Hugo Schuchardt Archiv

Graz 20 Nov 97.

Lieber Freund,

Der steife Dank den ich heute an den Sekretär Eurer Klasse gerichtet habe, soll mich des Dankes dem gegenüber nicht überheben, in dem ich den geistigen Urheber meiner Ehrung erblicke.¹ Ich bitte Dich |2| die Mitwirkenden meiner Erkenntlichkeit zu versichern und so weit es persönliche Bekannte von mir sind, bestens von mir zu grüssen.

Es war meine Absicht gewesen auf der Heimreise wieder einmal in München zu verweilen; aber das Schicksal wollte es anders. Als ich gerade im Begriffe war, wie alljährlich, nach Herkulesbad zu gehen, wurde |3| ich telegraphisch nach Gotha berufen, da meine Mama einen leichten Schlaganfall erlitten hatte (sie hat sich inzwischen von demselben wieder recht erholt). Ich blieb 6 Wochen in Gotha, wobei mein eigenes Befinden sich recht verschlechterte. Anfang Oktober brach ich nach dem Comer See auf; aber kam nicht hin. 14 Tage trieb ich mich in den Betten von Luzern, Zürich, Innsbruck, Trient herum, ging dann |4| an den Gardasee, wo ich mich etwas wieder erholte. In der letzten Zeit geht es mir recht erträglich. Ich hoffe dass Du bessere Ferien – was die Gesundheit anlangt – verlebt hast als ich, und es würde mich freuen dies von Dir bestätigt zu haben, zugleich mit Nachricht über Deine ossischen und sonstigen Studien.

Mit herzlichem Grusse

Dein

HSchuchardt