Theodor Claussen an Hugo Schuchardt (01-01636)

von Theodor Claussen

an Hugo Schuchardt

Altona

04. 07. 1904

language Deutsch

Schlagwörter: Vollmöller, Karl Gustav Claussen, Theodor (1903) Claussen, Theodor (1904)

Zitiervorschlag: Theodor Claussen an Hugo Schuchardt (01-01636). Altona, 04. 07. 1904. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9578, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9578.


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Altona, 4. VII. 04
Stiftstr. 30

Sehr geehrter Herr Professor!

Wenn einer der jüngsten Jünger der romanischen Sprachwissenschaft es wagt, Ihnen anbei ein Exemplar seiner Arbeit, die ihn Jahre hindurch in Anspruch genommen hat, zu überreichen,1 so möchte er damit eine Pflicht der Dankbarkeit erfüllen, indem er sich bewußt ist, daß er dem Studium der von Ihnen verfaßten Werke und der aus Ihrer Feder stammenden Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften unendlich viel verdankt.

Ich meine die romanische Sprachwissenschaft ein Stücklein gefördert zu haben und würde mich freuen, wenn meine Arbeit trotz mancher Schwächen |2| und Versehen, die ihr zweifellos anhaften und die Ihr scharfes Auge gewiß entdecken wird, Ihre Anerkennung finden sollte. Vielleicht verdient wenigstens der Mut, mit dem sich ein wissenschaftlicher Anfänger in dieses fast ganz unbekannte Gebiet hinausgetraut hat, einiges Lob.

Der Druck meiner Dissertation hat sich sehr verzögert, da sie auch in Vollmöllers Roman. Forschungen wieder abgedruckt worden ist; daher tritt sie erst jetzt an die Öffentlichkeit. Der erste Teil meiner Abhandlung (des gleichen Inhalts und Umfanges wie die Dissertation) ist auch als Sonderausgabe der Rom. Forsch. Bd. XV, Heft 3 erschienen, den zweiten mehr als doppelt so umfangreichen Teil, der ein lexikalisches Verzeichnis der griech. Wörter |3| im Französ. enthält – darunter mehr als 50 neue Etymologien – gedenke ich in einem halben Jahr in den Ro. Forsch. veröffentlichen zu können. Manches wird Ihnen noch unbewiesen oder nicht genügend bewiesen erscheinen; ich möchte daher bitten, in solchen Fällen mit dem Urteil zurückzuhalten, bis der zweite Teil an die Öffentlichkeit getreten ist.

Indem ich zum Schlusse noch einmal meine Arbeit Ihrer geneigten Beachtung empfohlen haben möchte, bitte ich nicht allzu streng damit ins Gericht zu gehen.

In Dankbarkeit und Verehrung

Ihr ergebener Schüler

Dr. phil. Claussen


1 Theodor Claussen, Die griechischen Wörter im Französischen, Erlangen: Junge, 1904 (Zugl.: Kiel, Univ., Diss. 1903. - Aus: K. Vollmöllers romanist. Forschungen, 15,3).

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 01636)