Lodvina Kremer von Auenrode an Hugo Schuchardt (2-05793)
von Lodvina Kremer von Auenrode
an Hugo Schuchardt
Unbekannt
Deutsch
Zitiervorschlag: Lodvina Kremer von Auenrode an Hugo Schuchardt (2-05793). Franzensbad. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9141, abgerufen am 26. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9141.
Franzensbad den 22. Juli,1
Hotel Holzer2 [Monogramm L/H ineinander verschlungen]
Ihr Brief wurde mir hieher nachgesandt und seit 14 Tagen versuche ich jeden Tag mir Vorwürfe wegen meiner Schreibfaulheit zu machen, aber immer wieder denke ich mir, ach was, als Patientin hat’s keine Eile. „man“ kann dir’s nicht übel nehmen, |2| wenn du nur Briefe empfangen willst und keine schreiben. Wenn ich Ihnen also dennoch Nachricht zu theil werden lasse, so ist es nur Neugierde, denn ich möchte wissen, ob Sie wirklich von uns fort wollen! Die Österreicherinnen sind namentlich sehr nett, wie ich beweise! und ich würde |3| mich für Sie freuen, daß Sie aus dem Nest „Halle“ weg kommen; von Graz aus haben Sie so hübsch Gelegenheit, nach Wien zu kommen! Lassen Sie mich bald hören, was es damit ist. Ihrem Freund kann ich von hier aus nicht helfen; vielleicht hat er bereits die Bekanntschaft ge- |4| macht! Noch muß ich 14 Tage hierbleiben; dann gehts in die weite Welt; wohin weiß ich noch nicht! Was machen Sie in den Ferien?
Addio. Lassen Sie es sich recht gut gehen wie es
von Herzen wünscht
Ihre Sie bestens grüßende
Lidwine Harkort.
1 Ca. 1875 (oder 76), denn Schuchardt hat bereits den Ruf nach Graz erhalten. Auch ist von „Witwentrauer“ bei Lidwine nichts (mehr) zu spüren.