Wilhelm Meyer-Lübke an Hugo Schuchardt (22-07244)
an Hugo Schuchardt
03. 08. 1901
Deutsch
Schlagwörter: Phonogrammarchiv (Wien) Altgriechisch
Latein
Italienisch D´Ovidio, Francesco Wien Meyer-Lübke, Wilhelm (1901) Meyer-Lübke, Wilhelm (1911–1920) Wunderli, Peter (2009)
Zitiervorschlag: Wilhelm Meyer-Lübke an Hugo Schuchardt (22-07244). Triberg, 03. 08. 1901. Hrsg. von Magdalena Rattey (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9313, abgerufen am 01. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9313.
Hochgeehrter Herr Hofrat!
Taránto neben Tár. 1giebt D’Ovidio, ich glaube A Gl I[V] 2, auch Ascoli u Subak3 haben es mir bestätigt. – Weshalb bleibt octọbris (afr oitouvre, pg outubre), ju̜vat 4 (it giọva), [&] wol auch su̜ber, nicht sa̜ber?– Ich bleibe nun doch in Wien, hauptsächlich, weil mir die Zürcher lehrverpflichtung zu gross ist und ich auch bis zu einem gewissen grad lektoren arbeit hätte.5 Zu dem hätte ich mich noch mehr als in W. auf litteratur beschränken müssen, wahrend ich, wenn ich meine stellung ändere, gerade nach dieser seite hin eine entlastung wünsche, obschon ich allerdings die absicht habe, in den nächsten jahren mich der lit geschichte zuzuwenden.6 Aber s’ist ein unterschied ob man vorübergehend sein arbeitsgebiet freiwillig wechselt oder für sein ganzes leben sich bindet. - Hoffentlich erholen Sie sich bald wieder.
Mit den besten grüssen Ihr ergebenster
W. Meyer-Lübke
1 Vgl. Meyer-Lübke (1901a: 97, § 81): Es geht um die Betonung, die erste ist die altlateinische, die zweite die griechische.
2 Es ist nicht sicher, ob es hier IX oder IV heißen soll. Wenn IV, dann passt die Angabe zwar inhaltlich, aber es würde es sich um Morosis Artikel (1878) im AGI handeln; es mag sein, dass ML sich in der Angabe täuscht (er hat zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Karte seine Bücher nicht zur Hand, da er sich in Triberg befindet). In einer Fußnote zu Morosis Artikel sind die oben genannten Formen anzutreffen (vgl. Morosi 1878: 126 ); der Autor dieser Fußnote ist allerdings Ascoli, wie die Initialien G.I.A. verraten.
3 Julius (Giulio) Subak (1872-1936), Romanist. Er unterrichtete von 1895-97 in Wien (danach in Brünn und Triest) und promovierte 1897 zum Thema „Zum heutigen Stadtdialekt von Neapel“ bei ML (vgl. Romanistenlexikon). Seine bedeutsamen Aufnahmen des Judenspanischen, die er auf der Balkanhalbinsel machte, beherbergt das Phonogrammarchiv in Wien.
4 Konjugierte Form von lat.iuvare; vgl. REW (1911) 4628 s.v. juvare ‚helfen’. A.a.O. ist ital.giovare angegeben.
5 Oder weil ihm eine Personalzulage versprochen und der Titel eines Hofrats verliehen wurde? Vgl. hierzu Weihs (1950: 104) .
6 ML besetzte 1890 in Wien einen Lehrstuhl für Romanische Philologie, den zuvor der Literaraturhistoriker Ferdinand Lotheißen innehatte. Zu MLs literaturwissenschaftlicher bzw. philologischer (im herkömmlichen Sinne) Tätigkeit vgl. Wunderlis Aufsatz Wilhelm Meyer-Lübke (1861-1936). Der Sprachwissenschaftler als Philologe (Wunderli 2009, insbes. 192f.).