Wilhelm Meyer-Lübke an Hugo Schuchardt (28-07251)

von Wilhelm Meyer-Lübke

an Hugo Schuchardt

Wien

03. 05. 1905

language Deutsch

Schlagwörter: Zeitschrift für französische Sprache und Literaturlanguage Lombardische Dialekte Schuchardt, Hugo (1905) Mussafia, Adolph (1873) Meyer-Lübke, Wilhelm (1911–1920)

Zitiervorschlag: Wilhelm Meyer-Lübke an Hugo Schuchardt (28-07251). Wien, 03. 05. 1905. Hrsg. von Magdalena Rattey (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9319, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9319.


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Hochgeehrter Herr Hofrat!

Für die innerlich und äußerlich gleichschöne Gabe besten Dank.1 Bei curro, lomb. küral2 u dgl. hätte man gerne eine Auskunft über u, ü aus u̜ gehabt, wenn sie auch in dem Zusammenhang nicht zu erwarten war.3 Ich habe einmal was darüber geschrieben, aber nicht gedruckt, weil es mich sachlich nicht befriedigte, A. weil die kulturhistorische Begründung fehlte.4 Vielleicht kann ich sie aus Ihrem Material nun entnehmen. Wie eine toskanische ‘Tessandora’ rocchetto, arcolaio, cannellaio orditoio brauchte um vom appannare zum tessere zu gelangen beschreibt Giuliani Delizie del parlare toscano I 5.5

Mit besten Grüßen

Ihr ergebenster

Meyer-Lübke


1 Gemeint ist die Festschrift zum 70. Geburtstag Mussafias ( Schuchardt 1905a).

2 Unsichere Lesart.

3 Vgl. Schuchardt (1905a: 23): Diese lombardische Form ist hier nicht enthalten; Schuchardt gibt lombardischcurlo, corlo an mit Bezug auf Mussafia (1873: 46). Im REW (1911) 2415 s.v. currere findet sich lomb. korlo.

4 ML sollte die u-ü-Frage noch in einigen Arbeiten behandeln, das erste Mal ausführlich kommt er darauf 1913 in der Zeitschrift für französische Sprache und Literatur (41) im Beitrag „Zur u-ü-Frage“ zu sprechen. Es erscheinen 1916 und 1917 weitere Beiträge zu diesem Thema in der ZfSL (44, 45).

5 Giuliani, Giambattista. 1912. Delizie del parlare toscano. Lettere e ricreazioni. Firenze: Successori le Monnier . Aus den Lettere II, S. 5 ( Lettere sul vivente linguaggio di Toscana) entnahm ML seine Gedanken. Er bezieht sich auf Schuchardt (1905a: 21). In den Lettera LXXXI, S. 398 findet sich tessandola, nicht tessandora.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07251)