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Fortunato Demattio

URI: https://gams.uni-graz.at/o:hsa.persons#P.1380
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Zitiervorschlag: Mücke, Johannes (2015): Fortunato Demattio. In Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.person.1380, abgerufen am 03. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.2.1380.


Einleitung

Die Korrespondenz zwischen Fortunato Demattio und Hugo Schuchardt wurde von Johannes Mücke bearbeitet und kommentiert. Die Edition wurde unter Mitarbeit von Verena Schwägerl-Melchior erstellt.

Bedeutung

Fortunato Demattio übernahm 1868 die Lehrkanzel für italienische Sprache und Literatur an der Universität Innsbruck und hatte ab 1879 einen "erweiterten Lehrauftrag für 'italienische Sprache und Literatur und romanische Philologie'" (Hausmann 2016, Videscott 2012). Er trat 1898 in den Ruhestand, sein Nachfolger als Ordinarius für Romanische Philologie in Innsbruck wurde Theodor Gartner (Videscott 2012).

Weiterführende Informationen finden sich im Eintrag zu Demattio im Romanistenlexikon (Hausmann 2016) sowie auf der Website des Instituts für Romanistik der Universität Innsbruck unter https://www.uibk.ac.at/romanistik/institut/institutsgeschichte/ (Videscott 2012).

Informationen

Das Verhältnis zwischen Fortunato Demattio und Schuchardt war nicht frei von Spannungen. Demattio machte sich offenbar Hoffnungen, anstelle von Schuchardt 1875 die Professur an der Grazer Universität zu übernehmen. Jedenfalls lässt eine Anmerkung aus den Briefen von Johannes Schmidt vom 29. Juli 1875 an Schuchardt dies vermuten:

Dass Demattio mit allen kräften strebt her zu kommen, weiß ich. Schenkl, der alle nullen protegiert, unterstützt in nach kräften, jetzt also auch Muss[afia]. Ich habe mich in den motiven zu unserem vorschlage, welche ein ser umfangreiches actenstück bilden, bemüht Demattio u. Förster aus der ban zu schaffen und Sie als den einzigen möglichen candidaten hin zu stellen. (Brief Nr. 07-10099 in Hurch & Mücke 2015)

Auch Adolfo Mussafia informierte Schuchardt über Demattios Interesse am Grazer Lehrstuhl. In einem nur ungenau datierbaren Brief an Schuchardt setzt sich Mussafia tatsächlich für Demattio ein (1875/1876):

DeMattio in Innsbruck bittet um die Stelle; ich glaube, dass wenn auch seine Leistungen bisher in mehr oder weniger geschickten Compilationen bestehen, man ihm doch diese nicht nach dem für deutsche Universitäten allgemein giltigen Maassstabe sondern für die speciellen Gr. Bedürfnisse zu berechnende Stelle gewähren darf. (Brief Nr. 19-07642 in Lichem & Würdinger 2015)

Im selben Brief rät Mussafia Schuchardt direkt davon ab, die Grazer Stelle zu übernehmen, falls er dort auch Italienisch zu prüfen haben sollte:

Als wahrer Freund zum Freunde sage ich Ihnen folgendes: Niemand schätzt und bewundert Ihre lingu. u. lithist. Kenntn. auf dem Gebiete des Ital. mehr als ich; wenn aber die Gr. bei Ihrer Wahl beabsichtigen, Ihnen die Last der Prüfungen aufzubürden, nehmen Sie nicht an. (Brief Nr. 19-07642 in Lichem & Würdinger 2015)

Mussafias Position geht allerdings nicht eindeutig aus dem Schreiben an Schuchardt hervor, denn er macht auch klar, dass er Schuchardt für den besseren Prüfer hält:

Glauben Sie ja nicht an Chauvinismus von meiner Seite; für die tüchtige Bildung des Cand. würde mir persönlich eine weit grössere Gewähr geben ein Approbationszeugniss von Ihnen als von DeMattio; ich spreche nur von Ihrem Standpunkte gegenüber den Cand. aus, welche oft von Eigendünkel erfüllt und den wahren Werth wissenschaftlicher Bildung nicht zu schätzen vermögend, dem Nichtitaliener das Recht sie in ihrer Muttersprache zu prüfen bestreiten könnten. Bisher sind die ital. Collegia fast ausschl. von Ital. besucht u. daher in ital. Sprache gehalten worden; werden Sie als Deutscher in einer deutschen Univ. sich dazu bequemen wollen? ǀ3ǀ Kurz: ich würde den Grazer sagen; wollt ihr zwei Vögel mit einem Schusse tödten, und denket ihr bei mir zuerst an den guten Kenner des Ital., damit ich auch für eure pract. Bedürfn. sorge, da bin ich nicht euer Mann; beruft ihr aber lediglich den Schuch., den Romanisten, so bin ich bereit, euere Einladg anzunehmen, wenn u.s.w. (Brief Nr. 19-07642 in Lichem & Würdinger 2015, Herv. i. Orig.)

Nachdem Schuchardt 1876 doch noch die Professur an der Grazer Universität übernommen hatte, kommt es zum kurzen Briefwechsel zwischen ihm und Demattio. Anlässlich der Veröffentlichung der Pressemitteilung über Schuchardts Ruf nach Graz im Juni 1876 gratuliert Demattio, spricht sich dann aber sehr enttäuscht über Schuchardts durchaus negative Rezension (Schuchardt 1876 [= HSA 081]) seiner Morfologia italiana (Demattio 1876) aus und verteidigt seine Publikation:

I miei lavori non hanno che il modesto scopo di servire in certo qual modo di istradamento ed introduzione allo studio delle opere di un Diez, della |3| S. V., di un Ascoli ecc. per la gioventù studiosa italiana, che come Ella avrà in Graz occasione di venire a conoscere, ne' primi anni de' suoi studî universitarî, conosce poco o nulla il tedesco e non piega facilmente la cervice a lavori troppo aridi e nuovi, come p. e. quelli di un Ascoli. Inoltre la più parte de' maestri e professori italiani nelle scuole secondarie austriache della Dalmazia, di Trieste dell' Istria e del Tirolo non hanno neppure un' idea de' nuovi studî ed è per questo ch' io ho cercato di comporre una grammatica ital. ad uso de' ginnasî e de' candidati (Fonolog. Morfolog. Sinatassi) in base ai migliori lavori, ch' io conosca, e massime dietro la grammat. della ling. romanze del Diez, che anche in Italia è pochissimo conosciuta. (Brief Nr. 1-02279)

Auch in seinem zweiten Schreiben im November desselben Jahres beklagt sich Demattio über Schuchardts Rezension und zeigt sich sehr verletzt.

Tutto male, niente di bene! […] Il dolore che io ne provai fu immenso e congiunto allora a quello che mi venne dalla perdita d'una bambina |5| mi diventò quasi insopportabile! Io ho sempre rispettata una critita delicata ed onesta, una critica saggiamente rigida e saggiamente indulgente, ma il suo modo di giudicare delle opere altrui è spietato. Infallibile al mondo non è nessuno, ed una parola di conforto per chi ha lavorato indefessamente e in buona fede ci deve sempre essere. (Brief 2-02280)

In diesem Zusammenhang erwähnt Demattio auch noch einmal die Professur in Graz, die er angestrebt zu haben verneint:

Se Ella credeva che io aspirassi al posto di Graz, s'ingannava. Io ne avea già da lungo abbandonato il pensiero, e non avrei dopo la morte della mia bambina più abbandonato Innsbruck; voglio vivere e morire qui, dove mi trovo assai bene sotto ogni aspetto. (Brief 2-02280)

Inwieweit Schuchardt und Demattio ihre Differenzen in der Folgezeit beilegen konnten, ist unklar. Im folgenden Jahr, 1877, firmieren sie jedoch schon beide gemeinsam - u.a.mit Mussafia und Franz von Miklosich - unter dem Aufruf zur Gründung einer Diezstiftung in Österreich-Ungarn (Schuchardt 1877).

Gegenbriefe

Es konnten bislang keine Gegenbriefe ausfindig gemacht werden.

Bibliographie

Demattio, Fortunato. 1872. Sintassi della lingua italiana con riguardo alle principali attinenze della sintassi latina e greca. Innsbruck : Wagner; Verona : Münster.

Demattio, Fortunato. 1875. Fonologia italiana. Pagine dettate giusta i risultati delle più recenti investigazioni linguistiche, soprattuto germaniche come introduzione e chiave allo studio della grammatica storica ed alle alle ricerche etimologiche. Innsbruck : Wagner.

Demattio, Fortunato. 1876. Morfologia italiana con ispeciale riguardo al suo sviluppo storico dalla lingua primitiva latina. Innsbruck : Wagner.

Demattio, Fortunato. 1886. Grammatica della lingua italiana ad uso delle scuole reali, commerciali, magistrali e delle prime classi ginnasiali. Innsbruck : Wagner. Online unter: https://archive.org/details/grammaticastori00demagoog, abgerufen am 22.03.2016.

Hausmann, Frank-Rutger. 2016. 'Demattio, Fortunato'. In Frank-Rutger Hausmann & Kai Nonnenmacher (Hg.) (2016-). Romanistenlexikon: Verzeichnis der im deutschen Sprachraum tätig gewesenen oder aus dem deutschen Sprachraum stammenden Romanistinnen und Romanisten. Online unter: http://lexikon.romanischestudien.de/index.php?title=Demattio,_Fortunato, abgerufen am 25.04.2016.

Hurch, Bernhard & Johannes Mücke. 2015. 'Die Korrespondenz zwischen Johannes Schmidt und Hugo Schuchardt'. In Bernhard Hurch (Hg.) (2007-). Hugo Schuchardt Archiv. Webedition verfügbar unter http://schuchardt.uni-graz.at/korrespondenz/briefe/korrespondenzpartner/alle/810, abgerufen am 25.4.2016

Lichem, Klaus & Wolfgang Würdinger. 2015. 'Die Korrespondenz zwischen Adolf Mussafia und Hugo Schuchardt'. In Bernhard Hurch (Hg.) (2007-). Hugo Schuchardt Archiv. Webedition verfügbar unter: http://schuchardt.uni-graz.at/korrespondenz/briefe/korrespondenzpartner/1165, abgerufen am 10.9.2015.

Schuchardt, Hugo. 1876. '[Rez. von:] Demattio, Dr. F., Prof., Fonologia italiana. Pagine dettate giusta i risultati delle più recenti investigazioni linguistiche, soprattutto germaniche come introduzione e chiave allo studio della grammatica storica ed alle ricerche etimologiche'. In Literarisches Zentralblatt für Deutschland 27: 148 (= HSA 081).

Schuchardt, Hugo. 1877. Aufruf zur Diezstiftung, mitunterzeichnet von Demattio, Hortis, Martin, Miklosich, Mussafia. (= HSA 092).

Videscott, Paul. 2012. Kurze Geschichte des Instituts für Romanistik der Universität Innsbruck. Online unter https://www.uibk.ac.at/romanistik/institut/institutsgeschichte/, abgerufen am 25.04.2016.

Herkunft der Digitalisate

Die von Fortunato Demattio an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in:

Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen