Hugo Schuchardt Archiv

Lieber Herr Professor!

Es ist mir eine große Freude Ihnen nach so kurzer Zeit ebenfalls meine herzlichsten Glückwünsche darbringen zu können und noch dazu zu Zwillingen! ¹Wie stolz müssen Sie sein und wie bescheiden müssen wir Ihnen vorkommen, da wir schon mit dem Illing zufrieden sind. Und wie gut verstanden |2| Sie die Sache bei Ihrer Anwesenheit zu caschiren! was Sie nun mir nicht sagen können. Also nochmals alles Schöne von meinem Mann und mir! –

Heute ist unsere jüngste Tochter 5 Wochen alt; ich kann Ihnen nicht sagen, daß Sie etwas Schöneres nie gesehen haben, aber hübsch ist sie, die kleine Alexandra, ²welche abgekürzt Feodorowna³ genannt wird. Ich fühle |3| mich als Mutter zweier Töchter sehr ehrbedürftig und bin neugierig, ob die Töchter auf dem ersten Ball Tänzer bekommen werden. Mir geht’s Gottlob ebenfalls gut und ich hoffe, wir verleben nun einen angenehmen wenn auch sehr kalten Winter. – Wo bleiben Ihre spanischen Erzählungen die uns erwärmen sollen? warum liest man nichts von Ihnen? –

Anbei ein kleines Bild von Irene! ⁴Nächstens lasse ich sie fotografiren und dann tauschen wir die Bilder aus! Mein Mann grüßt Sie herzlichst; |4| ebenso grüßt er mit mir Prof. Meyer; wollen Sie so gut sein, ihm zu sagen, daß wir ihm für die Gratulationen bei Ankunft unserer Tochter aufrichtig danken! – Zwischen Weihnachten und Neujahr kommt mein Mann nach Wien! was machen Sie?

Viele Grüße von Irene und Ihren alten Freunden
L. Kremer

Prag, den 8. Dez. 79.