Wilhelm Meyer-Lübke an Hugo Schuchardt (14-07237)
an Hugo Schuchardt
11. 01. 1900
Deutsch
Schlagwörter: Universitätsbibliothek Graz Zeitschrift für romanische Philologie Französisch
Friaulisch
Spanisch
Romanische Sprachen Frankreich Schuchardt, Hugo (1866) Schuchardt, Hugo (1901) Meyer-Lübke, Wilhelm (1911–1920) Schuchardt, Hugo (1868) Le Blant, Edmond (1856)
Zitiervorschlag: Wilhelm Meyer-Lübke an Hugo Schuchardt (14-07237). Wien, 11. 01. 1900. Hrsg. von Magdalena Rattey (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9305, abgerufen am 30. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9305.
Hochgeehrter Herr Kollege!
Besten dank für Ihre beiden karten u. die auskunft über iturri1. – Was ecclisia betrifft, so möchte ich die V.V.L. 1. 2382 gegebenen beispiele nach ihrer herkunft verschieden beurteilen, in denen aus Ravenna die spætgr. aussprache η als i sehen, in denen aus Frankreich allerdings wenn nicht direkt das frz i so doch eine vorstufe davon, die dem i næher steht als dem e.3 Wie es sich mit dem inschriftl. beleg VVL III 1134 verhælt, wird erst ein einblick in die inschr. lehren können.
Mit bestem grusse Ihr ergebenster
W. Meyer-Lübke
1 Vgl. dazu MLs Fragen in der vorhergehenden Karte (13-07236).
3 Es geht zuerst um den Anlaut und danach um den betonten Inlaut: „eclisia, ηϰισια [...] (Ravenna, 575 n. Chr.) und aeclisia [...] (fränk., gg. 659 n. Chr.); ecclisiae [...] (fränk., 7. Jahrh. n. Chr.)“ (vgl. Schuchardt 1866: 238). Neben eclisia wurde im Exemplar der UB Graz mit der Signatur LS/51/1a am Rand mit einer zarten Bleistiftmarkierung versehen. Ob diese von Schuchardt gesetzt wurde? Auf ecclesia geht er nochmal in der ZrP ein (Schuchardt 1901a), um u. a. MLs eclęsia (1897: 475) , das diesem zufolge dem kymrischen eglwys zugrunde liegen soll, zu widersprechen. Er plädiert für einen geschlossenen Inlaut in eclẹsia, woraus sich kymr. wy entwickelt haben soll. Zu ecclesia vgl. REW (2823); in der ersten Auflage merkt ML (1911a) an, dass jene in Schuchardt (1901a) angeführten romanischen „-i-Formen“ (wie friaul.glisie, span.iglisia etc.) im Romanischen nicht vorkommen.
4 Schuchardt (1868: 113). Hier ist angegeben, dass der inschriftliche Beleg eclisiae sich bei „Le Blant I. Chr. 697“ finde. Eine Suche ergab einen klein wenig anderen Fundort: eclisiae steht in Le Blants Tome II (697) (vgl. Le Blant 1856).