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Paul Scheuermeier

URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.2630
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Zitiervorschlag: Schwägerl-Melchior, Verena (2016): Paul Scheuermeier. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.2630, abgerufen am 15. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.2630.


Einleitung

Die Korrespondenz zwischen Paul Scheuermeier und Hugo Schuchardt wurde von Verena Schwägerl-Melchior bearbeitet und kommentiert.

Bedeutung

Paul Scheuermeier (1888- 1973) war einer der Exploratoren für den von seinem akademischen Lehrer Jakob Jud und Karl Jaberg herausgegebenen Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz (AIS) (Jaberg/Jud 1928-40) und führte nach der Promotion an der Universität Zürich zwischen 1919 und 1925 hierfür zahlreiche Erhebungen in Nord- und Mittelitalien durch. Aufgrund mangelnder akademischer Perspektiven trat Scheuermeier nach seiner Rückkehr in die Schweiz 1925 eine Stelle am Städtischen Gymnasium in Bern an (vgl. zur Vita Scheuermeiers Frasa 2011, sowie ausführlich zu seiner Tätigkeit für den AIS Rautmann 1993: 56-61). Dennoch war Scheuermeier auch in den folgenden Jahren dem Atlas-Projekt Jabergs und Juds sehr verbunden. Aus dem Kontext der Mitarbeit am AIS hervorgegangen ist auch sein wohl wichtigstes Werk, das zweibändige Bauernwerk in Italien, der italienischen und rätoromanischen Schweiz. Eine sprach- und sachkundliche Darstellung landwirtschaftlicher Arbeiten und Geräte (Scheuermeier 1943-56). Daneben war Scheuermeier u.a. seit 1943 in der Philologischen Kommission des Dicziunari Rumantsch Grischun tätig. 1964 wurde Scheuermeier die Ehrendoktorwürde der Universität Bern verliehen. Die Protokolle und Photographien, die Scheuermeier während seiner Reisen anfertigte, liegen wie zahlreiche andere Materialien im AIS Archiv an der Universität Bern. Eine beeindruckende Auswahl von Photographien und Aufzeichnungen Scheuermeiers zum italienischsprachigen Teil der Schweiz findet sich in Frasa/Grassi/Lura 2008.

Gegenbriefe

Aus den Postkarten Scheuermeiers an Schuchardt lässt sich annehmen, dass Schuchardt ebenfalls Korrespondenz an Scheuermeier richtete. Allerdings konnten im AIS-Archiv in Bern keine Korrespondenzstücke Schuchardts an Scheuermeier gefunden werden.

Briefedition und Kommentare

Im Schuchardt-Nachlass liegen vier Ansichtskarten von Paul Scheuermeier vor, die zwischen November 1921 und August 1922 während Scheuermeiers Tätigkeit als Explorator für den AIS in Istrien und Norditalien verfasst wurden.

Alle vier Ansichtskarten weisen vermutlich von Scheuermeier selbst fotografierte Motive auf: Korbformen aus Galliate (Novara) (Brief-Nr. 01-10040), Küchengeräte aus dem Rabbital (Sulzberg) (Brief-Nr. 02-10041), das Innere eines „kazún“, Fischerhütte aus Schilf in Amfora, Lagune v. Grado (Brief-Nr. 03-10042) sowie Fischerhütten von Amfora in der Lagune von Grado (Brief-Nr. 04-10043). Aus den Karten Scheuermeiers spricht große Bewunderung für Hugo Schuchardt, der mit seinen Arbeiten zur Sachwortforschung („Wörter und Sachen“) methodologisch Grundlegendes für die Schweizerische Sprachgeographie vorgelegt hatte (vgl. Rautmann 1993: 28-33). So spricht Scheuermeier davon „daß das, was wir Jungen jetzt durchzuführen versuchen, schon lange von Ihnen gedacht und gefordert worden ist, und [...] mir bei der Sammelarbeit täglich die Bestätigung durch die Finger rinnt der Richtigkeit der großen Linien u. Lehren, die wir Ihnen verdanken“ (Brief-Nr. 01-10040) und definiert sich selbst als „Als Schweizer Philologe, der in Ihren Ideen erzogen wurde, und als Sprachforscher, der jetzt jeden Tag Gelegenheit hat, zu sehen, wie wundervoll Ihre Lehren der Wirklichkeit des überreichen Lebens entspringen“ (Brief-Nr. 10441). Gemeint ist hier sicherlich Scheuermeiers akademische Lehrzeit bei Jakob Jud und Louis Gauchat, die beide stark von Schuchardts methodologischen Ansätzen beeinflusst waren (vgl. die Edition von Teilen der Korrespondenz zwischen Jud und Schuchardt in Heinimann 1972, 1992).

Neben den Ansichtskarten lassen sich noch drei handgezeichnete AIS-Karten zu falciata 'Mahd', falce 'Sense' und falce messoria (falciuola) 'Sichel' im Schuchardt-Nachlass (Werkmanuskripte 17.6.1.6) Paul Scheuermeier zuordnen.

Bibliographie

Brunner, Jennifer, Bernhard Hurch & Maria Jose Kerejeta. 2014. 'Die Korrespondenz zwischen Odón de Apraiz Buesa und Hugo Schuchardt'. In Bernhard Hurch (Hg.) (2007-). Hugo Schuchardt Archiv. Webedition verfügbar unter http://schuchardt.uni-graz.at/id/person/1044, abgerufen am 13.1.2016

Frasa, Mario, Linda Grassi & Franco Lura (eds.). 2008. Parole in immagine. Le ricerche di Paul Scheuermeier nella Svizzera italiana. Bellinzona: Centro di dialettologia e di etnografia.

Frasa, Mario. 2011. 'Scheuermeier, Paul'. In Historisches Lexikon der Schweiz, s.v., online unter http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D49221.php.

Heinimann, Siegfried. 1972. 'Hugo Schuchardt an Jakob Jud'. In Vox Romanica 31: 1-23

Heinimann, Siegfried. 1992. 'Briefe von Jakob Jud an Hugo Schuchardt'. In Vox Romanica 51: 1-39.

Rautmann, Karin. 1993. Die Entstehung des „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“ (AIS). Einblick in einen Forschungsprozess. Magisterarbeit. Hamburg.

Schuchardt, Hugo. 1923. 'Hugo Schuchardt an A. Griera'. In Butlletí de dialectologia catalana 11: 109-118.

Scheuermeier, Paul. 1943-56. Bauernwerk in Italien, der italienischen und rätoromanischen Schweiz. Eine sprach- und sachkundliche Darstellung landwirtschaftlicher Arbeiten und Geräte. Erlenbach-Zürich: Rentsch.

Herkunft der Digitalisate

Die von Paul Scheuermeier an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in:

Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen