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Adolf Harpf

URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.1710
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Zitiervorschlag: Hausmann, Frank-Rutger (2020): Adolf Harpf. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.1710, abgerufen am 22. 03. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.1710.


Einleitung

Die Korrespondenz zwischen Adolf Harpf und Hugo Schuchardt wurde von Frank-Rutger Hausmann bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.

Bedeutung

Harpf wurde in Graz als Sohn eines Kapellmeisters geboren und durfte auf Anordnung seines Vaters nur die Realschule absolvieren. Er besuchte im Anschluss daran die Chemische Fachschule seiner Heimatstadt, bereitete sich aber nebenher im Selbstunterricht erfolgreich auf die Matura vor, so dass er in Graz alte und moderne Sprachen studieren konnte. Im Jahr 1884 promovierte er mit der preisgekrönten Arbeit Die Philosophie des Protagoras. Von Januar 1886 bis November 1887 redigierte er die Deutsche Wacht (Cilli) und die Marburger Zeitung. Im Jahr 1888 gründete er in Leoben eine Buchhandlung und die Obersteirer Zeitung, 1893 auch noch eine eigene Druckerei. Eine schwere Erkrankung nötigte ihn, sich ab 1895 nach und nach von allen geschäftlichen Unternehmungen zurückzuziehen. Er wurde freier Schriftsteller und lebte ab 1897 winters meist in Abassieh-el Walie bei Kairo. Er veröffentlichte (z. T. unter dem Pseudonym Adolf Hagen) Reisebeschreibungen, wandte sich aber auch der „Rassenkunde“ zu (s. u. Bibliographie Adolf Harpf). In diversen Schriften vertrat er einen deutschvölkischen Standpunkt (Morgen- und Abendland. Vergleichende Kultur- und Rassestudien, 1905; Der völkische Kampf der Ostmarkdeutschen, 1905; Der völkische Gedanke als aristokratisches Prinzip unserer Zeit, 1906 u.a.). Angeblich soll der junge Adolf Hitler seine Schriften studiert haben.

Harpfs „Rassismus“ kann so ernsthaft jedoch nicht gewesen sein, denn er führte eine Doppelexistenz: Sommers war er bei Frau (und Tochter) in Leoben, winters in Ägypten bei seiner Zweitfamilie, einer Mulattin, der Mutter zwei weiterer Kinder. Mit Kriegsausbruch radikalisierten sich seine Anschauungen. Ab jetzt verwendet er bei der Datumsangabe der Briefe die germanischen Monatsnamen (Hartung, Hornung, Lenzing, Ostermond etc.) und beendet sie mit einem „Heilgruß“. Einen Grund für die Zuspitzung seiner Anschauungen könnte man darin erkennen, dass ihm jetzt der Weg nach Ägypten, Teil des kriegsführenden British Empire, versperrt war.

Harpf betrachtet auch noch in vorgerücktem Alter Schuchardt als seinen prägenden Lehrer, dem er mit Bewunderung und Respekt begegnet. Seine Briefe sind meist ausführlich und betreffen verschiedene Bereiche: Da er bis zum Kriegsausbruch 1914 die Hälfte des Jahres in oder bei Kairo bei seiner „Zweitfamilie“ lebte, konnte er Schuchardt mit landeskundlichen Informationen (Hotels, Reisemöglichkeiten im Land, Theaterbesuche, Gaststätten etc.) versorgen, als dieser 1903 nach Ägypten reiste. Später informierte er ihn über das ägyptische Binnenfischereiwesen und erstand für ihn eine Reuse und ein Fangnetz. Er beschreibt aber auch Schädel- und Skelettfunde, die bei anthropologischen Grabungsexpeditionen (meist mit österreichischer Beteiligung) gemacht wurden. Hinzu treten praktische Hinweise über den Vorteil eines eigenen Hauses (Villa Malvine) im Vergleich mit einer Mietwohnung oder Therapieratschläge für Schuchardts Augenprobleme („Doppelsehen“).

Briefedition und Kommentare

Der Briefwechsel umspannt die Jahre 1898 bis 1919. Leider sind Gegenbriefe Schuchardts nicht erhalten. Man hätte gerne gewusst, wie sich Schuchardt im Hinblick auf Harpfs rassistische Konzepte positioniert. – Bei der Transkription der Harpf-Briefe wird dessen oft eigenwillige Orthographie beibehalten.

Bibliographie

„Doktoratsakt Graz, 7.5.1884, UA Graz DA 280 (http://unipub.uni-graz.at/obvugruada/content/titleinfo/1596640);

Rudolf Steiner, „Über deutschnationale Kampfdichter in Österreich“, Magazin für Litteratur 67. Jg., Nr. 34, 1898, 448-449;

Emmerich Maday (Hrsg.), Österreichische Schriftsteller- und Künstlerbiographien, Wien: Autos, 1910, 41 (mit Porträt);

Franz Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Leipzig 61913, III, 80-81;

ÖBL 1850-1950 2, 1958, 190 (mit Hinweis auf Biogr. Jb. 1907; Brümmer; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch; Kürschner 1936 [Werksverzeichnis];

Wer ist’s? 1912, 591);

Friedrich Heer, Der Glaube des Adolf Hitler. Anatomie einer politischen Religiosität, Frankfurt a. M.-Berlin, 1989, Kap.3 („Deutschland, heilige Mutter“, Unterkapitel „Adolf Harpf, Der völkische Kampf der Ostmarkdeutschen“, S. 42f.);

Max Kaiser / Werner Michler, „Das literarische Feld und das Terrain der Politik. Österreichische Lyrikanthologien 1848-1890 als Quellen zum literarischen Leben", in: Michael Böhler / Hans Otto Horch (Hrsg.), Kulturtopographie deutschsprachiger Literaturen: Perspektivierungen im Spannungsfeld von Integration und Differenz. A Cultural Topography of Literatures in German. Perspectives on the tensions between integration and difference, Berlin: de Gruyter, 2002, 179-230, bes. 205-207;

Konrad Feilchenfeldt (Hrsg.), Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch. Fortgeführt von Carl Ludwig Lang. Vierzehnter Band: Halm-Hauptmann, Berlin/New York: De Gruyter, [2010], Sp. 273-274.

Herkunft der Digitalisate

Für die von Hugo Schuchardt an Adolf Harpf verschickten Briefe gilt:

Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen

Die von Adolf Harpf an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in:

Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen