Gustav Ludwig Weigand an Hugo Schuchardt (01-12700)

von Gustav Ludwig Weigand

an Hugo Schuchardt

Leipzig

21. 02. 1886

language Deutsch

Schlagwörter: language Romanische Sprachenlanguage Neugriechisch Ebert, Adolf

Zitiervorschlag: Gustav Ludwig Weigand an Hugo Schuchardt (01-12700). Leipzig, 21. 02. 1886. Hrsg. von Luca Melchior (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9413, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9413.


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Leipzig, den 21. Febr. 18861

Hochgeehrter Herr Professor!

Verzeihen Sie, wenn ich als Unbekannter es wage, Sie mit einer Bitte zu belästigen. Herr Professor Ebert dahier, mit dem ich Rücksprache nahm, verwies mich aber an Sie als Autorität in meiner Angelegenheit. Doch ich will mich kurz fassen, um Ihre Zeit nicht zu lange in Anspruch zu nehmen. Ich beabsichtige im nächsten Sommer eine Reise in das Land der Makedo-Rumänen zu machen zur genaueren Feststellung des von ihnen bewohnten Gebietes, sowie zur Erweiterung des |2| uns bis jetzt über die Sprache dieses Volkes bekannten Stoffes. Es handelt sich für mich zugleich darum, ein zur Doctordissertation geeignetes Thema aus dem Gebiete dieser Sprache zu finden. Ich möchte nun Sie, verehrter Herr Professor bitten, mir einen Fingerzeig zu geben, worauf ich besonders mein Augenmerk zu richten habe, welches Gebiet noch am meisten der Bearbeitung bedarf. Ich habe mich seit Jahren mit den romanischen Sprachen beschäftigt, im letzten Jahre speziell mit Dako-Rumänisch, und ich spreche sowohl diese Sprache, wie auch Neugriechisch genügend, um mich mit den Eingeborenen leicht verständigen zu können. Zur Orientierung über meine |3| Person teile ich Ihnen noch mit, daß ich 1860 in Duisburg geboren bin, das Gymnasium in Gießen, darauf das Lehrerseminar in Bensheim besuchte, im Jahre 1878 an der Mädchenmittelschule in Darmstadt, im Jahre 1881 am Gymnasium in Mainz angestellt wurde. Seit Ostern 1884 befinde ich mich hier, um mich neben meiner Stellung in der Teichmann‘schen Realschule dem Studium der Romanischen Sprachen zu widmen.

Sie würden mich zum größten Danke verpflichten, wenn Sie meiner oben gestellten Bitte willfahren und mir auch Ihre Ansicht über die Zweckmäßigkeit der Reise mitteilen würden.

Einer gütigen Gewährung entgegensehend zeichnet

Hochachtungsvoll und ergebenst

Gustav Weigand stud. phil.
Albertstr. 11.


1 Die Abschrift der Briefe mit der AN 01-12700 und 02-12701, die – anders als die restlichen Korrespondenzstücke – in deutscher Kurrentschrift verfasst sind, verdanke ich Livia Loosen ( Mainz), ohne deren Hilfe die Entschlüsselung der Texte sich erheblich schwieriger gestalten hätte.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 12700)