Emil Abegg an Hugo Schuchardt (06-00006)
von Emil Abegg
an Hugo Schuchardt
20. 07. 1925
Deutsch
Schlagwörter: Etymologie Baskisch
Latein Schuchardt, Hugo (1925) Schuchardt, Hugo (1899) Schuchardt, Hugo (1900) Schuchardt, Hugo (1904)
Zitiervorschlag: Emil Abegg an Hugo Schuchardt (06-00006). Zürich, 20. 07. 1925. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9120, abgerufen am 22. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9120.
Zürich, 20. Juli 25
Rütistr. 56.
Hochverehrter Herr Professor,
empfangen Sie den Ausdruck meines ergebenen Dankes für die gütige Übersendung Ihrer neuesten Schrift über das Baskische, 1deren spezielle Voraussetzungen sich natürlich meiner Beurteilung entziehen, deren allgemeine Folgerungen aber wiederum für das Problem der Sprachverwandtschaft im allgemeinen lehrreich sind. Die Unterscheidung von Schall- und Lehnwörtern erweist sich vielleicht noch als das Kolumbus-Ei der ganzen Verwandtschaftsfrage!
Zu Ihrer Etymologie von trovare, auf die Sie am Schlusse Ihrer vorhergehenden Abhandlung anspielten, 2ist mir eine lateinische Parallele eingefallen, auf die zu verweisen ich nur deshalb unterließ, weil ich annahm, |2| sie sei Ihnen bekannt. Ich kann mich nun aber doch nicht enthalten, sie herzusetzen: das lat.percontari (dessen Schreibung ’percunctari‘ auf einer volksetymolog. Umdeutung beruht), bedeutet eigentlich, „mit dem κοντός, cuntus, der Schifferstange sondieren“, dann „untersuchen, forschen“ übhpt. Allerdings ist jener Schritt von der Bezeichnung des Suchens zu derjenigen des Findens hier nicht getan.
Mit nochmaligem Dank und den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen begrüße ich Sie
Ihr verehrungsvoll ergebener
Emil Abegg.
1 Schuchardt, Das Baskische und die Sprachwissenschaft. Wien u. Leipzig: Hölder-Pichler-Tempsky, 1925 (Sb. d. Wien. Ak. 202/4, 1-34).