Angela Nardo-Cibele
URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.2272
Korrespondenz
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Zitiervorschlag: Schwägerl-Melchior, Verena (2015): Angela Nardo-Cibele. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.2272, abgerufen am 28. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.2272.
Einleitung
Die Korrespondenz zwischen Angela Nardo Cibele und Hugo Schuchardt wurde von Verena Schwägerl-Melchior bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.
Bedeutung
Angela Nardo-Cibele (Foto aus der Biblioteca dell'Orto Botanico der Universität Padua hier) war die Tochter des venedischen Naturforschers Domenico Nardo und der Malerin Chiara Rizzi. 1878 heiratete sie den Ingenieur Francesco Cibele, mit dem sie zwei Kinder bekam. Nardo Cibele war in der Dokumentation der Traditionen und des Brauchtums insbesondere der Gegend um Belluno aktiv, publizierte ihre Arbeiten unter anderem im von Giuseppe Pitrè herausgegebenen Archivio per lo studio delle tradizioni popolari und konnte sich einen anerkannten Platz unter den Ethnographen der Zeit erarbeiten (vgl. zur Vita Duse [o.J]). Neben ihren ethnographischen Arbeiten, die sich vor allem mit Handwerkstechniken, Fauna und Flora und damit verknüpften Sagen und Legenden (Nardo Cibele 1890) befassten, und frühen Schriften gesellschaftspolitischen Gehalts (so z.B. Nardo Cibele 1871) sind die von ihr herausgegebenen und eingeleiteten Studien ihres Vaters Domenico Nardo zum Dialetto di Burano zu erwähnen (Nardo Cibele 1898).
Informationen
Angela Nardo Cibele und Hugo Schuchardt haben sich, wie man Nardo Cibeles Briefen entnehmen kann, vermutlich nie persönlich getroffen. Der Kontakt zwischen der venedischen Forscherin und dem Grazer Sprachwissenschaftler wurde unter Umständen durch die Vermittlung Antonio Ives, Schuchardts Kollege in Graz (vgl. Dorn/Mücke/Schwägerl-Melchior 2015) hergestellt (siehe Briefedition und Kommentare). Der erste – eigentlich an Antonio Ive gerichtete - Brief der vorliegenden Edition muss insofern als terminus ante quem für den ersten Kontakt zwischen Nardo Cibele und Schuchardt angenommen werden als Nardo Cibele in diesem erwähnt, sie habe Schuchardt schon zuvor Zeichnungen von Spinnrocken geschickt. Der schriftliche Kontakt mit Schuchardt beschränkt sich auf die Jahre 1903 bis 1905, ist aber aufgrund der verschiedenen Materialsendungen (Skizzen, Photographien, Spindeln) von besonderem Interesse für Schuchardts Forschungen zur Sachwortgeschichte. So stammen vermutlich die Spindeln ÖMV/63.399, ÖMV/63.400, ÖMV/63.438, ÖMV/63.397, ÖMV/63.437 und ÖMV/63.406 der im Österreichischen Museum für Volkskunde aufbewahrten Schuchardt Sammlung von Angela Nardo Cibele.
Gegenbriefe
Die Briefe Schuchardts an Nardo Cibele konnten nicht aufgefunden werden.
Briefedition und Kommentare
Im Schuchardt-Nachlass sind 8 Korrespondenzstücke von Angela Nardo Cibele erhalten. Hiervon sind 7 direkt an Schuchardt gerichtet. Der Brief mit der Lfd. Nr. 01-07706 wurde an Antonio Ive adressiert, enthält aber Informationen für Schuchardt und wurde von Ive wohl an diesen weitergeleitet. Daneben liegt im Nachlass eine Postkarte des Belluneser Historikers Francesco Pellegrini an Nardo Cibele vor, die separat ediert wurde. Unter Umständen kam diese mit einem nicht erhaltenen Schreiben Nardo Cibeles zu Schuchardt. Die Tatsache, dass diese auf 20. Januar 1899 datierte Postkarte im Nachlass vorhanden ist und Nardo Cibele im Brief 01-07706 erwähnt, es zu bedauern “di non potergli [a Schuchardt] mandare subito refatta dal mio fotografo l’imagine della rocca veneta di cui gli mandai il disegno” deuten darauf hin, dass schon vor dem Zeitpunkt des genannten chronologisch ersten Briefes der Korrespondenz (01.02.1902) schriftlicher Kontakt bestanden haben muss. Darauf weist auch die Präsenz der Publikation Studi sul dialetto di Burano (Nardo Cibele 1898) in der Universitätsbibliothek Graz (Bibliothek des Instituts für Romanistik, IS 156/21) mit dem Exlibris Schuchardts hin.
