Hugo Schuchardt Archiv

Budapest d. 15/10 1907

Sehr geehrter Herr Kollege!

Besten Dank für den freundlichen Aufschluß. [georgisch] wurde mir schon den nächsten Tag durch Ihr in demselben Stück¹ vorkommenden [georgisch] illustriert u. ich dachte einen Moment daran Ihnen das zu melden, zog es aber vor Ihre Belehrung abzuwarten.

Daß [georgisch] auch [georgisch] wußte ich nicht, aus Čub.² geht das nicht hervor; so konnte ich also denken, daß erst -s- die caus. Bedeutung verleiht u. |2| und dies veranlaßte mich, die Frage aufzuwerfen, ob nicht in [georgisch] vielleicht auch erst das -s- aus der Bedeutung „Stehen“ die von „Stellen“ gemacht hat. Oder ist Ihnen etwa auch irgendwo ein [georgisch] also ohne s. untergekommen u. zwar in der Bedeutung von „Stellen“? Čub. läßt uns auch hier im Stich. Ohne weiteres kann man ja doch nicht behaupten, daß der Stamm nur die Bedeutung hat, welche die mit -s- verquickte Verbalform hat. Doch ich will mich bescheiden u. warten, bis ich auch hier klarer sehe.

Und nun zu Ihren Fragen! Als ich die erste Büchersendung aus Tiflis v. der liter. Gesellschaft erhielt, lag auch bei Самоучителъ русск. и груз. языка|3| Состав. и изя. С. [?] Тифлисъ Изд. четвертое [georgisch] Мартиросганца больш. банк. ул. No 1-2 1901 (50 Kop.) Man versprach mir bald auch ein neues derartiges Buch, das im Erscheinen begriffen sei, zu schicken, doch habe ich nie mehr etwas davon gehört u. ich mag auch nicht zudringlich sein, Mihbakov’s Büchlein enthält so gut wie gar nichts Grammatisches (v. Verben blos das Zeitwort Sein быть), dafür aber auf 50 Seiten eine recht gute Gesprächsanleitung in russ. Transcription.

Herr Dirr ³ dankt in seiner Vorrede unter andern „dem wirklichen Staatsrat |4| Herrn Möller (Tiflis) ⁴, der mir so bereitwillig die Schätze der Bibliothek, der er vorsteht, zur Verfügung gestellt hat“. Es dürfte dies die „Öffentliche Bibl.“ sein.

Ich hatte überh. noch nie eine georg. Zeitschrift od. Zeitung in d. Hand gehabt; wenn Sie also, geehrter Herr Kollege, Duplikate von derartigen Dingen haben, wie Sie neulich angedeutet haben, so bereiten Sie mir durch die Zusendung derselben eine große Freude: mein Gesichtskreis erweitert sich auch dadurch.

Aus Dirr’s gestern eingetroffenem Brief interessiert Sie wohl Folgendes: „Jetzt warte ich auf Nachricht aus Arčì, drucke die udische Grammatik,⁴ schreibe die tabass. ins Reine⁵ u. fange nächstens den Katalog der ethnogr. Abteilung des kauk. Museums an“.

Mit herzl. Gr.

Ihr

Ásbóth