethnographische uns folkloristische Periodikum Sbornik za narodni umotvorenija, nauka i knižnina, das er 1893 bis 1902 herausgab. 1903 wurde Šišmanov als Bildungsminister Mitglied der bulgarischen Regierung. Aus Protest gegen die Schließung der Universität 1907 trat er vom Ministeramt zurück.

Ab 1909 war Šišmanov erneut Mitglied der wieder eröffneten Sofioter Universität. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs engagierte er sich für die europäische Einigung. 1921 bis 1924 lebte er in Freiburg und lehrte an der dortigen Universität (vgl. Badische Zeitung, [o.A.] 2010). 1926 wurde er Vorsitzender des bulgarischen P.E.N.-Clubs. Šišmanov verstarb 1928 in Norwegen, das er wegen des internationalen P.E.N.-Kongresses in Oslo besuchte.

Weiterführende biographische und bibliographische Hinweise finden sich auf der Website des FWF-Projekts Virtuelle Bibliothek "Ivan Šišmanov" (2012-2014) unter http://bglit.org/page/de/start.php. Der Verfasser ist den Mitarbeiterinnen des Projekts für die freundliche Unterstützung bei der Recherche zu Šišmanov zu Dank verpflichtet. Über die Beziehungen zur Schweiz informiert das Historische Lexikon der Schweiz unter http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D42947.php (Staikov Michel 2012). Vgl. ferner auch Geier (2001: 177-178) und zur Dissertation von Šišmanov auch Schwarz (1993).

Informationen

Die drei Schreiben von Šišmanov an Schuchardt wurden 1899 und 1900 verfasst. Ihr Inhalt lässt Rückschlüsse auf Schuchardts "Anfrage" zu, auf welche Šišmanov sich im ersten Brief an Schuchardt (Lfd.Nr. 1-10692 vom 20.10.1898) bezieht. Offenbar hatte sich Schuchardt im Rahmen seiner Recherchen bezüglich der europäischen Fischfangterminologie danach erkundigt, ob im Bulgarischen ein dem Serbischen Трбук ähnlicher Ausdruck verwendet werde, was von Šišmanov verneint wird. Schuchardts Erkundigungen stehen im Zusammenhang mit seinen seiner Arbeit an den Romanischen Etymologieen II (Schuchardt 1899 [= HSA 335]). Das Verweisen Schuchardts auf Gustav Meyer (siehe Fußnote 4 zu Brief Nr. 1-10692) und die Reaktion Šišmanovs deuten eine gewisse Vertrautheit zwischen den Briefpartnern an, aber es bleibt unklar, ob sie sich bereits kannten oder jemals persönlich begegnet sind. Das zweite Schreiben Šišmanovs erneuert noch einmal die Verneinung des Fischereiausdrucks und verweist – wie schon im ersten Brief geschehen – noch einmal auf Dimitar Marinovs ethnographischen Reihe Ziva Starina (vgl. Fußnote 2 zu Brief Nr. 1-10692). Es enthält darüber hinaus eine interessante Anfrage hinsichtlich des in Bulgarien verwendeten Judeospanischen, deren Hintergrund jedoch leider nicht ermittelt werden konnte. Die Postkarte vom 8.11.1900 enthält wiederum eine Antwort auf eine Frage Schuchardts bezüglich der Fischereiterminologie. Ferner empfiehlt Šišmanov, dass Schuchardt eine "Enquête" anregen könnte "und zwar durch eine Reihe von Fragen, die in dem von mir redigierten Сборникъ des Unterrichtsministeriums vorher publiziert werden könnten". Schuchardt scheint dies jedoch nicht getan zu haben (vgl. Fußnote 2 in Brief Nr. 3-10694). Über weitere Kontakte zwischen den beiden Wissenschaftlern konnte der Verfasser der Edition nichts in Erfahrung bringen.

