Wilhelm Meyer-Lübke an Hugo Schuchardt (56-07277)

von Wilhelm Meyer-Lübke

an Hugo Schuchardt

Wien

08. 03. 1915

language Deutsch

Schlagwörter: Academia das Ciências de Portugal (Braga) Neues Wiener Tagblatt Bédier, Joseph Michaëlis de Vasconcelos, Carolina Schuchardt, Hugo (1915) Hurch, Bernhard (2009) Schuchardt, Hugo (1915) Hurch, Bernhard (2006)

Zitiervorschlag: Wilhelm Meyer-Lübke an Hugo Schuchardt (56-07277). Wien, 08. 03. 1915. Hrsg. von Magdalena Rattey (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9352, abgerufen am 01. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9352.


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Sehr geehrter Hr. Hofrat!

Besten Dank für Ihren Artikel gegen Bédier.1 Wie verschieden doch das Verhalten der, barbarischen „[Gelehrten]2 , wenn man etwa die Rede der Barbaren liest zu Anfang des Krieges! Das blutrot eingebundene Manifest der „jüngeren“ portg. Ak. werden Sie von Frau Michaëlis bekommen haben.3 Sehr woltätig berührt daneben Pimentas4 Artikel Luta de imperialismos November 19145 und Nação portug.6 – freilich wol ein weisser Rabe in seiner Heimat.

Mit kollegial[en] Grüssen

Ihr erg.

M.-L.


1 Schuchardt, Hugo. 1915. Französische Kriegsliteratur. Grazer Tagespost (28. Februar 1915). [Archiv-/Breviernummer: 681].

2 Unsichere Lesart.

3 Vgl. hierzu die Korrespondenz zwischen Carolina Michaëlis de Vasconcelos (1851-1925) und Schuchardt, insbes. den Brief vom 20. Jänner 1915 ( 58-07350, ed. in Hurch 2009c); sie erwähnt das „deutsch-feindliche unqualifizierbare Manifest“, das von Teofilo Braga verfasst wurde. Letzterer hat auch die Gründung der „jüngeren“ portugiesischen Akademie, der Academia das Sciencias de Portugal, initiiert. Schuchardt reagierte mit einem Neujahrsgruß an die Portugiesen darauf (Schuchardt 1915a). Leo Spitzer betont in einem Brief an Schuchardt ( 19-10782, ed. in Hurch (Hg.) 2006), dass „alle Wiener Romanisten (M.-L. etc.)“ an Schuchardts Versen – der Gruß ist ein Gedicht – Gefallen fanden.

4 Wie auch aus dem Brief von Michaëlis an Schuchardt ( 58-07350, ed. in Hurch 2009c); hervorgeht, handelt es sich hier um Alfredo Pimenta (1882-1950), portugiesischer Literat, mit dem sie in Kontakt stand (vgl. "Carolina Michaëlis de Vasconcelos (1851-1925)" (Eintrag von W. Busse) in romanistinnen.de).

5 Der Artikel „Luta de imperialismos“ von Alfredo Pimenta erschien in der Nr. 5 der Nação Portuguesa (Ausgabe von November 1914). Ob ML von diesem Artikel in seiner Abschiedsrede, zumindest in der davon im Neue[n] Wiener Tagblatt (Morgenausgabe, 12. März 1915) abgedruckten Version, spricht? Denn, „vor wenigen Tagen habe ich es [dass die Wissenschaft nirgends solche Pflege findet wie bei uns Deutschen] aus der Feder eines Portugiesen in einer portugiesischen Zeitschrift gelesen, was gerade jetzt besonders wertvoll ist.“ ( Meyer-Lübke 1915 ).

6 Nação Portuguesa. Portugiesische Zeitschrift, die zwischen 1914 und 1938 erschien. Anfangs hatte sie den Untertitel Revista de Filosofia Política, dann Revista de Cultura Nacionalista. Pimenta publizierte drei Artikel in der ersten Serie (1914-16) dieser Zeitschrift (vgl. Barreira 1982: 1423 , Anm. 7).

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07277)