P. Eberhard an Hugo Schuchardt (01-02676)
von P. Eberhard
an Hugo Schuchardt
08. 12. 1881
Deutsch
Zitiervorschlag: P. Eberhard an Hugo Schuchardt (01-02676). Sankt Paul im Lavanttal, 08. 12. 1881. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9738, abgerufen am 10. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9738.
Stift St. Paul am 8. December 1881
Hochgelehrter Herr Professor!
Mir ist gestern von Herrn Prälaten Ihr wertes Schreiben vom 4. Dec. zugekommen. Obwol ich in verschiedene Richtungen unser Archiv kenne und alles darin Befindliche mehrmals in Händen hatte, kann ich in Betreff Ihrer Anfrage um die Herkunft der Handschrift,1 die sich gegenwärtig zur Benützung bei Prof. Petschenig2 befindet, nur so viel sagen, daß selbe wie alles hier befindliche von Wert aus dem Stifte St. Blasien herübergekommen, denn St. Paul wurde als vollkommen geplündert von den Blasianern bezogen. Aber auch auf das muß ich aufmerksam machen, daß die Handschrift nicht etwa in St. Blasien von einem irischen Mönch gemacht wurde, denn St. Blasien ist fast 200 Jahre jünger als die Handschrift. Sie wurde wie vieles Andere erworben, durch Kauf? wer weiß es! Wie oft habe ich bedauert, von den Blasianern keine Aufzeichnungen über die Provenienz dieses oder jenes Gegenstandes zu besitzen! Bei der Übersiedlung von St. Blasien nach Wien, nach Spittal am Pyhrn, nach St. Paul hat sich verloren, was uns hochwichtig wäre. |2| Bekannt ist, daß 2/3 litterarischen Besitzes in Baden ( Ghzt)3 zurückgeblieben sind. Mone4 mag ganz recht haben, wenn er diese Handschrift aus Reichenau stammen läßt.
Mit Hochachtung
Euer Wolgeborn
ganz ergebener
P. Eberhard
1 Nicht genannt, nicht identifiziert.
2 Michael Petschenig (1845-1923), österr. Klass. Philologe, 1876 in Graz promoviert, 1882 habilitiert.
3 „Großherzogtum“.
4 Franz Joseph Mone (1796-1871), Archivar, oder Fridegar Mone (1829-1900), Historiker.