Hugo Schuchardt an Ernst Kuhn (63-HSEK38)

von Hugo Schuchardt

an Ernst Kuhn

Wien

30. 05. 1906

language Deutsch

Schlagwörter: Indogermanische Forschungen k. u. k. Akademie der Wissenschaften in Wienlanguage Kaukasische Sprachenlanguage Baskisch Salemann, Carl Gustav Hermann Graz Finck, Franz Nikolaus (1907)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Ernst Kuhn (63-HSEK38). Wien, 30. 05. 1906. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9285, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9285.


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L. Fr.

Bei unserer allzu flüchtigen Begegnung habe ich vergessen Dich zu fragen ob Du zufälligerweise mir zu sagen vermagst, wann ein Artikel von N. Finck1 (den er mir in schneidiger Weise angekündigt hat – gegen eine kurze Notiz von mir in den Idg. F.) in der Ztschr. erscheinen wird.2 Es liegt mir daran, möglichst bald darauf eine ausführliche Darlegung meiner Ansichten zu veröffentlichen. – Wenn Du mit Salemann3 zusammentriffst, bitte sag ihm wie leid es mir tut seine persönliche Bekanntschaft nicht gemacht zu haben. Ich erkundigte mich gestern Vormittag eigens nach ihm, um ihn, falls er eingetroffen, in seinem Hotel aufzusuchen; er war aber bei Suess4 noch nicht angemeldet. Heute muss ich nun nach Graz zurück.

Herzl. Dein
HSch.


1 Franz Nicolaus Finck (1867-1910), deutscher Orientalist, Armenist, seit 1903 in Berlin; vgl. HSA 03034-03040.

2 Franz Nicolaus Finck, „Der angeblich passivische Charakter des transitiven Verbs“, Kuhns Zeitschrift für vergleichende Sprachwissenschaft 41, 1907, 209-282. Der Artikel beginnt: „Mit der nachstehenden Auseinandersetzung will ich der Aufforderung Folge leisten, die Hugo Schuchardt zu folgendem Abschluß seines leider überkurzen Aufsatzes ,Über den aktivischen und passivischen Charakter des Transitivs‘ (IF. XVIII 528-531) gestaltet. […] Die wenigen Seiten dieser Abhandlung enthalten eine solche Fülle überraschender, fast erschreckender Behauptungen, wie sie wohl zu selten, vielleicht noch nie auf so engem Raum zusammengepreßt worden ist. Und die verschiedenen Aufstellungen berühren Fragen von so schwerwiegender Bedeutung, daß ein Zusammenbruch eines großen Teils dessen zu drohen scheint, was man fast allgemein für sicheren Erkenntnisgewinn auf idg. Gebiete erachtet, daß ein beinahe völliges Umdenken allerdings auch in der Tat erfolgen müßte, wenn – die aufgestellten Behauptungen richtig wären“ (S. 209). Schuchardt sei zu stark durch seine Befassung mit kaukasischen Sprachen und dem Baskischen beeinflusst worden, Sprachen, die allzu weit vom idg. Gebiet lägen. Zu weiteren Einzelheiten vgl. den von Petra Hödl und Bernhard Hurch bearbeiteten Briefwechsel Finks mit Schuchardt (HSA 03034-03040).

3 Zu Salemann vgl. Schuchardts Brief vom 6 Juni 1903.

4 Vermutlich Eduard Suess (1831-1914), österr. Paläontologe, 1898-1911 Präsident der Wiener Akademie.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen (Sig. HSEK38)