Hugo Schuchardt Archiv

Halle d. 31. Mai 76

Lieber Schuchardt!

Unsere letzten Briefe haben sich gekreuzt & damit es nicht wieder passirt, will ich diesmal etwas flinker antworten.

Ihren Gehalt können Sie, wie mir Rechnungsrath Solle mittheilte, auf eine briefliche Anforderung an ihn mit genauer Angabe Ihrer Adresse leichtestens erhalten. 8-10 Tage vor dem 1. Juli schreiben Sie an Solle, alsdann sendet er Ihnen zunächst die von Ihnen zu unterschreibende Quittung, Sie schicken diese an ihn zurück & sowie er im Besitze derselben ist, spedirt er das Geld per Post an Ihre Adresse. |2| Ihre zukünftige Wirtin heißt nicht Frau Wernicke, sondern Fräulein Ludwig (Schwester des ersten Mannes Ihrer bisherigen Wirtin) & wohnt jetzt noch Wallstr. N° 1 od. 2.¹ Am besten wird es sein, Sie schicken Ihren Brief für sie an mich & ich gebe denselben dort selbst persönlich ab, indem ich mich zugleich erkundige, ob nicht doch noch eine Verwechslung vorliegt. Schum² wollte ich nicht zu eingehend inquiriren, da er sonst, wie Sie befürchten, Verdacht hätte schöpfen können. Also schicken Sie mir den Brief, er wird sofort besorgt.

Das ist ja recht betrübend, daß Sie nicht mehr nach Halle werden kommen können³; so sehr ich Ihnen die Abwesenheit von hier gönne & wünsche, daß sie zu Ihrer vollen Gesundheit helfen möchte, so sehr hätte ich gewünscht, hier noch, wenn |3|auch nur kurze Zeit, mit Ihnen zusammen zu sein.

Kraus⁴ hat sich angelegentlich nach Ihrem Befinden erkundigt, insbesondere darnach, ob Sie wohl in diesem Semester noch lesen würden; eine Frage, die, beiläufig bemerkt, hier jetzt überhaupt sehr stark ventilirt wird. Ich sage immer, ich weiß es nicht.

Wann etwa wollen Sie denn Ihren beabsichtigten Weggang von Halle den einstweilen noch nichts ahnenden Collegen, Freunden & Bekannten notificiren? Und wohin gehen Sie von Teplitz aus?

Wenn ich Ihnen in irgend einer Weise durch Nachrichten etc. behülflich sein kann, so geschieht es mit größtem Vergnügen.

Herzlich grüßt Sie

Ihr

KEngler