Theodor Gartner an Hugo Schuchardt (219-3566)
von Theodor Gartner
an Hugo Schuchardt
14. 09. 1924
Deutsch
Schlagwörter: Farinelli, Arturo Tirol Friaul Trient Mailand Rom
Zitiervorschlag: Theodor Gartner an Hugo Schuchardt (219-3566). Innsbruck, 14. 09. 1924. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9676, abgerufen am 10. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9676.
Innsbruck, 14. Sept. 1924.
Verehrter Freund!
Wärmsten Dank für Ihre freundliche Karte! Von Berlin kommen seither nur glückstrahlende Briefe. – Ich sehe in dem double emploi, den der ital. Atlas teilweise mit dem frz. und dem der Schweizer veranstaltet, eher einen Nutzen als einen Schaden. Die Schweizer sollen nur rasch losschießen, dann dürften sie auch materiell keinen Schaden erleiden. Die Bartholomäusnacht in den Mittelschulen von Südtirol ist freilich ein Skandal1 und wundert mich, da doch im Frühjahr Farinelli dort die Gymnasien inspiziert und gewiß sehr glimpflich behandelt hat in seinem Referat nach Rom. Es ist ein Jammer, daß niemand auf der Welt ist, der den F.2 das Handwerk legen könnte. – Meine Sammlung ladinischer Volkslieder aus Tirol und Friaul schickte ich im im Sommer 1915 an das Stattei-Archiv in |2| Innsbruck zur Aufbewahrung. Als ich das 1920, nach I. zurückgekehrt, wieder zurücknehmen wollte, meldete mir der Archivleiter, daß die it. Beamten u. Soldaten die Kiste aus Versehen statt einer Schachtel Diplome mit einigen Waggon Akten mitgenommen haben (1919). Ich reklamierte in Trient, in Bozen und beim Konsul in Mailand – alles umsonst. Auch Farinelli hat schon einen vergeblichen Versuch in Rom gemacht.3
Unsere herzlichsten Grüße
Ihr
Gartner
1 Gem. ist die Einschränkung des Deutschunterrichts.
2 Faschisten.
3 Vgl. dazu Brief Vgl. Brief 03543.