In der Sektion Werkmanuskripte des Schuchardt-Nachlasses liegen mehrere Skizzen und Photographien sowie Notizen vor, die von Nardo Cibele gefertigt bzw. durch ihre Vermittlung zu Schuchardt gelangten (Werkmanuskripte 17.2.2.1: zwei Blätter mit Notizen, eines davon vermutlich Teil des Briefes 01-07706 (siehe dort Anm. 2), das andere vermutlich Beilage des Briefes 06-07711; Werkmanuskripte 17.8.2.1: Photographien von Spinnrocken, 17.8.2.2: Zeichnung von Spinnrocken).
Vier der fünf erhaltenen Briefe (01-07706, 05-07110, 06-07111, 07-07112) haben Spindeln und Spinngeräte zum Gegenstand. Nardo Cibele suchte für Schuchardt Informationen, vor allem aber Anschauungsmaterial der in Vergangenheit und Gegenwart gebrauchten Instrumente. Ihre Recherchebemühungen erstreckten sich dabei sowohl auf das heimatliche Veneto (und angrenzende Friaul?), Florenz als auch auf Rom und Umgebung, wie neben den Briefen und anderen Materialien insbesondere die in der Schuchardt-Sammlung aufbewahrten Objekte belegen. Neben der Beschreibung von Funktionsweise und Gebrauch einzelner Gerätschaften lässt Nardo Cibele auch immer wieder sprachwissenschaftlich und dialektologisch interessante Aspekte in ihre Korrespondenz mit einfließen, wie etwa an der Beilage zum Brief 01-07706 erkennbar ist.
Der letzte Brief der Korrespondenz (08-07113) ist ein Dankschreiben für die Zusendung von Schuchardts Festschrift für Adolf Mussafia (Schuchardt 1905), aus dem (wie auch aus anderen Briefen) hervorgeht, dass Nardo Cibele in der Wissenschaftswelt der Zeit durchaus vernetzt war: Erwähnt wird neben der persönlichen Begegnung mit Giuseppe Pitrè, mit dem sie schon lange zuvor in freundschaftlicher Korrespondenz, auch, dass sie Adolf Mussafia in jungen Jahren kennengelernt hatte – ganz abgesehen von Antonio Ive, der Angela Nardo Cibele bei seinen Italienaufenthalten wohl regelmäßig besuchte.
Die drei in der Korrespondenz erhaltenen und jeweils nur mit einer Grußformel versehenen Ansichtskarten, auf denen eine Fuchsjagd in der römischen campagna (02-07707), ein für die Umgebung von Rom typischer von Büffelkühen gezogener Karren (03-07708) und ein Fuhrmann auf der Via Appia (04-07709) abgebildet sind, wurden alle am 17.12.1903 versandt und waren wohl als ethnographisches Anschauungsmaterial für Schuchardt gedacht.
Bibliographie
[o. A.]. 1907a. Atti del Congresso internazionale di scienze storiche (Roma, 1-9 aprile 1903). Volume I. Parte generale. Roma: Tipografia della R. Accademia dei Lincei. Online: https://archive.org/details/attidelcongress04unkngoog [23.11.2015].
Bellini, Arturo. 1899. Il lavoriero da pesca nella laguna di Comacchio. Venezia: Tip. F. Visentini
Dorn, Birgit, Johannes Mücke & Verena Schwägerl-Melchior. 2015. 'Die Korrespondenz zwischen Antonio Ive und Hugo Schuchardt'. In Bernhard Hurch (Hg.) (2007-). Hugo Schuchardt Archiv. Webedition verfügbar unter http://schuchardt.uni-graz.at/korrespondenz/briefe/korrespondenzpartner/1861, abgerufen am 19.11.2015.
Duse, Gina. [o.J.]. 'Angela Nardo Cibele. Una scienziata delle tradizioni'.
Lichem, Klaus & Wolfgang Würdinger. 2015. 'Die Korrespondenz zwischen Adolf Mussafia und Hugo Schuchardt'. In Bernhard Hurch (Hg.) (2007-). Hugo Schuchardt Archiv. Webedition verfügbar unter: http://schuchardt.uni-graz.at/korrespondenz/briefe/korrespondenzpartner/1165, [20.11.2015].
Nardo Cibele, Angela. 1871. 'Conferenze gratuite per istruzione femminile in Venezia', in : L'archivio domestico
Nardo Cibele, Angela. 1890. La filata o la coltivazione del canape nel bellunese : voci, usi pregiudizi e storielle. Palermo. s.n.
Nardo Cibele, Angela. 1898. Studi sul dialetto di Burano, Venezia: Visentini.
Schuchardt, Hugo. 1905. Hugo Schuchardt an Adolf Mussafia. Graz : Leuschner & Lubensky [HSA 480].
Varanini, Gian Maria. 2015. 'Pellegrini, Francesco', in: Dizionario Biografico degli Italiani - Volume 82 (2015), Online http://www.treccani.it/enciclopedia/francesco-pellegrini_%28Dizionario_Biografico%29/ [23.11.2015]
Herkunft der Digitalisate
Die von Angela Nardo-Cibele an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in: