Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.
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Die Korrespondenz zwischen Hyacinthe de Charencey und Hugo Schuchardt wurde von Katrin Purgay bearbeitet, kommentiert und eingeleitet.
Charles-Félix-Hyacinthe Gouhier, Comte de Charencey, war nicht gerade eine
unumstrittene Persönlichkeit. Der studierte Jurist entdeckte früh seine Leidenschaft
für fremde Völker und Sprachen, der er zeit seines Lebens neben seiner politischen
Tätigkeit – ab 1869 Mitglied im Conseil général des
Departements Orne und ab 1902 zusätzlich noch Bürgermeister seiner Heimatgemeinde
Saint-Maurice-lès-Charencey (Tomeret 1918: 61; Tournoüer 1917:15) – mit einem Eifer
und Arbeitsaufwand nachging, was auch von seinen Zeitgenossen gebührend gewürdigt
wurde (vgl. z.B. Lacombe 1918: 225).
Seine Schriften sind geprägt von dem Versuch, verwandtschaftliche Beziehungen aufzuzeigen, da er nicht an isolierte Sprachen glauben wollte (Charencey 1916: 116f). Das führte ihn bei seinen Sprachbeschreibungen und komparativen Untersuchungen mesoamerikanischer Sprachen zu einer Klassifikation der Mayasprachen (Charencey 1872), die hier den Schwerpunkt bildeten, brachte aber auch Erkenntnisse bei den uto-aztekischen, den Otomangue- und den Mixe-Zoque-Sprachen (Charencey 1883). Im Baskischen jedoch, dem das Gros seiner Arbeiten gewidmet war, waren seine diesbezüglichen Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt.
Nachdem er es anfangs im Kreis der uralo-altaischen Sprachen ansiedelte (Charencey
1862), gruppierte er es später mit den algischen Sprachen Nordamerikas und Berberisch
zu einer Familie (Charencey 1892). Zur Unterstützung seiner Theorien zog er zwar
einige ausgewählte Punkte sowohl aus Phonologie, Morphologie als auch Lexikon heran,
begründete aber v.a. das Fehlen letzterer durch den langen Einfluss des
Indoeuropäischen auf das Baskische (Charencey 1866a: 143f.). Ab Mitte der 1880er
konzentrierte er sich zunehmend auf etymologische Forschungen und arbeitete an seinem
großen Dictionnaire étymologique du basque, das allerdings nie
veröffentlicht wurde. Seine unmethodische Arbeitsweise und oft willkürlich
aufgestellten Behauptungen ernteten ständig Kritik der Baskologen, auch wenn sich
einige Etymologien als richtig herausstellten (Schuchardt 1906: 9).
Neben diesen zwei großen Themenbereichen galt sein Interesse noch asiatischen Sprachfamilien und nicht zu vergessen der Geschichte, Ethnographie, Folklore und Mythologie. Auch hier versuchte er eine Verbindung zwischen den Völkern der Alten und der Neuen Welt aufzuzeigen.
Eine ausführliche Biographie mit umfangreicher, wenn auch nicht ganz vollständiger Bibliographie der Schriften Charenceys bietet Weiss 1998.
Laut Auskunft der Bibliothèque nationale de France befinden sich keine Briefe von Hugo Schuchardt in Charenceys Nachlass.
Im Schuchardt-Nachlass der Universitätsbibliothek Graz liegen zwei Briefe von Hyacinthe de Charencey. Der Comte, der sich zu diesem Zeitpunkt schon über 30 Jahre mit der baskischen Sprache beschäftigte, wandte sich im Jänner 1892 mit der Bitte um eine Auskunft an Schuchardt und bedankte sich dann, über 20 Monate später, für die Antwort. Eine Erklärung für diesen ungewöhnlich langen Abstand lässt sich, ohne Gegenbrief(e) Schuchardts, nicht geben. Möglicherweise wurde der erste Brief, relativ kurz nach dem Jahreswechsel, aus Gewohnheit noch auf das alte Jahr datiert.
Die von Hyacinthe de Charencey an Hugo Schuchardt verschickten Briefe befinden sich in: