Hugo Schuchardt an Mathias Murko (20-HSMM15)

von Hugo Schuchardt

an Mathias Murko

Unbekannt

Unbekannt

language Deutsch

Schlagwörter: language Russischlanguage Deutschlanguage Französisch

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Mathias Murko (20-HSMM15). Unbekannt. Hrsg. von Helena Reimann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9784, abgerufen am 03. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9784.


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Sonntag Abend

Lieber Herr Kollege,

Verzeihen Sie dass ich Ihnen mit einem eiligst geschriebenen Billet einen jungen fremden Mann auf den Hals geschickt habe. Ich weiss nicht ob er Sie getroffen hat und Ihnen auf Russisch Alles mitgeteilt hat was nötig ist. Jedenfalls gebe ich Ihnen einige Auskunft über ihn. Er ist, laut dem mir überbrachten Empfehlungsschreiben, Abiturient des Tifliser Gymnasiums, heisst A. Beschkenadze soll georgische Philologie studieren zunächst aber hier Deutsch lernen. |2| Ich konnte mich mit ihm in französischer Sprache nicht recht verständigen, besonders über das Wichtigste nicht, seine pekuniären Mittel. Da er mir nun besonders ans Herz gelegt worden ist, so schien er zu hoffen dass ich ihm eine Wohnung besorgen würde. Aber dazu gerade fühle ich mich ausser Stande. Wäre es nicht möglich dass wenigstens in dieser ersten Zeit ein des Russischen kundiger Student sich seiner etwas einnähme? Ich denke, er sollte in einer Familie untergebracht werden, wo er Deutsch (und nicht gerade Stōanstoarisch) lernen könnte; |3| denn wenn er meint, er könne an der Universität deutsch lernen, so weiss ich nicht wie er sich das denkt.

Ich werde vielleicht morgen um 10 Uhr bei Ihnen wegen meines Schutzbefohlenen vorsprechen. Leider kann ich in diesem Augenblick - Pensionisten haben kein Recht mehr auf die Verabfolgung von Lektionskatalogen - nicht feststellen, zu welchen Stunden Sie lesen.

Mit bestem Gruss

Ihr erg.

HSch

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung von: Narodna in univerzitetna knjižnica Ljubljana. (Sig. HSMM15)