Gegenbriefe

Dem Verfasser dieser Edition ist nichts über erhaltene Gegenbriefe von Schuchardt an Šišmanov bekannt geworden. Es existieren diverse Editionen von Briefen von und an Šišmanov, die jedoch – soweit der Verfasser dies überblicken kann – keine Briefe von oder an Schuchardt erhalten. Vgl. dazu Šišmanov (1930) und Vazov (1969). Ein Brief von Trubetzkoy an Šišmanov wurde publiziert in Trubetzkoy (1985: 445-448).

Briefedition und Kommentare

Die Webedition wurde unter Mitarbeit von Verena Schwägerl-Melchior und Silvio Moreira de Sousa verfasst. Der Verfasser der Edition bedankt sich nicht nur bei diesen beiden sehr herzlich, sondern auch bei Claudia Mayr für die Transkription der kyrillischen Textbestandteile.

Bibliographie

[o.A.] 2010. "Gedenktafel für Ivan Šišmanov". In Badische Zeitung, 09.12.2010. Online unter http://www.badische-zeitung.de/freiburg/gedenktafel-fuer-ivan-sismanov--38643277.html, abgerufen am 21.04.2016.

Danova, Penka. 2012. 'Ivan D. Sismanov: L'insegnamento e i primi studi di storia della letteratura italiana all'universita di Sofia'. In Etudes balkaniques 2-3, S. 212-233. Online unter: http://www.ceeol.com/search/article-detail?id=14938, abgerufen am 21.04.2016.

Geier, Wolfgang. 2001. Bulgarien zwischen West und Ost vom 7. bis 20. Jahrhundert: sozial- und kulturhistorisch bedeutsame Epochen, Ereignisse und Gestalten. Wiesbaden: Harrassowitz.

Jakobson, Roman et al. 1985. N. S. Trubetzkoy's Letters and Notes. Berlin, Boston: De Gruyter Mouton.

Šišmanov, Ivan Dimitrov. 1889. Untersuchungen über die Empfindlichkeit des Intervallsinns. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde bei der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. Leipzig: Wilhelm Engelmann.

Šišmanov, Ivan Dimitrov (Hg.). 1901. Sbornik za narodni umotvorenija, nauka i knižnina. Kniga XVIII. Sofija: Dǎržavna Pečatnica.

Šišmanov, Ivan Dimitrov. 1969. Studii, recenzii, spomeni, pisma. Sofija: Bulgarski Pisatel.

Schuchardt, Hugo. 1899. 'Romanische Etymologieen II'. In Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 141: 1-122 (=HSA 335).

Schwarz, Wolfgang Friedrich. 1993. 'Ivan D. Šišmanovs Leipziger Doktorarbeit. Methodologische, wissenschaftstheoretische und –soziologische Anmerkungen'. In Wolfgang Gesemann & Georgi Markv (Hgg.), Deutsch-bulgarische Kulturbeziehungen 1878-1918. Sofia: Universitätsverlag Kliment Ochridski, S. 244-252.

Staikov Michel, Zvetelina. 2012. 'Sismanov, Ivan Dimitrov'. In Historisches Lexikon der Schweiz. [Onlienfassung, 1998-2016]. Online unter: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D42947.php, abgerufen am 21.04.2016.

Vasileva, Margarita. 1998. 'Dimitar Marinov. His Life and Work (October 14, 1846 – January 10, 1940)'. In Ethnologia Bulgarica. Yearbook of Bulgarian Ethnology and Folklore 1: 117-125. Online verfügbar unter: http://www.ceeol.com/search/article-detail?id=75784, abgerufen am 22.02.2016.

Virtuelle Bibliothek "Ivan Šišmanov". 2012-2014. [Website des FWF-Projekts]. Online unter http://bglit.org/page/de/start.php?lang=DE, abgerufen am 21.04.2016.

Herkunft der Digitalisate

Die von Ivan Šišmanov an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in:

Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen