Ernst Kuhn an Hugo Schuchardt (47-05861)
von Ernst Kuhn
an Hugo Schuchardt
15. 12. 1897
Deutsch
Zitiervorschlag: Ernst Kuhn an Hugo Schuchardt (47-05861). München, 15. 12. 1897. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9269, abgerufen am 18. 07. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9269.
München, 15 Dec. 1897.1
Lieber Freund
ich bin sehr erfreut über deine gütigen Zeilen und nehme den darin ausgesprochenen Dank mit der gebührenden Bescheidenheit entgegen, zumal da ich einen Teil desselben an den edlen Vulgärlateiner Wölfflin2 abzugeben habe, der unsern Wahlvorschlag vor dem Plenum mit vertreten hat.
Mit Bedauern habe ich vernommen, dass es dir während der Ferien so wenig gut gegangen ist. Hoffentlich geht es dir jetzt um so besser, vorausgesetzt dass nicht etwa die leidige Politik auch deine |2| Ruhe gestört hat.3 Mir ist es in den Ferien recht gut gegangen. Mitte August machte ich mich mit meiner Frau auf den Weg zum Orientalisten-Congress.4 Wir giengen über Constanz und Schaffhausen zunächst auf acht Tage nach Triberg, waren dann vierzehn Tage in Paris. Von dort gieng es über Berlin nach Stockholm, wo ich dem König das Ehrendiplom unserer Fakultät zu überreichen hatte.5 Erst Anfang Oktober sind wir dann hierher zurückgekehrt.
Hoffentlich führt dich dein Weg im Frühjahr wieder über München.
Mit herzlichen Grüssen
dein
Ernst Kuhn.
1 Antwort auf Schuchardts Brief vom 20.11.1897.
2 Eduard Wölfflin (1831-1908), Schweizer Klass. Philologe; vgl. HSA 12872-12881 (nebst den Antworten Schuchardts).
3 Die Badeni-Krise in der Habsburger-Monarchie offenbarte die Schwierigkeiten des österreichisch-tschechischen Ausgleichs.
4 Der Congrès des Orientalistes fand vom 6-12.9.1897 in Paris statt.
5 Der deutschfreundliche König Oscar II. von Schweden (1839-1907) war ein großer Förderer der Wissenschaft und setzte verschiedentlich gut dotierte Forschungspreise aus.