Gaston Paris
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Korrespondenz
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Zitiervorschlag: Bähler, Ursula; Hurch, Bernhard; Morel, Nicolas (2023): Gaston Paris. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.2350, abgerufen am 09. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.2350.
Einleitung
Die Korrespondenz zwischen Gaston Paris und Hugo Schuchardt wurde von Ursula Bähler, Bernhard Hurch und Nicolas Morel unter der technischen Mitarbeit von Irina Matti und Lauren Mulholland bearbeitet.
Bedeutung
1839 in Avenay (Champagne) geboren und 1903 in Cannes verstorben, wuchs G. Paris in Paris auf. Nach dem baccalauréat verbrachte er zwei Jahre in Deutschland, das erste in Bonn (1856/57), wo er Friedrich Diez persönlich kennenlernte, das zweite in Göttingen (1857/58), wo er u.a. Kurse in klassischer Philologie bei Ernst Curtius belegte. Von einer philologischen Initiationsreise des jungen Franzosen zu sprechen, wie dies oft in der einschlägigen Literatur geschieht, greift insofern zu kurz, als dass sich G. Paris während seines Aufenthalts in Deutschland nicht eingehend mit Philologie befasste. Nachdem er sich dann allerdings für eine Laufbahn in dieser Disziplin entschieden hatte, machte er sich, wie alle Philologen seiner Generation, die wissenschaftlichen Grundsätze zu eigen, die in Deutschland von Gelehrten wie Franz Bopp und Jacob Grimm sowie, im Bereich der romanischen Sprachen, vom bereits genannten Fr. Diez entwickelt worden waren. Dieser Wissenstransfer manifestiert sich exemplarisch darin, dass G. Paris zwischen 1863 und 1876 die Diezsche Grammatik der romanischen Sprachen ins Französische übertragen wird, in Zusammenarbeit mit Auguste Brachet für den 1. Band, mit Alfred Morel-Fatio für die Bände 2 und 3.
Nach seiner Rückkehr aus Deutschland absolvierte G. Paris von 1858 bis 1862 ein Studium an der École des Chartes, das er u.a. mit der Arbeit Étude sur le rôle de l’accent latin dans la langue française abschloss. 1868 wurde er an die neu gegründete École Pratique des Hautes Études berufen und 1872 trat er die Nachfolge seines Vaters Paulin Paris am Collège de France auf dem für diesen 1852 geschaffenen Lehrstuhl für französische Sprache und Literatur des Mittelalters an. 1876 wurde er in die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres gewählt, 1896 in die Académie française.
Zusammen mit Hermann Zotenberg, Charles Morel und Paul Meyer gründete G. Paris 1865 die Revue critique d’histoire et de littérature, ein ausschliessliches Rezensionsorgan, und sechs Jahre später, 1871, wiederum mit Paul Meyer, die Zeitschrift Romania. Seine Bibliographie zählt mehr als 1200 Titel, wobei die Mehrheit seiner Arbeiten (z.T. sehr lange) Artikel und Rezensionen sind. Unter den vergleichsweise wenigen Monografien seien hier seine Dissertation Histoire poétique de Charlemagne (Prix Gobert 1865), eine komparatistisch angelegte literaturhistorische Arbeit zur französischen Heldenepik erwähnt, sowie die gemeinsam mit Léopold Pannier nach den Lachmannschen Prinzipien besorgte Ausgabe der Vie de Saint-Alexis (Prix Gobert 1872), die einen Meilenstein in der Geschichte der französischen Ekdotik darstellte.
G. Paris war ein Philologe im ,deutschen‘ Sinne des Wortes, der sich sowohl mit Sprachgeschichte und Texteditionen als auch mit Literaturgeschichte befasste, wobei sein Hauptinteresse im Laufe der Jahre immer mehr dem letztgenannten Forschungsfeld galt.
Die Hauptaufgabe, die sich G. Paris stellte, war es, ein klar definiertes philologisches Programm für die Romanischen Sprachen und Literaturen des Mittelalters theoretisch zu formulieren und sowohl wissenschaftlich als auch institutionell umzusetzen. Dieses Programm umfasste zwei ineinandergreifende Aspekte: auf der methodologisch-epistemologischen Ebene handelte es sich darum, die Romanische Philologie überhaupt als wissenschaftliche Disziplin zu etablieren, auf der inhaltlichen, die mittelalterliche Literatur als ein der wissenschaftlichen Betrachtung würdiges Studienobjekt zu beschreiben. Dieses doppelte Unterfangen stiess in Frankreich in den 1860er Jahren und darüber hinaus auf den Widerstand der etablierten kulturellen und universitären Traditionen, die durch einen gänzlich anderen, rhetorischen und belles-lettristischen Ansatz geprägt und zudem auf mannigfache Art und Weise mit nationalen Vorurteilen gegenüber (dem wissenschaftlichen) Deutschland durchwoben waren.
