Hugo Schuchardt Archiv

Budapest, Ostersonntag 1917

Sehr geehrter Herr Kollege!

Für Ihre liebenswürdige Zusendung der Separatabdrucke besten Dank u. fröhlichen Ostergruß!

Mit Sprachphilosophie beschäftige ich mich so gut wie gar nicht, d. h. natürlich insofern nicht jeder Sprachforscher fort u. fort solche treibt, so standen mir Ihre Ausführungen über Saussure‘ Cours de linguistique générale recht fern. ¹Warm wurde es mir nur bei folgendem Satz: „Mit Vergleichen belebt Saussure seinen Vortrag; das ist begreiflich, wir können bei der Sprache ohne Vergleich nicht auskommen, gerade weil sie etwas Unvergleichliches ist“. Angemerkt habe ich dann noch eine Stelle: „Die Zahl der einfachen Lautveränderungen ist eine außerordentlich geringe; die gleichen sind über die ganze Erde verbreitet“. Mehr „Anknüpfungspunkte hatte ich für das Verständnis Ihrer Ausführungen Zu den romanischen Benennungen der Milz.² Gleich |2| die Berührung der Gruppe pupilla mutete mich freundlich an, dann interessierte mich bes. ung.lép. Wabe das unser sprachhist. Wtbuch fälschlich unter lép Vogelleim gestellt hat; freilich konnte ich Ihnen auch hier nicht immer in die Urwälder folgen, in denen Sie sich mit Ihrer umfassenden Sprachenkenntnis so leicht bewegen.

Also nochmals besten Dank u. herzl.

Gruß v. Ihrem

g. erg.

O. Asbóth