Hugo Schuchardt Archiv

Graz, 25. Dez. 1919.

Sehr geehrter Herr Hofrat.

Verbindlichsten Dank für Ihren gedankenreichen Aufsatz “Sprachursprung II”¹ (I kannte ich schon). Besonders Ihre Bemerkungen über die Ursprünglichkeit des Verbalbegriffs scheinen mir überzeugend begründet.

Ich bin durch die Notwendigkeit des Lehrens von allen derartigen Fragen, die mich früher auf das stärkste anzogen, etwas abgerückt worden, wenn ich mir daher einige Bemerkungen erlaube, so bitte ich diese nur als Aeusserungen eines etwas besser unterrichteten Laien aufzunehmen.

Vor allem ist mir die Ueberschrift “Sprachursprung” aufgefallen. Das Kompositum ist mir ungewohnt. Warum nicht “Ursprung der Sprache”, wie es seit jeher hiess? Oder birgt sich in der² sprachlichen Verschiedenheit eine Abschattung des Begriffs?

S. 865 u. Woher weiss man, dass er “gesellige Lärm” nicht dem Urzustande angehört, sondern usw.?

S. 867. Wenn Sie den Wörtern “innere Sprachform” |2| usw “eine andere Bedeutung beilegen, als ...” usw. so finde ich das bedauerlich. Wenn mit gewissen feststehenden und allgemein gebrauchten Ausdrücken der eine Gelehrte die Bedeutung verbindet, der andere jene, so kann dies doch der so erwünschten Genauigkeit der Terminologie nicht förderlich sein.

Ich ergreife diese Gelegenheit, um Ihnen, sehr verehrter Herr Hofrat, die besten Wünsche zum Jahreswechsel zu übermitteln. Hoffentlich bringt uns 1920 ein besseres Los als seine unmittelbaren Vorgänger.

Ihr sehr ergebener
A. Zauner.