Oszkar Asbóth an Hugo Schuchardt (08-183)
von Oszkar Asbóth
an Hugo Schuchardt
18. 06. 1903
Deutsch
Schlagwörter: Ungarisch
Serbisch
Italienisch
Georgisch
Javanisch
Kaukasische Sprachen Dirr, Adolf Wardrop, John Oliver Erckert, Roderich von Uslar, Petr Karlovich Schuchardt, Hugo (1904) Schuchardt, Hugo (1903) Schuchardt, Hugo (1895) Dirr, Adolf (1904) Erckert, Roderich von (1895)
Zitiervorschlag: Oszkar Asbóth an Hugo Schuchardt (08-183). Budapest, 18. 06. 1903. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9097, abgerufen am 30. 11. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9097.
Budapest d. 18/6 1903
Sehr geehrter Herr Kollege!
Ich benutze den letzten freien Moment vor meiner Abreise, um Ihnen ergebenst f. die zugesandten Schriften zu danken u. einige Kleinigkeiten zu bemerken.
Ihre Besprechung von csatorna1 habe ich mit großem Interesse gelesen; es dürfte Sie interessiren nachzulesen, was ich in Нъеколько замъчанй p. 46 Z. 6 v. u. ff. über das Verhältnis der ung. Wortes zu serb. u. ital. sage.
Ihre Schrift über d. Georg.2 habe ich mit großem Vergnügen gelesen, bes. haben mich einige weitvorausschauende Bemerkungen gefesselt.
Ob Sie wohl auch jetzt noch finden, daß die georg. Schrift „sich als starker Wall um die georgische Sprache legt“? Ich kenne die von Ihnen im Gegensatz dazu gepriesene tamulische u. javasche Schrift nicht, kann Sie aber versichern, daß ich auch keinen Augenblick die Empfindung gehabt habe, von der Sie sprechen, bis ich nicht Dirrs Grammatik 3zu revidieren hatte, wo z und ʒ sich gefährlich ähnlich sehen, ganz anders als in dem gewöhnlichen georg. Druck 4|2| der Zeitung, der also die Schrift als solche auf Sie vor Jahren gemacht hat, mag individuell sein, freilich darf ich nicht verschweigen, daß ich Monate lang vorher mich hauptsächlich mit dem Osmanischen beschäftigt hatte u. daß mir die Sicherheit wie ein Wort zu lesen ist – natürlich ganz abgesehen von dem eigentlichen Klang der Sprache! – sehr wohl tat.
Ich schließe hieran die Verzeichnung von 2 Druckfehlern p. 11 Z 19 v. u. ist ha statt ks u. p 15 Z. 12 v. u. wiχumrob statt wiχumr eb gesetzt.
Und nun gehe ich der Reihe nach.
p. 5 An was haben Sie gedacht, als Sie sagten die kauk. Sprachen „zum Theil allerdings deutliche Spuren seiner [des Altaltaischen] Einwirkung aufweisen“?
p. 7 f. Hat Herr Oliver Wardrop etwas publiziert? 5
p. 9 In meinem georg. Bücherverzeichnis finde ich bei fleißiger Durchsicht Džanašvilis Grammatik 6nicht, Erckert7 aber habe ich momentan beim Buchbinder – ich habe das Buch |3| arg zerpflückt! Lohnt es sich der Mühe das Buch gelegentlich zu lesen oder ist das blosse Höflichkeit, womit Sie schließen.
p. 10 in d. Mitte „das Kuronische nach (Uslar) Zawadskij Cбopниkъ XIV II, 135 f. Ist etwa das Material v. Uslar dort veröffentlicht u. weicht es stark von dem Schieferschen leicht ab?
12 Was enthalten Цагарели Свѣдѣнія о памятникахъ грузинской письменности Съ1894 u. bekommt man das Werk wohl noch?
p. 13 Die Betonung da’awits’qa hat mich daran erinnert, daß Dirr in seiner Grammatik für daamokla die Betonung resp. Aussprache dāanoklq angibt.
p. 14 Die alte Oxytonierung im Georg. ist wol nur erschlossen? (liegt allerdings nahe genug). Was Sie über das oft unsichere Erfassen od. das tatsächliche Schwanken der Betonung im Georg. sagten, hat mich lebhaft an die widersprechenden Akzentregeln, die f. d. Osmanische |4| angegeben werden, erinnert, Kúnos stellt in seiner Gramm.8 eine neue Theorie auf.
Und jetzt nochmals herzlichen Dank für die Benutzung des Buches. Ihre reiche Handschriftensammlung9 sehe ich mir im Herbst an, bis dahin bin ich auch ein gut Stück weiter im Georgischen!
Mit vielen herzlichen Grüßen
ganz der Ihrige
Ásbóth
Im Sommer bin ich in Kis Disznód u. p.
Nagy Disznód
(vor dem 1ten Juli findet mich eine Nachricht am leichtesten in
Nagy Szeben10Hallerwiese 12)
1 Schuchardt, „Lat. cisterna (zu Ztschr. XXVII, 106)“, Zeitschrift für romanische Philologie 27, 1903, 623-624; vgl. auch zuvor bereits Schuchardt, „Lat. īlex; lat. cisterna“, Zeitschrift für romanische Philologie 27, 1903, 105-110.
2 Schuchardt, Über das Georgische. Wien: Selbstverlag des Verfassers.
3 Adolf Dirr, Theoretisch-praktische Grammatik der modernen georgischen Sprache, Wien u. a.: Hartleben, [1904].
4 Der Seitenanschluß wirkt nicht folgerichtig, so als ob eine ganze Seite fehlte!
5 The book of wisdom and lies / [Verf.:] Sulkhan - Saba Orbeliani. Transl. by Oliver Wardrop, London : Bernard Quaritch, (1894).
6 Kein Bibliotheksnachweis.
7 Roderich von Erckert, Die Sprachen des kaukasischen Stammes, mit einer lithographierten Sprachenkarte, Wien: Hölder, 1895.
8 Ozmán-török népmesék, szóbeli közlés után gyűjtötte Kúnos Ignácz, Budapest: Magyar Tudományos Akadémia, 1887, XLV, 328 S.
9 Schuchardt besaß eine Sammlung wichtiger Handschriften zum Georgischen, Imnaischwili widmet dieser Sammlung einen eigenen Aufsatz
10 Ungar. Name für „Hermannstadt“.