Briefedition und Kommentare
Der Briefwechsel zwischen Gaston Paris und Schuchardt beginnt 1869 und endet mit Paris’ Tod 1903, er begleitet somit das gesamte akademische Leben der beiden Korrespondenten. Das besondere Interesse an diesem Briefwechsel liegt einerseits in der eminenten Rolle, welche die beiden Schreiber in ihrem jeweiligen Fach, Romanische Philologie und Sprachwissenschaft, gespielt haben, andererseits in der stilistischen Feinsinnigkeit, die viele ihrer Briefe auszeichnet. Der Austausch ist von diversen, stets freundschaftlich ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten auf wissenschaftlichem, politischem und persönlichem Gebiet geprägt, und es ist gerade die Gegensätzlichkeit der Positionen, die, auf dem Boden der Gemeinsamkeiten, eine sehr spezielle Facette birgt und wesentliche Einsichten in die Aushandlungsprozesse des philologischen und sprachwissenschaftlichen Wissens liefert.
Die Korrespondenz umfasst 181 Briefschaften; die Gegenbriefe Schuchardts an G. Paris liegen in der Bibliothèque nationale de France (BnF) in Paris unter den Signaturen NAF 24456 und 24457. Wir danken der BnF für die Anfertigung der Scans und die Genehmigung zu deren Verwendung auf der Webseite des HSA.
Bereits in den frühen 1990-er Jahren gab es einen Austausch von Photokopien zwischen der BnF und dem HSA. Diese haben dabei geholfen, die in der Zwischenzeit durch den Ausschnitt einzelner Briefmarken von unbekannter Hand entstandenen Fehlstellen in den betroffenen Texten eindeutig zu ergänzen. Es handelt sich um die Postkarten NAF 24457 f° 53, f° 83, f° 93 und f° 102. Von den Briefen NAF 24457 f° 54, f° 67, f° 70, f° 79, f° 94, f° 98, f° 99 und f° 105 wurden zwischenzeitlich Briefmarken abgelöst, was zum Teil die Klärung der Sendedaten erschwert.
Eine Printversion des Briefwechsels mit einer Einführung, einem Index der in der Korrespondenz vorkommenden Philologen sowie einer ausführlichen Bibliographie erscheint in Herausgeberschaft von Ursula Bähler, Bernhard Hurch und Nicolas Morel bei den Edizioni del Galluzzo in Florenz (Reihe: „L'Europe des Philologues“).
Bibliographie
BÄHLER, U. (2004): Gaston Paris et la philologie romane, avec une réimpression de la Bibliogtraphie des travaux de Gaston Paris publiée par J. Bédier et M. Roques, 1904, Genève, Droz.
BERGOUNIOUX, G. (1996): “La définition de la langue au XIXe siècle: Science et politique”, in: Auroux, S., et al., ed., Histoire et grammaire du sens: Hommage à Jean-Claude Chevalier, Paris, Armand Colin, 72-85.
DESMET, P. & SWIGGERS, P. (1996): “Gaston Paris: aspects linguistiques d’une œuvre philologique”, in: Lorenzo, R., ed., Actas do XIX Congreso Internacional de Lingüística e Filoloxía Románicas, Universidade de Santiago de Compostela, Coruña, Fundación «Pedro Barrié de la Maza, Conde de Fenosa»,vol. VIII, 207-232.
RIDOUX, Ch., ed. (2020): Paul Meyer-Gaston Paris: correspondance, avec la collaboration d’U. Bähler et d’A. Corbellari, Firenze, Galluzzo.
ZINK, M., ed. (2004): Le Moyen âge de Gaston Paris ou la poésie à l’épreuve de la philologie, Paris, Odile Jacob.
Proto4DigEd (August 2023-Dezember 2024), https://www.swissuniversities.ch/fileadmin/swissuniversities/Dokumente/Hochschulpolitik/ORD/Calls/Approved_Projects_Track_A_2nd_Call.pdf
In Vorbereitung: BÄHLER, U. & JORGE, M. & MOREL, N. (ed.): Gaston Paris, une œuvre en réseau, un réseau en œuvre, actes du colloque de Cerisy-la-Salle, 24-28 mai 2023, à paraître dans la “Nouvelle Bibliothèque de l’École des Hautes Études”.
Herkunft der Digitalisate
Für die von Hugo Schuchardt an Gaston Paris verschickten Briefe gilt:
Die von Hugo Schuchardt an Gaston Paris verschickten Briefe befinden sich in der Bibliothèque nationale de France unter den Signaturen BnF, NAF 24456 und BnF, NAF 24457. Die betreffenden Digitalisate werden mittels IIIF über Gallica dargestellt und sind unter https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b52517227s und https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b52514429d abrufbar.
Die von Gaston Paris an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in: