Johannes Theophilus Hahn
URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.1697
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Zitiervorschlag: Mallinger, Lena (2013): Johannes Theophilus Hahn. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.1697, abgerufen am 29. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.1697.
Einleitung
Die Korrespondenz zwischen Johannes Theophilus Hahn und Hugo Schuchardt wurde von Lena Mallinger bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.
Bedeutung
Im Jahr 1882 schrieb Johannes Theophilus Hahn, der sich zu dieser Zeit in Kapstadt befand, zwei Briefe an Hugo Schuchardt, die sich hauptsächlich mit dem "Hottentotten-Holländischen Jargon" befassen. Aus diesen Briefen geht hervor, dass sich Schuchardt in einem vorangegangenen Brief an Hahn nach diesem Jargon erkundigte. Da die Briefe von Schuchardt an Hahn jedoch leider nicht auffindbar sind und ihr Inhalt unbekannt ist, lassen sich darüber nur Mutmaßungen anstellen. Es ist aber anzunehmen, dass Schuchardt, der als Begründer der Kreolistik gilt und zwischen 1880 und 1914 über 40 Artikel (insgesamt fast 700 gedruckte Seiten) zum Thema Pidgins und Kreols verfasste (vgl. Holm 2000: 29), sich im Zuge dieser Studien für den "Hottentotten-Holländischen Jargon" interessierte. Hahn war ein geeigneter Ansprechpartner für Schuchardt, da er einen wesentlichen Teil seines Lebens in Südafrika verbracht hatte, Nama fließend beherrschte und zudem 1870 seine Dissertation über die Sprache der Nama-Hottentotten verfasst hatte.
Informationen
Theophilus Hahn, mit vollem Namen Johannes Theophilus Hahn, wurde am 24.12.1842 in Ebenezer, Südafrika als Sohn des Rheinischen Missionars Samuel Hahn, der 1834 nach Südafrika entsandt wurde, geboren. In seiner Kindheit in Ebenezer lernte Theophilus Hahn fließend Nama-Hottentottisch zu sprechen. Für sein Studium der Philologie ging er nach Deutschland, wo er 1870 an der Universität von Halle promovierte. Seine Dissertation trägt den Titel „Die Sprache der Nama“, wobei die Themenwahl sicherlich auch auf seine Kindheit und Jugend in der Namaqua-Siedlung Ebenezer zurückzuführen ist. Nach seiner Promotion kehrte Theophilus Hahn nach Südafrika zurück, wo er in Kapstadt Marion Smuts heiratete. Im Anschluss ging er nach Keetmanshoop in Namibia, um die Nama-Hottentotten zu erforschen. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wurde er Händler, wobei ihm seine Tätigkeit durch kontinuierliche Kämpfe unter den Eingeborenen erheblich erschwert wurde. 1878 kehrte er nach Südafrika zurück und lebte in Stellenbosch bei seinem Bruder Johannes Samuel Hahn, einem Rheinischen Missionar. Dort vervollständigte er die erste Karte von Südwestafrika, welche 1879 in Kapstadt veröffentlicht wurde. 1881 wurde Theophilus Hahn zum Kurator der Grey Collection an der Südafrikanischen Bibliothek in Kapstadt ernannt. Er nutzte letzteres Amt hauptsächlich für Forschungen und vernachlässigte seine Pflichten als Bibliothekar. Dadurch zog er den Unmut des Bibliothekskomitees auf sich, was dazu führte, dass er 1883 kündigte. Nach dem zweiten Burenkrieg (1899-1902) verbrachte er seinen Lebensabend als Angestellter einer Bergbaugesellschaft in Johannesburg, wo er 1904 starb (vgl. Trümpelmann 1972: 413-414).
Briefedition und Kommentare
Das Sprachbeispiel, welches Hahn in seinem ersten Brief an Schuchardt gibt, findet sich auch in Arbeiten von Hans den Besten wieder. Den Besten bezeichnet dies als „relexifiziertes Khoekhoe“ (den Besten 1986: 216), welches nicht wie Hottentotten1-Holländisch aussieht, da nur die Inhaltswörter relexifiziert (also aus dem Holländischen übernommen) wurden und die grammatischen Partikeln und Suffixe geblieben sind. Nach seiner Aussage ließe sich aus diesem Satz möglicherweise ein Hottentotten-Holländischer Satz machen, wenn man alle grammatischen Partikeln und Suffixe auslassen würde. Den Besten zufolge ist es durchaus möglich, dass dieses relexifizierte Khoekhoe zur Entstehung des Hottentotten-Holländischen beigetragen hat und er schließt ebenfalls nicht aus, dass Hottentotten-Holländisch eine Rolle bei der Entstehung von Afrikaans gespielt hat (vgl. den Besten 1986, 1987). In seinem zweiten Brief vom 2. Mai 1882 erwähnt Hahn, dass das Kapholländische (Afrikaans) neben dem Hottentottischen auch von den Hottentotten gesprochen wird. In diesem Zusammenhang, also um das „Kapholländische kennenzulernen“ empfiehlt er Schuchardt einerseits eine Ausgabe der Zeitung „Patriot“, sowie das Buch „Afrikaanse Gedigte“. Diese beiden erwähnt Schuchardt auch in einem Brief an Matthias de Vries vom 19. Juni 1882. In diesem Brief wendet er sich an de Vries, da er, wie er schreibt, über das Kapholländische „nur eine Nummer des Patriot und Afrikaanse Gedigte Twede Versameling Paarl, D. F. du Toit, 1881“, besitze und in Erfahrung bringen möchte, ob es dazu noch mehr nennenswerte Literatur gebe (vgl. die Korrespondenz zwischen de Vries und Schuchardt, Brief Bibl. Nr. 01).
Zu Beginn des zweiten Briefes erwähnt Hahn den Vortrag „On the Science of Language and its Study, with special regard to South Africa“, den er am 29. April 1882 in der South African Public Library in Kapstadt gehalten hatte (veröffentlicht als Hahn 1882). Hahn bittet Schuchardt, über diesen Vortrag, sobald in gedruckter Form vorliegend, eine Rezension zu schreiben und zu veröffentlichen. Es scheint fast so, als sei sich Hahn seiner eigenen Ansichten nicht gänzlich sicher und als suche er die Bestätigung von Schuchardt. Hahns Ansichten über das Niederländische und seine Literatur sind von einer sehr subjektiven Komponente geprägt, und sicherlich waren sie auch Anlass zur Kontroverse unter seinen Kollegen. Leider fehlt hier Schuchardts Antwort auf Hahns Brief und es konnte auch kein Hinweis auf die Veröffentlichung einer Rezension gefunden werden. Schuchardt erwähnt diesen Vortrag allerdings gegenüber de Vries in einem Brief vom 9. Juli 1882. Er spricht im Zusammenhang mit dem Schluss des Vortrags von einem „durchaus unedlen und unmotivirten Angriff auf die holländische Sprache“, für den Hahn auch eine Rüge vom englischen Vorsitzenden erhalten habe. Außerdem schreibt er, er habe Hahn seine Meinung „unverblümt gesagt“. Vermutlich lässt sich aus dieser Formulierung schließen, dass Schuchardt Hahns Ansichten nicht teilte. Auch de Vries ist hier sehr polemisch. Er bezeichnet Hahn in einem Brief vom 6. August 1882 an Schuchardt als „anmassenden Schwätzer“ und schreibt, dass dessen Vortrag sowohl in den Niederlanden als auch Südafrika für Aufregung und einige Kritik in den Zeitungen gesorgt hat (vgl. die Korrespondenz zwischen de Vries und schuchardt, Briefe Lfd. Nr. 4 und 7).
Herkunft der Digitalisate
Die von Johannes Theophilus Hahn an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in: