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Moses Gaster

URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.1554
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Zitiervorschlag: Melchior, Luca (2014): Moses Gaster. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.1554, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.1554.


Einleitung

Die Korrespondenz zwischen Moses Gaster und Hugo Schuchardt wurde von Luca Melchior bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.

Bedeutung

Moses Gaster1, Sohn einer geachteten jüdischen Familie aschkenasicher Herkunft aus Bukarest, studierte an der Breslauer Universität Orientalistik, Linguistik und biblische Studien und besuchte zugleich das jüdische theologische Seminar. Dort hörte er auch bei Gustav Gröber. 1877 promovierte er in Leipzig mit einer Arbeit über die Gutturale im Rumänischen (Gaster 1878b, 1878c), die Schuchardt anscheinend sehr beeindruckte (vgl. auch Găzdaru 1954:679; 1971:12). Gaster wirkte als aktiver Verfechter der Emanzipation der Juden, so dass er 1885 Rumänien – wohin er 1880 zurückgekehrt war – wieder verlassen musste (er wurde aber 1891 rehabilitiert, vgl. Goodman 1933:155). Er ging nach London, wo er zunächst (1886 bis 1891) Lecturer für Slawistik an der University of Oxford und seit 1887 auch Rabbiner der portugiesisch-sephardischen Gemeinde Londons war. Als langjähriger Leiter des Judith Lady Montefiore College in Ramsgate (Kent) war er eine der führenden Figuren des englischen Zionismus sowie der jüdischen Gemeinde in England.

Als Forscher beschäftigte sich Gaster mit Folklore und Volksliteratur. Er war Herausgeber und Übersetzer zahlreicher mittelalterlicher jüdischer und samaritanischer Texte sowie rumänischer Volksliteratur2 und wirkte auch als Übersetzer jiddischer Literatur.

Seine äußerst umfangreiche Sammlung hebräischer, samaritanischer und slawischer Handschriften und Manuskripte befindet sich in der John Rylands Library der University of Manchester (dazu vgl. Haralambakis 2012/13), andere Materialien aus seinem Nachlass in den UCL Special Collections (University College London, London).

Informationen

In der Universitätsbibliothek Graz werden nur drei Briefe von Gaster an Schuchardt aus den Jahren 1877 (aus Breslau), 1886 und 1887 (aus London) aufbewahrt. Zwischen den zwei Forschern entwickelt sich kein wissenschaftlicher Diskurs. Im ersten Brief (Briefnummer 03571) lehnt der junge Gaster den Vorschlag Schuchardts ab, zusammen mit Jan Urban Jarník3 eine rumänische Grammatik zu verfassen, die als Anhang zur geplanten fünften Auflage der diezschen Grammatik der romanischen Sprachen beim Eduard Weber’s Verlag (Bonn) geplant war. Mit deren Abfassung war Schuchardt selbst vom Verleger beauftragt worden, welcher Jarník – ohne den Verlag davon in Kenntnis zu setzen – zur Mitarbeit angeregt hatte. Als Schuchardt 1878 vom Unternehmen zurücktreten wollte, akzeptierte Jarník dessen Entscheidung unter der Bedingung, die Grammatik nicht allein verfassen zu müssen. Er und Schuchardt einigten sich auf Gaster als möglichen Mitarbeiter (vgl. den Brief vom 11.11.1878 mit der Archivnummer 05081 von Jarník an Schuchardt). Mit den zwei weiteren Briefen, die im kurzen zeitlichen Nacheinander verschickt worden sind (Dezember 1886, Briefnummer 03572 bzw. Januar 1887, Briefnummer 03573), liefert Gaster auf Anfrage Schuchardts bibliographische Hinweise zu Werken über den Einfluss des Rumänischen auf das Ungarische, die Schuchardt später in seinen Publikationen zum ungarisch-rumänischen Sprachkontakt (Schuchardt 1889, 1891, Archiv-/Breviernr. 222; 242) verwenden wird und diskutiert die Etymologie des rumänischen Wortes prunc.

Gegenbriefe

Es war bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, die Briefe Schuchardts an Gaster ausfindig zu machen. Sie befinden sich nicht unter den in der Rylands Library in Manchester aufbewahrten Materialien von Gaster. In den UCL special collections (London) sind zahlreiche Materialien von Gaster, die sogenannten „Gaster Papers“ aufbewahrt; dabei sind aber keine Korrespondenzstücke Schuchardts aufgezeichnet. Eine Überprüfung des tatsächlichen Bestandes der „Gaster Papers“ war jedoch bisher nicht möglich.

Briefedition und Kommentare

Es wurden keine Korrekturen in der Briefedition vorgenommen; lediglich Passagen, die in den Briefen unterstrichen sind, wurden kursiv wiedergegeben; ebenso wurde auf die Angabe von [sic] verzichtet – das interessierte Publikum soll selbst darüber urteilen, wo und ob es sie eventuell für nötig hält. Eventuelle Verweise auf Personen, Ereignisse und Werke werden – soweit es möglich war – in der Befußnotung aufgeschlüsselt, wobei die bibliographischen Hinweise nur als Kurzzitat erscheinen und in der Bibliographie ausführlich dargestellt werden.

Die Schriftstücke sind mit den Grazer Bibliothekssiglen versehen.

Bibliographie

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Herkunft der Digitalisate

Die von Moses Gaster an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in:

Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen