Karl Engler an Hugo Schuchardt (06-02749)
von Karl Engler
an Hugo Schuchardt
02. 07. 1876
Deutsch
Zitiervorschlag: Karl Engler an Hugo Schuchardt (06-02749). Halle, 02. 07. 1876. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9885, abgerufen am 12. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9885.
Halle d. 2. July 76.
Lieber Schuchardt
Leider komme ich erst heute dazu, Ihnen zu schreiben & erst morgen, Ihnen Ihre Summen zu schicken, die letzten, die Ihnen die Borussia spendet. Hier die Abrechnung
Baarer Gehalt | 1348 M. 87 | |
Hampke | 198 Mrk. | |
Pedell | 2 “ | |
ich | 160 “ | |
360 Mrk | 360 Mrk | |
Folgen also p. Postanweisg. | 988 M. 87. |
Sie irren sich übrigens, wenn Sie glauben, das Bezahlen Ihrer Rechnung bei Hunigke1 wäre mir unangenehm gewesen. Im Gegenteil. Denn da ich selbst noch einen beträchtlichen Posten dorten zu regulieren habe, habe ich mich bei dieser Gelegenheit bei dem Mann entschieden einstweilen insinuirt. Sonst hier Alles beim Alten. Kraus-Oelkopf2; bei Schl. Frühschoppen nur Tienstags statt Tonnerstags. Mit den Thränen der Frau Schl.3 springen Sie übrigens in Ihrem letzten Briefe gar zu verschwenderisch um, Ströme werden gewiß nicht fließen, ich will mich wie Sie mit einer begnügen. Da man |3| sich immer in so theilnehmender & liebenswürdiger Weise nach Ihnen erkundigt, habe ich unseren verehrten Damen Ihre Hoffnung, daß von den vielen Thränen, die sie über unser Beider Weggehen weinen werden, auch eine Ihnen gelten möge, nicht vorenthalten. Ich bin überzeugt, es wird eine recht große werden, da schon der Gedanke daran ihr Auge glitzern machte! - -
Die Hallischen Moniteure4 haben nun Ihren Weggang ebenfalls gemeldet. Uebrigens mit der eigenthümlichen Wendung: „Österreichischen Blättern entnehmen wir die Nachricht, daß Herr Prof. Sch. einem an ihn ergangenen Ruf etc.“5 Folgen keine weiteren Lobeserhebungen, die Sie ja so wenig lieben.
|4|Frau Hartmann, die Waschfrau, scheint durch Ihren Weggang von hier Lust & Liebe zur Kunst zugleich verloren zu haben. Seit einigen Wochen wäscht sie so miserabel, daß mich nur mein baldiger eigener Weggang darüber trösten kann. Daß ich dem Pedell Eckleben, der mich bat, mir Ihr Gehalt abgeben zu dürfen, 2 ℳ eingehändigt habe, wird Ihnen recht sein.
Ueber Ihr Fortgehen habe ich kein schlimmes Wort mehr gehört; die Äußerungen waren alle ganz normal.
Bitte schreiben Sie mir einige Worte, wenn der Goldklumpen angekommen ist, damit ich ruhig schlafen kann. Ich werde Ihnen auch wieder berichten.
Herzlichen Gruß von Ihrem
CEngler
1 Keine näheren Angaben.
3 Vermutlich Frau des Theologen Konstantin Schlottmann (1819-1887).
4 Hallesches Tageblatt und Hallische Zeitung .
5 Was ist daran „eigenthümlich“?