Heinrich Zeissberg an Hugo Schuchardt (07-13039)

von Heinrich Zeissberg

an Hugo Schuchardt

Wien

23. 12. 1896

language Deutsch

Schlagwörter: Hofbibliothek Kairo Imnaišwili, Wahtang (1977) Imnaischwili, Wachtang (2004)

Zitiervorschlag: Heinrich Zeissberg an Hugo Schuchardt (07-13039). Wien, 23. 12. 1896. Hrsg. von Bernhard Hurch (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9977, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9977.


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Hochverehrter Herr College!

Ihr wertes Schreiben vom 21. d. hat mich tief beschämt, da es meinem Dankschreiben für Ihre uns so gütig gewidmete Mühewaltung zu vorkam. Allein ich bin, u. das mag als Entschuldigung gelten, momentan so überbürdet, daß ich die Erfüllung meiner Dankespflicht leider bis auf heute verschob.

Ich habe dem Besitzer der HSS. mitgeteilt, daß wir bezüglich der ieberischen Ihre gütige |2| Wolmeinung eingeholt haben u. durfte ihm dabei umso weniger verhelen, daß sich auf Grund Ihrer Nachforschungen hausgestellt habe daß der eine Codex vom Sinai stammt u. als damalos noch dort befindlich von Gardhausen1 beschrieben wurde, als gerade dies der Hauptgrund ist, weshalb wir auf den Ankauf nicht reflectiren können. Da die Hofbibliothek unmöglich eine Handschrift erwerben kann, deren legaler Besitz [nicht] über |3| jeden Zweifel erhaben ist, habe ich dem gegenwärtigen Besitzer den Vorschlag gemacht, unsererseits durch den Generalconsul in Cairo Erkundigungen über die Art der Veräußerung der dem Kloster Sinai angehörigen HSS. einzuziehen; darauf ging aber der Besitzer, da er nicht so lange warten will u. kann, nicht ein u. erklärte daher, die Handschriften anderweitig anbieten zu wollen. Ich teilte ihm mit, daß Sie sich für einen Teil derselben interessierten, bat ihn aber, Sie zugleich von dem Grunde weshalb wir nicht darauf reflectiren könnten, |4| in Kenntnis zu setzen, da ich mich Ihnen gegenüber für hiezu verpflichtet erachte.2 Es ist dies auch der Grund, daß ich leider in dieser Angelegenheit eine Vermittelung nicht übernehmen kann.3 Den Preis vermöchte ich übrigens schon deshalb nicht zu bestimmten, als wir keine Angebote machen dürfen u. ich selbst von de materiellen Wert eines der estigen HSS keine Vorstellung habe.

Nochmals meinen herzlichen Dank u. meine besten Wünsche zum Jahreswechsel.

In verehrungsvollster Ergebenheit

Zeissberg


1 Recte: Victor Emil Gardthausen (1843-1925) von dem u.a. ein Katalog der griechischen Handschriften Katherinenklosters auf dem Sinai (1886) stammt.

2 In der Tat hatte sich Mielich mit Schuchardt unmittelbar, nämlich m 19. Dezember 1896 in Verbindung gesetzt (HSA 07357) und Anfang des Jahres 1897 ging der Erwerb dieser Handschriften über die Bühne. Diese werden heute in der Grazer Universitätsbibliothek als Geschenk Schuchardts aufbewahrt, vgl. Imnaischwili (1977 und 2004), der auch die eminente Bedeutung dieser Handschriften für die Kaukasiologie beschreibt.

3 Es ist anzunehmen, dass dies der Grund ist, warum Zeissberg für diesen Brief ein gedrucktes Kopfpapier der Hofbibliothek verwendet, wie bei den anderen Schreiben.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 13039)