Emil Abegg an Hugo Schuchardt (02-00002) Emil Abegg Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.9116 02-00002 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 00002 Emil Abegg Papier Brief 4 Seiten Zürich 1922-07-24 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann 2022 Die Korrespondenz zwischen Emil Abegg und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Emil Abegg Zürich 1922-07-24 Hugo Schuchardt Switzerland Zurich Zurich 8.53071,47.38283 Korrespondenz Emil Abegg - Hugo Schuchardt Korrespondenz Wissen und Leben: neue Schweizer Rundschau Baskisch Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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Zürich, 24. Juli 22.Rütistraße 56. Hochverehrter Herr Professor!

Empfangen Sie den Ausdruck meines herzlichen Dankes für Ihre liebenswürdige Karte und Ihre wertvolle Gabe! Daß ich Ihre Abhandlung über Poss. und Pass. Schuchardt, „Possessivisch und Passivisch“, Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften 1921, 651-662. bereits besitze, beeinträchtigt meine Freude, sie nun noch aus Ihrer eigenen Hand empfangen zu haben, nicht im geringsten; sie ganz zu verstehen hindert mich nur noch meine mangelhafte Kenntnis gerade derjenigen Sprachen, die sie zu Ihrer Beweisführung in erster Linie heranziehen. Ihre gütige Absicht mir Ihre vorangegangenen glottogen. Aufsätze zu übersenden verdanke ich bestens; aber Sie werden es mir doch wohl glauben, daß ich als akademischer Dozent für allgemeine Sprachwissenschaft Untersuchungen von Ihnen über dieses Thema längst besitze! Ich hatte schon zweimal Gelegenheit, in meinen Vorlesungen darauf Bezug zu nehmen, einmal in einer historisch-kritischen Übersicht über die Lehren von Wesen und Ursprung der Sprache, sodann kürzlich in meinem Kolleg über psychologische Grundlagen und Typen der Satzbildung. Daß ich auch für zwei weitere Vorlesungen (Die hauptsächl. Sprachstämme und Sprachgruppen; die Sprachen der Naturvölker) Ihren Schriften die wertvollsten Anregungen entnehmen durfte, versteht sich von selbst; namentlich in der erstgenannten habe ich Ihre Aufsätze über Sprachverwandtschaft ausführlich besprochen. Und wenn ich im kommenden Winter über Sprachveränderungen und deren Ursachen lese, so hoffe ich endlich dazu zu kommen, Ihre Untersuchungen über Sprachmischung genauer zu studieren, als mir dies bis jetzt möglich war.

Sie ersehen aus diesen Titeln, deren Nennung Sie mir nicht als Unbescheidenheit deuten mögen, daß ich redlich bemüht bin, gewisse Dinge systematisch zur Sprache zu bringen, die im herkömmlichen Universitätsbetrieb gewöhnlich behandelt werden, als ob sie gar nicht existierten … Aber leicht ist es für einen Privatdozenten nicht, ein neues Lehrfach zu begründen (,neu‘ natürlich sehr cum grano salis = tatsächlich gibt es ja wirklich nur eine Sprachwissenschaft, deren Zugang von jedem linguistischen Einzelgebiet aus sich öffnet; aber gelegentliche zusammenfassende Betrachtungen über die Grundbegriffe des sprachwissenschaftlichen Denkens haben gewiß auch ihr Gutes, und ich zweifle nicht daran, hier Ihre Zustimmung zu finden); deshalb bin ich froh, in der indischen Philologie noch eine Disziplin zu vertreten, die wenigstens nicht grundsätzlich (wenn auch leider oft tatsächlich) um ihr Daseinsrecht zu kämpfen hat.

Wenn Sie, hochverehrter Herr Professor, von mir ein Urteil über Ihre glottologischen Aufsätze erwarten, so muß ich Sie enttäuschen; ich habe vorläufig noch so unendlich viel von Ihnen zu lernen, daß ich zum urteilen noch gar nicht komme. So lassen Sie mich nur das eine sagen: wo immer ich eine Seite Ihres Lebenswerkes aufschlage, da ist mir, als ob das unendliche Meer sich mir öffnete; von Ihren Werken, und von ihnen fast allein, habe ich, was ich von aller Wissenschaft zutiefst erwarte: nicht nur unerschöpfliche Belehrung, sondern eine Erhebung meines Daseins.

Möchte es Ihnen vergönnt sein, Ihren sprachphilos. Gedanken noch jene von Ihnen geplante, prägnante Form zu geben; es ist nur zu wünschen, daß dies an weithin sichtbarer Stelle geschehen möchte.

Damit ist allerdings schon gesagt, daß irgend ein schweizerisches Organ dafür kaum in Betracht kommen wird, es wäre denn, daß Sie an „Wissen und Leben“ dächten, was gegenwärtig unsere vornehmste, unlängst auf breiterer Basis ausgebaute Zeitschrift ist. Es muss Abegg entgangen sein, daß Schuchardt bereits seit 1915 in Wissen und Leben veröffentlicht hatte.Aber wie viel wirksamer wäre eine Veröffentlichung Ihrer Gedanken etwa in einem Leitartikel der DLZ! Deutsche Literaturzeitung, Schuchardt hatte hier gelegentlich publiziert, allerdings zuletzt 1912. Doch es kommt mir nicht zu, Ihnen in dieser Angelegenheit irgendwelche Vorschläge zu machen, da Sie ja doch die allgemeinen Möglichkeiten für eine solche Publikation viel besser kennen als ich. Mir bleibt nur, Ihnen aufs innigste zu wünschen, daß Sie recht bald eine Gelegenheit finden möchten, ein Wort zu sprechen, das für die Sprachwissenschaft von entscheidender Bedeutung sein wird.

Mit dem Ausdruck tiefster Bewunderung und Verehrung verbleibe ich Ihr sehr ergebener Emil Abegg

Ihre neueste Arbeit über das Baskische von Sara habe ich bereits gelesen; sollten Sie davon noch ein Exemplar besitzen, so würde ich von Ihrer liebenswürdigen Absicht, es mir zu schicken, sehr gerne Gebr. machen. Schuchardt, „Zur Kenntnis des Baskischen von Sara (Labourd),“. Abhandl. d. Berl. Ak. d. W., 1922, 1-3.