Ferdinand Bork an Hugo Schuchardt (01-11224)

von Ferdinand Bork

an Hugo Schuchardt

Königsberg in Preußen

20. 02. 1909

language Deutsch

Schlagwörter: language Semitische Sprachen

Zitiervorschlag: Ferdinand Bork an Hugo Schuchardt (01-11224). Königsberg in Preußen, 20. 02. 1909. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9461, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9461.


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[Postkarte KÖNIGSBERG (PR) 20.2.09] |2|Königsberg i. Pr. Wagnerstrasse 10II d. 19.II.09.

Hochgeehrter Herr Professor!

Herzlichen Dank für Ihre liebenswürdige Karte. Die Korrekturbogen der „Mitannisprache“ sind der letzte Abzug der letzten Korrektur.1 Ein völlig gleichlautendes Exemplar ist an die Druckerei abgegangen. Sobald ich mein Exemplar habe, geht ein Stück an Sie ab. Ich habe die Arbeit abgebrochen, weil das ewige Kombinieren der verschiedenen Stellen, das Arbeiten mit den zahllosen Unbekannten nervenlähmend wirkte. Der lange Druck hat sehr gut getan. Ich habe eine Menge wichtiger Erkenntnisse dabei herausgebracht. Leider habe ich sie nicht alle einarbeiten können. Das Zeichen 2 ist übrigens von Hause aus nicht šu sondern šo. Das ändert manches! – Das nächste Erfordernis der Mitanniforschung muss die Nachprüfung der Urkunde selber werden. Es ist unglaublich, wie wenig Knudtzon3 gesehen hat.* (* Kn. Liest IV 10 4 Das haben die Keilschriftler alle übersehen). Als ich so zu sagen fertig war, kamen seine neuen Nachprüfungen heraus und – bestätigten mir eine stattliche Anzahl von Konjekturen. Ich bin überzeugt, dass der Stein noch viel mehr bietet, als wir ahnen. Da wir jetzt ungefähr wissen, was in den Lücken stehen muss, werden wir auch noch manches erkennen können.

Aus Ihrer werten Karte habe ich nicht ersehen können, ob ich Ihnen das Büchlein Kluges zur Besprechung schicken darf.5 Es hat keine Eile mit dem Referat. Falls Ihnen daran liegt, bitte ich um freundliche Nachricht.

Mit hochachtungsvollem Grusse Ihr ergebenster
F. Bork


1 Bork, Die Mitannisprache, Berlin: Peiser, 1909, 126 S. (Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft). – Der aktuelle Wikipedia-Eintrag „Mittani“ erwähnt Bork eigenartigerweise nicht.- Die Rez. dieser Studie von Heinrich Winkler ( Breslau) in der Orientalistischen Literaturzeitung 12, 1909, 343-345, ist positiv. Sie beginnt: „Eine Arbeit ernster, tiefeindringender Forschung, eine bahnbrechende Arbeit im besten Sinne des Wortes. Das sage ich mit vollem Bedacht und rückhaltlos, auf die Gefahr hin, wieder der Lobhudelei auf Rückversicherung beschuldigt zu werden, denn das läßt mich völlig kalt; kein Mensch wird behaupten dürfen, dass meine Tätigkeit auf verwandtem Gebiet in diesem Werk übertriebene Anerkennung erfahre; und die planmässige Ausschaltung meiner Person ist auf meinen ausdrücklichen Wunsch erfolgt, Monate vorher, ehe ich von den eigentümlichen angedeuteten Aeusserungen Kenntnis erhielt“ usw.

2 Siehe gescanntes Original.

3 Jørgen Alexander Knudtzon (1854-1917) war ein norwegischer Sprachwissenschaftler. Sein Forschungsschwerpunkt waren die semitischen Sprachen, vor allem die Assyriologie und Hethitologie.

4 Siehe gescanntes Original.

5 Bork gab eine Reihe „Beiträge zur kaukasischen Sprachwissenschaft“ heraus, die möglicherweise gemeint ist.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11224)