Gustav Ludwig Weigand an Hugo Schuchardt (08-12706)
an Hugo Schuchardt
04. 10. 1900
Deutsch
Schlagwörter: Rumänien Leipzig
Zitiervorschlag: Gustav Ludwig Weigand an Hugo Schuchardt (08-12706). Brăila, 04. 10. 1900. Hrsg. von Luca Melchior (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9420, abgerufen am 01. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9420.
Brăila, 4. Okt 1900.
Hochverehrter Herr Professor!
Gestern bin ich von einer 9tägigen sehr anstrengenden Tour durch die Dobrugia hier angekommen und habe Ihre Karte vorgefunden. Ich werde mich bemühen bei Gelegenheit Ihrem Wunsche zu entsprechen. Merkwürdigerweise ist an dem unteren Donauufer die ganze Fischerei in Händen der Lipovener, Rumänen beschäftigen sich nur nebenbei in primitivere Weise mit Fischfang. Ich gedenke noch 2-3 Wochen in Rumänien zu reisen und gehe dann noch nach Bulgarien, woselbst in der Nähe von Vraca Rumänen angesiedelt sein sollen, die ich besuchen möchte. Ich glaube kaum, daß ich vor November in Leipzig werde sein können. Im Übrigen ist die Reise durch die Moldau sehr interessant gewesen, habe auch endlich die Lösung für die s-Gemeinden gefunden, worüber später mehr.1
Mit hochachtungsvollem Gruße
G.Wgd.
1 Vgl. Weigand (1902b:132) : „Sie sind nämlich rumänisierte Tschango. Der Beweis ist sehr einfach zu führen. Es giebt in der Moldau zwei Arten von magyarisch redenden Katholiken, nämlich Sekler, die besonders im Trotuschthale und zerstreut in den Städten wohnen und sogenannte Tschango, welch letztere namentlich in der Nahe von Bacăŭ in einer Gruppe von Dörfern beisammen wohnen. Eine Verwechselung von Seklem und Tschango kann gar nicht stattfinden, denn sie unterscheiden sich 1) in der Sprache. Es genügt da schon auf den einen Punkt hinzuweisen, nämlich daß sämtliche š und ž bei den Tschango durch s und z ersetzt sind“. Vgl. auch Weigand (1909:16f.) .