Hugo Schuchardt Archiv

Verlagsbuchhandlung DUNCKER & HUMBLOT IN LEIPZIG, Dresdnerstrasse 17
Leipzig, den 30 Decbr 1885

Verehrter Herr!

Ihr werther Brief vom 25. Dec., den Sie irrthümlich nach Berlin adressirten, während meine Firma sich schon seit zwanzig Jahren auf hiesigem Platz befindet, ist mir nach verschiedenen Irrfahrten erst heute zugegangen und beeile ich mich nun Ihnen die gewünschte Antwort zu geben. Gewiß habe ich die Freude, Sie persönlich zu kennen, wenn es auch sehr lange her ist, seit ich Sie sah. Irre ich nicht, so waren wir öfter mit unserem Freund Knopp¹ zusammen, trafen uns wohl auch bei Brockhaus?² –

Um so mehr bedaure ich, daß auch ich Ihnen nicht|2|zustimmend antworten kann: nach dem aber was Sie sagen, geht das Buch doch nicht in unsren Verlag, der gerne manchmal aus seiner rein wissenschaftlichen Richtung hinausschwingt, dann aber nur auf das benachbarte der politischen Memoiren.³ Hätten Sie mir ein Buch aus Ihrer Feder angeboten, dann würde meine Antwort unbedingt zustimmend gelautet haben. So aber empfehle ich Ihnen für Ihren Schützling die belletristischen Verleger W. Spemann in Stuttgart (der es in seiner Collection abdrucken könnte) oder Hallberger in Stuttgart (der mehrere Zeitschriften hat) oder C. A. Harleben in Wien, Holländer in Dresden, Otto Janke in Berlin (den Verleger von Jókai)⁴ Schottländer in Breslau, der ebenfalls Collectionen bringt.

Wenn ich also sehr bedaure, Ihnen nicht dienen |3| zu können, so habe ich mich doch sehr gefreut, von Ihnen zu hören; vielleicht verfügen Sie ein ander Mal über mich.

In aufrichtiger Hochachtung

Ihr

ergebener

Carl Geibel