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Lajos Katona

URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.1888
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Zitiervorschlag: Hausmann, Frank-Rutger (2023): Lajos Katona. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.1888, abgerufen am 09. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.1888.


Einleitung

Die Korrespondenz zwischen Lajos Katona und Hugo Schuchardt wurde von Frank-Rutger Hausmann bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.

Bedeutung

Lajos (Ludwig) Katona (1862-1910) wurde als älstester Sohn von István Katona und Karolin Kolleda in Vác in Ungarn geboren und studierte von 1882 bis 1884 am dortigen Priesterseminar. Er brach dieses Studium jedoch ab und wechselte an die Philosophische Fakultät der Universität Budapest. Von 1885 bis 1887 war er in Graz eingeschrieben, wo er u. a. Schüler von Hugo Schuchardt wurde. Seine Promotion (Über magyarische Folklore, zur vergleichenden Literaturgeschichte) erfolgte dort am 13. Juli 1887 (abgedr. unter dem Titel „Zur Litteratur und Charakteristik der magyarischen Folklore“, Zeitschrift für Vergleichende Litteraturgeschichte und Renaissance-Litteratur N. F. 1, 1887/88, 14-45). Leider ist Schuchardts Gutachten nicht erhalten. Anschließend arbeitete Katona als Gymnasiallehrer in Pécs und Budapest (dort am Budapester königlichen universitären katholischen Obergymnasium des 2. Bezirks). Er war 1889 Gründungsmitglied der Ungarischen ethnographischen Gesellschaft, deren Schriftführer und späterer Vizepräsident er wurde, weiterhin Herausgeber bzw. Redakteur mehrerer wissenschaftlicher Zeitschriften wie der Zeitschrift der ungarischen ethnographischen Gesellschaft Ethnographia, der Ethnologischen Mitteilungen aus Ungarn, zugleich Anzeiger der Gesellschaft für Völkerkunde Ungarns und des Philologischen Bulletins. Von 1893-96 amtierte er als Redakteur der Tageszeitung Hazánk („Unsere Heimat“), einem Presseorgan der Agrarier.

Katona habilitierte sich 1900 für vergleichende Literaturgeschichte an der Universität Budapest, wo er jedoch erst 1908 zum Ordinarius für ungarische Literaturgeschichte berufen wurde. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Forschungen war die Märchen-und Mythenforschung. Er vermachte seine Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, vgl. „Katona Lajos könyvtárának czímjegyzéke“ [=Titelverzeichnis der Bibliothek von Lajos Katona], Akadémiai Értesítö / Bericht der Ungarischen Akademie der Wissenschaften 22, 1911, 465-512].

Im HSA sind 161 Briefe Katonas erhalten; die 287 Gegenbriefe Schuchardts liegen, nicht immer in der richtigen Reihenfolge, in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Magyar Tudományos Akadémia Köniyvtára: Ms 5067/214-500).

Katona hat offenbar Schuchardts Briefe sorgfältiger aufbewahrt als dieser die seinigen. Die meisten der undatierten Briefe konnten aufgrund inhaltlicher Kriterien zeitnah eingeordnet werden.

Schuchardt ist die wichtigste Bezugsperson Katonas, was dessen akademische Laufbahn angeht. Wenn Schuchardt einen „Schüler“ hatte, dann war es Katona. Nicht nur, dass er dessen Dissertation gefördert und begutachtet hatte, er spornte ihn zur Habilitation an und ermahnte ihn immer wieder, sich nicht mit der Herausgabe diverser Zeitschriften zu verzetteln, sondern eine Habilitationsschrift zu verfassen, die die Grundlage für die Berufung zum Universitätsprofessor sein könne. Darüber hinaus ließ er ihn auch an seinen eigenen wissenschaftlichen Arbeiten und Erfolgen teilnehmen, informierte ihn über laufende Projekte, sprach von seinen (wirklichen wie eingebildeten) körperlichen Beschwerden, seinem streng geregelten Tagesablauf, von der Fürsorge für seine alte Mutter, von Kollegenstreit, von seinen Reisen und Erholungsaufenthalten, vom Bau der Villa Malwine u. a. mehr, so daß diese Briefe wichtige Ergänzungen zur Kenntnis von Schuchardts Leben mit seinen materiellen wie psychischen Konditionierungn liefern.

Katona dankte es Schuchardt mit anhänglicher Bewunderung. Der erhaltene Briefwechsel ist, trotz der angesprochenen Lücken im „Schuchardt-Teil“, einer der umfangreichsten des gesamten Nachlasses. Er wird meist auf Deutsch geführt, das Katona wie ein gebildeter Muttersprachler bis in die feinsten Nüancen hinein beherrscht. Von akademischer Lehre oder administrativen Universitätsangelegenheiten ist eher selten die Rede. Wenn Katona in Schuchardt einen väterlichen Lehrer und Gönner fand, dann sah Schuchardt in ihm einen dankbaren und wissbegierigen Schüler, den er auf jede Weise zu fördern versuchte. Anzumerken ist, dass Katona mehrere Artikel und Miszellen Schuchardts ins Ungarische übersetzte und darüber hinaus als sein Budapester „Kontaktmann“ fungierte.

Bibliographie

Katona Lajos munkásságáról szólo írások bibliográfiája: http://mek.niif.hu/04700/04798/html/katona_folklor0034.html

Sándor Dömötör, „1912 wurde ein ungarisches Märchenwörterbuch angefertigt“, Fabula 7, 1964-65, 230-232.

Enzyklopädie des Märchens, hrsg. von Rolf Wilhelm Brednich, Berlin-New York: De Gruyter, Bd. 7, 1993, Sp. 1097-1099 (Ákos Dömötör).

Vilmos Voigt, „Das Märchen in Ungarn Ende des 19.-Anfang des 21.Jhs.“, Tautosakos darbai – Folklore Studies XXXVIII, 2009, 184-200.

Zsófia Hacsek, Die Vorboten der ungarischen Kultur- und Sozialanthropologie. Institutionalisierung, Wissenschaftsgeschichte und Ideengeschichte der Ethnologie und ihrer Nachbarwissenschaften von 1870 bis 1920, Wien: Masterarbeit Kultur- und Sozialanthropologie, 2016, bes. S. 69-72.

J. Reisinger, Katona Lajos: 1862-1910 tanulmány és bibliográfia, Vác: [Katona Lajos Városi Könyvtár], 2000.

Zsófia Hacsek, Die Vorboten der ungarischen Kultur- und Sozialanthropologie. Institutionalisierung, Wissenschaftsgeschichte und Ideengeschichte der Ethnologie und ihrer Nachbarwissenschaften von 1870 bis 1920, Masterarbeit Wien 2016 (http://othes.univie.ac.at/45823/1/47966.pdf).

https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/uploads/downloads/Katona.pdf

Ildikó Landgraf, „A 24. óra szorításában.A folklórgyűjtés alapelvei Katona Lajos munkásságában és a korabeli magyar folklorisztikában“, Ethnographia. A Magyar Néprajzi Társaság folyóirata 127, 2016, 503-519 (mit engl. Abstrakt: „At the eleventh hour. The principles of folklore collection in the scholarly oeuvre of Lajos Katona and in Hungarian folklore studies at the turn of the 20th century“).

Herkunft der Digitalisate

Für die von Hugo Schuchardt an Lajos Katona verschickten Briefe gilt:

Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung von: Bibliothek und Informationszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Abteilung für Handschriften und Alte Bücher.

Die von Lajos Katona an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in:

Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen