Oszkar Asbóth an Hugo Schuchardt (05-180) Oszkar Asbóth Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.9094 05-180 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 180 Oszkar Asbóth Papier Brief 8 Seiten Budapest 1902-12-22 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann 2022 Die Korrespondenz zwischen Oszkar Asbóth und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Oszkar Asbóth Budapest 1902-12-22 Hugo Schuchardt Hungary Budapest Budapest 19.04045,47.49835 Korrespondenz Oszkar Asbóth - Hugo Schuchardt Korrespondenz Literarisches Centralblatt für Deutschland Deutsch Persisch Georgisch Kaukasische Sprachen Abchasisch Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Budapest d. 22/12 1902 VI. Munkácsy Gr. 25 Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich wollte Ihnen für die neue Gabe nicht blos auf eine Postkarte danken, auch hatte ich allerlei Fragen u. so komme ich erst heute dazu Ihnen meinen wärmsten Dank für die Anregung auszusprechen, die mir Ihr letzter Aufsatz in reichem Maße gebracht hat.

Meine erste und dringendste Frage ist die: Wo ist Ihre Schrift „Über das Georgische“ erschienen? Schuchardt, Über das Georgische, Wien: Selbstverlag des Verfassers, 1895, 16 S. Ist es ein selbständiges Werkchen? Sie berufen sich öfter darauf u. ich sehe daraus, daß ich doch manchen Aufschluß darin finden würde. Nun habe ich die Schrift, wie ich Ihnen auch geschrieben habe, zwar bei meinem Buchhändler bestellt, statt dessen aber, allerdings zu meiner großen Freude, Ihre Abhandlung „Über den Passiven Charakter des Transitivs“ bekommen. Schuchardt, „Über den passiven Charakter des Transitivs in den kaukasischen Sprachen“, Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 133, 1895, 1-91. So lieb es mir nun ist diese wertvolle u. so wichtige Abhandlung selbst zu besitzen, so möchte ich doch auch die andre „Über das Georgische“ haben, bitte also sehr um genaue Quellenangabe.

Sie erwähnen öfter Oberliani’s Wörterbuch, ist dies in unserer Zeit herausgegeben worden u. von wem? Sulxan-Saba Orbeliani, Lek’sikoni k’artuli. Slovar' gruzinskogo jazyka, avtograp'uli nusxebis mixedvit' moamzada, gamokvleba da ganartebat'a lek'sikis sajiebeli daurt'o Ilia Abulajem, T’blisi,Merani, o. D. [18. Jh.].

Ich schließe wegen der verwandten Natur desselben noch folgende Frage hier gleich an: Können Sie mir nicht ein knappes deutsch- persisches Wörterbuch empfehlen, etwas wie Löbel’s deutschtürkisches Wörterbuch? D. Loebel, Deutsch-türkisches Taschen-Wörterbuch enth. alle zur täglichen Unterhaltung, in Geschäften und auf Reisen erforderlichen Wörter; eine Sammlung geographischer Namen eine Reihe von Gesprächen und einen Auszug der osmanisch-türkischen Grammatik, Constaninopel [u. a.]: Lorentz und Keil [u.a.], 1888. Wenn ich jetzt ein persisches Wort im Georgischen finde, so sehe ich in dem natürlich nicht immer hinreichenden Wörterverzeichnis v. Clair Tisdall Modern Persian Conversation-Grammer William St. Clair Tisdall, Modern Persian conversation-grammar, with reading lessons, English-Persian vocabulary and Persian letters, Lodon [u. a.]: Groos, (1902) [Method Gaspey-Otto-Sauer]!nach. Ich habe jetzt kaum Zeit auch Persisch zu treiben, muß aber gerade mit Rücksicht auf Munkácsi’s kühne Streifzüge, man könnte sie geradezu Raubzüge nennen, in das iranisch-persisch-kaukasische Gebiet ein klares Bild davon bekommen, was für lautliche Änderungen beim Übergang eines persischen Wortes ins Georgische überhaupt möglich sind. Ich finde bei meinen allerdings noch äußerst bescheidenen Kenntnissen dieser Frage, daß das gesuchte Wort meist nicht erkennbar ist, also durchaus keine radikal lautliche Änderung erlitten hat. Ich will, um Ihnen Gelegenheit zu bieten, mich – natürlich nur mit ein paar flüchtigen Worten – des Bessern zu belehren, einen konkreten Fall wählen. Munkáksi Bernhard Munkáksi (1860-1937), Schreibung meist „Munkácsy“, ungar. Orientalist; vgl. HSA 07597-07601. glaubt oder will doch wenigstens andere glauben machen, daß aus pers. bača georg. mingrelisch baší boš – Kind s. georg. boča Kalb hatte werden können (Munk. p. 156). Nun heißt das Kind (oder der Knabe ?!) im Georg. – ja eigentlich weiß ich das nicht, wie dies im Georg. heißt, denn Tšubinov, dessen russ. Georg. [ich]Der Anschluß an die vorige Seite macht wenig Sinn; vermutlich ist ein Blatt (Doppelseite?) verlorengegangen. gelesen habe, so werden Sie begreiflich finden, daß ich die bisher erschienenen Arbeiten über die einzelnen kauk. Sprachen gelegentlich zu Rathe ziehen muß u. wenn meine Geldmittel es erlauben, würde ich jedenfalls Alles Einschlägige anschaffen. Daran ist aber leider nicht zu denken.

