Theodor Gartner an Hugo Schuchardt (192-3539)

von Theodor Gartner

an Hugo Schuchardt

Bozen

29. 10. 1917

language Deutsch

Zitiervorschlag: Theodor Gartner an Hugo Schuchardt (192-3539). Bozen, 29. 10. 1917. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9649, abgerufen am 20. 05. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9649.


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[Postkarte]1
Hofrat Th. Gartner in Bozen
Bozen, den 29. Okt. 1917

Verehrter Freund!

Vor zwei Jahren sprach man in Innsbruck in einer Weise von K. v. E. zu mir, daß ich vermutete, man halte ihn für nicht ganz bei Trost. Ich glaubte das nicht, aber Ihre Mitteilung macht es auch mir wahrscheinlich.2 Wie kann man Ihren Satz in dem Zusammenhang, in dem er steht, mißverstehen? Was hätte an jener Stelle das verlangte Zitat aus d. Krit. Jahresber. für einen Wert? Und nun läßt er sich von seinem „himml. Kampfplatz“ zu Ihnen herab, hält sich noch immer für berechtigt, Ihren Aus- |2| spruch verkehrt aufzufassen und glaubt die Folgen Ihres Leidens zu erkennen, während ich mir gerade bei der Lesung Ihres Aufsatzes, wie schon oft, dachte: Niemand wird ahnen, daß der Vf. nicht vollkommen gesund ist und die Blüte des Lebens schon so weit überschritten hat.3

Mit herzlichem Gruß und Dank

Ihr
Gartner


1 Mit Stempel „K. u. K. Zensurstelle Bozen“.

2 Vgl. zum folgenden die diesen Konflikt erhellenden Ausführungen von Hans Goebl in der Einleitung seiner Edition der Ettmayer-Briefe (HSA 02790-02817).

3 Vgl. dazu den Brief Ettmayers an Schuchardt (28-02816): „Indem ich vom himmlischen Kampfplatz der Wissenschaft auf unsere nüchterne Erde herabsteige, kann ich nur feststellen, dass Ihre aufklärende Karte den Eindruck[,] den Ihre Arbeit über Sprachverwandtschaft bei mir erweckt hatte, nur verstärkt hat. Aus der Art, wie Sie Salvioni und dann wieder mir gegenüber die Worte setzen, spricht soviel neurasthenisches Unbehagen mit allen seinen bekannten Begleiterscheinungen[,] dass ich es für meine Pflicht halte[,] Sie zu fragen, ob Sie Ihre Arbeit, die[,] wie Sie selbst zugeben[,] z. T. auf unvollständigen Literaturkenntnissen beruht, im Interesse der deutschen Wissenschaft wie in eigenem |2| nicht besser zurückzögen“. [FRH dankt Hans Goebl im übrigen für zahlreiche weiterführende Hinweise zu Theodor Gartner!].

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 3539)