Enrico Cocchia an Hugo Schuchardt (04-01643)
von Enrico Cocchia
an Hugo Schuchardt
27. 12. 1914
Deutsch
Zitiervorschlag: Enrico Cocchia an Hugo Schuchardt (04-01643). Neapel, 27. 12. 1914. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9694, abgerufen am 12. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9694.
REGIA UNIVERITÀ DI NAPOLI Naples, den XXVIIsten
IL RETTORE
Dezember 1914
Mein hochgeehrter College,1
innig in meinem Herzen gedrückt und getrübt durch den Tod meines einzigen Sohnes in Blüte der Jugend und der Hoffnung, werde ich zum elenden Trost meiner schweren Angst „Das Buch des Schmerzes“ verfassen.2
In diesem frommen Werke ist meine Absicht alle „Die Stimmen der Jahrhunderte“ zusammenzufassen, die mannichfaltigen Stimmen welche in weltlichen Literaturen die |2| allerschwerste Pein der mütterlichen und väterlichen Liebe geweint und gesungen haben.
Ich werde auch Ihnen, mein alter Freund und College, meinen traurigen Dank sagen, wenn Sie für mich die wirksamsten Ausdrücke und Vorstellungen dieser Empfindsamkeit in dem außerordentlich weitem Gebiete ihrer Kenntnisse in allen Literaturen freundlich zu sammeln und in deutscher Uebersetzung mitzutheilen geneigt und bereitwillig sind.
Mit Hochachtung
Ergebenster
Heinrich Cocchia.
1 Ein eigenartiger Brief aus Anlaß des Todes von Cocchias Sohn. Er könnte mit Hilfe eines deutschen Muttersprachlers verfaßt sein; die Handschrift ist jedoch die Cocchias.
2 Enrico Cocchia, Il libro del dolore e delle ricordanze nel triste anniversario dell'eterno martirio, XIII sett. MCMXV, Napoli: Pierro, 1915, 530 S.