Masing Wohl kaum Emil Masing, geb.1839 an. Denn dieser war zum Zeitpunkt der Briefabfassung bereits seit drei Jahren verstorben († 1898). Möglicherweise handelt es sich um seinen Sohn Oskar (1874-1947), der später ein bekannter Baltist wurde. hat spät, aber sehr ausführlich u. lieb geantwortet. Bes. interessant ist, was er über den schwankenden Tonfall des Georgischen berichtet. Literarisch wird er es nicht verwenden (??), genauer kenne er blos – das Abchazische!

Glauben Sie nicht, daß Dirr‘s Adolf Dirr (1867-1930), deutscher Philologe, Linguist, Ethnologe und Kaukasusforscher; vgl. HSA 02347-02369. Er ist der Autor von Theoretisch-praktische Grammatik der modernen georgischen Sprache, Wien u. a.: Hartleben, [1904] .Gram- matik ganz kurz in dem Litter. Ctblatt Literarisches Centralblatt , gegr. von Friedrich Zarncke. - Vgl. jedoch Schuchardt, „[Rez. von:] A. Dirr, Theoretisch-praktische Grammatik der modernen georgischen (grusinischen) Sprache mit Übungsstücken, einem Lesebuch, einer Schrifttafel und einer Karte“, Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 18, 1904, 241-260 .angezeigt werden könnte? Das Erscheinen seines Buches bedeutet jedenfalls für jeden, der sich f. kaukasische Sprachen interessiert, einen Schritt vorwärts, so leicht hat man bisher eine ganz gehörige Menge georg. Sprachstoff u. eine respektable Einsicht in den Bau der Sprache nicht erlangen können, sollte dies allein nicht wichtig genug sein? Halb u. halb trage ich mich mit der Idee an einigen schlagenden Beispiel[en] zu zeigen, wie interessant das Georgische für den Iranisten ist wegen der früh u. in großer Menge eingedrungener pers. Wörter. Es ließe sich ganz gut im Rahmen einer kurzen lobenden Erwähnung der Bücher abtun. Fertig dürfte das Buch nicht vor Ende des Jahres werden, da ich von den letzten Partien eine 2 Revision erlangen muß. Kennen Sie ein gutes nicht zu grosses Reisewerk auf georgischem Gebiet, aus dem man praktische Winke für einen etwa selbst zu unternehmenden Ausflug bekäme? Sagen wir z. B. genaue kleinasiatische u. ethnographische Beschreibung der Örtlichkeiten, in denen man sich die Sprache aneignen könnte; denn aufrichtig gesagt graut es mir etwas vor einem Sommer in Tiflis, obwohl ich natürlich auch dort einige Tage zubringen würde.

Doch ich schließe, es hätte ein ganz kurzer Brief werden sollen; doch man verplauscht sich, wenn man nach langer Zeit wieder einem lieben Bekannten zusammentrifft, dem man manches zu sagen hat u. von dem man noch mehr hören möchte.

Mit herzlichen Grüßen Ihr ergebener O. Asbóth