Karl Engler an Hugo Schuchardt (02-02745) Karl Engler Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.9881 02-02745 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 02745 Karl Engler Papier Brief 5 Seiten Halle 1876-05-29 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann 2022 Die Korrespondenz zwischen Karl Engler und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Karl Engler Halle 1876-05-29 Hugo Schuchardt Germany Halle Halle 11.97947,51.48158 Korrespondenz Karl Engler - Hugo Schuchardt Korrespondenz Universität Halle Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Halle d. 29. Mai 76 Lieber Schuchardt! Schuchardt hat inzwischen den Ruf nach Graz erhalten und wird von Engler noch mit Nachrichten aus Halle und seiner Universität versorgt.

Vor Allem zur Beruhigung die Mittheilung, daß das Armband noch zu rechter Zeit abgeliefert wurde. Ich wollte selbst den Mohren machen, war auch zweimal an Ort & Stelle, fand jedoch die „Braut“ niemals zu Hause, weßhalb ich dann schließlich Armband sammt Kreuzchen dem Dienstbesen in Anwesenheit der Kleinen (Marie’chen heißt sie ja wohl) überreichte.

Mariechen war sichtlich hocherfreut über das ihr zu Theil gewordene Präsent & tanzte im bedenklichsten Negligee vor meinen Augen & wie toll im Zimmer herum vor Vergnügen. Gerne hätte ich Ihnen auch Einiges über die Wirkung berichtet, die das Armband auf die Alte hervorgebracht hat, konnte aber selbst via Schum Wilhelm Schum (1846-1892), histor. Mediävist in Halle. nichts Authentisches erfahren. Immerhin können Sie darüber beruhigt sein, denn so schöne Armbänder wie das von Ihnen gesandte müssen eigentlich immer gute Wirkung hervorbringen, wenn man wenigstens absieht von dem Unheil, das mit Armbändern, Medaillons, Broschen etc. zur Unzeit schon angerichtet worden ist! –

Sie schreiben in Ihrem Briefe, es ginge Ihnen schlechter als je, hoffentlich geht’s jetzt besser, es ist ja auch schon lange her, daß Sie’s geschrieben. Unter allen Umständen aber beneide ich Sie, daß Sie nicht in dem edeln Halle zu sein brauchen, denn ich bin allmälig auf dem Standpunkte angelangt: lieber krank, aber auswärts, als gesund in Halle. Ich versichere Sie, es lebt sich im Augenblick recht scheußlich hier: Kaltes Wetter, Schmutz oder Staub auf den Straßen im Handumdrehen, keine Theater, kein Concert, nichts Geist erhebendes, nichts Herz erfrischendes, Kraus Gregor Kraus (1841-1915), Ordinarius für Botanik in Halle u. Leiter des botanischen Gartens; 1891 Rektor, später Rufannahme nach Würzburg. mit dickem OelkopfBez. für einen Kopf mit „pomadisierter“ Frisur, was man auf einem Schwarz-Weiß-Photo von Kraus nicht sieht. oft bei Tische fehlend und selbst die „kleine Bertha“ ist nicht mehr da, sie ist den 1. Mai nach Eisleben in ihre Heimath gefahren, um zu heirathen.

Seit einiger Zeit ist Schlieckmann Albrecht Heinrich Carl Schlieckmann (1835-1891), Verwaltungsjurist (verschiedene Berufsstationen); vgl. HSA 10061-10063. wieder aus Karlsbad zurück, sieht aber sehr angegriffen und herunter aus; hoffentlich erholt er sich bald; denn er hat es bei seiner enormen Arbeitslast sehr nöthig.

Ihre Flamme, Frau L. aus F.Nicht identifiziert., habe ich in den Osterferien zweimal getroffen; einmal nur kurz bei SchlieckmannsAlbrecht Heinrich Carl und Clara (keine Daten) von Schlieckmann; vgl. HSA 10061-10063 u. 10064-10073., einmal aber einen ganzen Abend auf dem Ball bei Domänenpächter WenzelDomänenpächter Oberamtmann Friedrich Phillipp Karl Ludwig Wentzel (gest. 1907) auf Brachwitz. (reicher Kaffer mit zierlicher Frau) in Brachwitz bei Salzmünde, wohin ich als Begleitung mit Frau Schlieckmann gefahren war. Frau L., mit der ich übrigens circa 6 Tänze getanzt habe, erkundigte sich genauestens nach Ihrem Befinden & blinzelte „in der Zeiteinheit“ mindestens einmal mehr als gewöhnlich mit den Augen als ich ihr sagte, daß Sie sich gar nicht wohl befinden. Sonntag bin ich dorthin zum Diner eingeladen, gehe aber nicht hin, da ich außer Schlieckmanns dort nur eine Masse Fremder treffen würde. Meinetwegen können sich also die Hunde blutig rutschen. Der Sinn dieses Vergleichs erschließt sich nicht: Ein Hund, der derartige Symptome aufweist, ist krank und versucht sich, durch das „Rutschen“ Erleichterung zu verschaffen.

Heute Mittag hat es in Stadt Hamburg gebrannt, das hintere Gebäude ist ausgebranntHalle, Große Steinstraße 73. Das Hotel wurde danach renoviert und erweitert.. Ich glaube AchtelstetterJ. L. Achtelstetteer (keine Daten), Hotelier in Halle. ist im Grunde genommen nicht unglücklich darüber, da er so wie so umbauen wollte & nun jedenfalls eine anständige Versicherungssumme erhält.

Zu melden ist sonst nicht viel von Belang; einen Reisebericht über meine „schöne“ Reise kann ich Ihnen leider nicht liefern, es wäre indiscret & würde Sie außerdem nur unnöthigerweise aufregen. Aber schön war’s doch.

Studenten sind schließlich noch mehr gekommen als man Anfangs glaubte, es sollen schon 30 mehr neu inscribirt sein als mit Schluß des Semesters abgegangen sind. Werden Sie wohl noch practische Uebungen abhalten können & wann glauben Sie wieder hieher zu kommen? – Bei Tische finden Sie einen weiteren Fuchs, den Staatsanwaltsgehülfen Voswinkel, Weytusch’s NachfolgerBeide nicht identifiziert., ein recht netter Mann.

Verlobt hat sich noch keiner von uns, compromitirt auch nicht, wenigstens nicht öffentlich; es geht Alles seinen alten Lauf & auf Veränderungen dürfen Sie sich also bei Ihrer Rückkehr nach Halle nicht freuen. Wolf, Nachlaß, 631 vermerkt für Juni eine Reise Schuchardts nach Töplitz-Schönau.

Mit herzlichem Gruß & dem Wunsche, daß Sie diese Zeilen möglichst wohl antreffen Ihr ergebenster K. EnglerZuvor unterzeichnete der Absender mit „C. Engler“.

Nasse Otto Nasse (1839-1903), Prof. f. Geburtshilfe, Pharmakologie u. physiologische Chemie, später in Rostock. war heute zum ersten Mal wieder in der HöhleOffenbar der Name eines Lokals oder der Sitz einer Burschenschaft. ; Sie hatten wohl noch gehört, daß der Pechvogel mit Gelbsucht von der Hochzeitsreise zurückkam!