Oszkar Asbóth an Hugo Schuchardt (04-179)
von Oszkar Asbóth
an Hugo Schuchardt
08. 12. 1902
Deutsch
Schlagwörter: Lazarewsches Institut, Moskau Armenisch Tschubinow, David Bagaev, K. (1895) Schuchardt, Hugo (1895)
Zitiervorschlag: Oszkar Asbóth an Hugo Schuchardt (04-179). Budapest, 08. 12. 1902. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.9093, abgerufen am 03. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.9093.
Budapest, d. 8/12 1902
Sehr geehrter Herr Kollege!
Ich danke Ihnen tausendmal f. den wahren Schatz, den Sie mir geschickt haben; jetzt bin ich reichlich versehen, bis ich von der einen od. andern Seite Zugang bekomme – ich habe schon vor Ihrer Sendung geschrieben 1. nach Ptb.1 an meinen Buchh. 2. an Vs. Miller2 3. das N. Testam. bestellt. Zunächst habe ich mich an Notizen gemacht u. zwar an den gram. Theil, sobald ich damit fertig bin, gehe ich zur Lektüre über, auch V. Hugo füge ich wahrscheinlich nicht dem an.3 Jedenfalls bin ich bei Beginn der Ferien so|2| weit, daß ich getrost mit der Lektüre anfangen kann, vielleicht bekomme ich bis dahin auch das georg. Wtb. v. Tšubinov.4 Wenn ich dann mich an V. Hugo mache, bin ich wol schon im Stande einzelne nicht gar zu komplizirte Erscheinungen zu beobachten u. eventuell, wenn Sie es wünschen, für Sie zu sammeln od. in Ihrem Exemplar anzumerken. Ich möchte nämlich gar gern durch irgend einen kleinen Dienst mich Ihnen für Ihre große Freundlichkeit dankbar erweisen. Sollten Sie also irgend welche statistische Zusammenstellung einer Form od. gewisser Wörter brauchen, die ich mit der Zeit für Sie machen könnte, so würden Sie mich durch einen derartigen Auftrag geradezu glücklich machen.
|3|Nasidze habe ich ohnedies bestellt,5 ich schicke also Ihr Exemplar zurück, sobald ich ein eigenes habe. Victor Hugo kommt später nach. Bagaevs Wörterbüchlein 6bleibt in folge Ihrer Güte als ein freundliches Andenken auch weiterhin in meinem Besitz!
Gerade durch meine allermeisten Studien bin ich in der Lage zu verstehen, daß Ihnen die Ernennung zum Ehrenmitglied des Lazarevschen Instituts gewiß große Freude gemacht hat7 u. ich nehme an dieser Freude herzlichen Antheil.
Ihre Abhandlung in Sitzungsbericht 133 über den Aktivus8 lese ich mit großem Vergnügen u. es geht mir ein ganz neues Licht dabei auf. Auf S. 66 habe ich etwas gefunden, was ich bei |4| meinem jetzigen, höchst bescheidenen Wissen geneigt bin für einen Druckfehler anzusehen; die Stelle aus Ts’awtš’awadze rats ar unda gekhna, ar gijkhina übersetzen Sie „was du nicht hast thun sollen, was hast du nicht gethan“ - ich würde statt „sollen“ wollen erwarten. Doch bald wird dieses Räthsel gelöst sein u. ich werde Ihnen sehr dafür dankbar sein, daß Sie mir bei den ersten Schritten die Bahn geebnet haben.
Mit freundlichem Gruß
Ihr ergebener
O. Ásbóth
1 Sankt Petersburg.
2 Vsevolod Miller (1848-1913), russ. Ethnologe; vgl. HSA 07398.
3 Es ist anzunehmen, dass Schuchardt Asboth als Lernhilfe die georgische Übersetzung von Victor Hugo empfohlen hat.
4 David Jesseevitš Tšubinov / David Tšubinašvili / Давид Йессеевич Чубинов, Русско-грузинский словарь Tiflis, 1901, 504 S.
5 Michail Nasidze, Učebnik gruzinskogo jazyka dlja russkich. Izdanie central'noj kniznoj Torgovli v Tiflise, Tiflis: Kutateladze, 3 1903.
6 K. Bagaev, Opyt russko-gruzinskago slovarja, Tiflis: Šaradze, 1895.
7 Das Lazarew’sche Institut für orientalische Sprachen wurde 1815 in Moskau gegründet und war insbesondere auf das Armenische spezialisiert. „Lazarev Institute. Passing during this time through several major transformations of special classes became a leading Russian educational institutions pecializing in the preparation of the «Orientalists practitioners», future diplomats and officials, called to serve in the Middle East, and Eastern and southern outskirts of the Russian Empire. Hallmark special classes was the use in the educational process achievements as «academic» and «practical Oriental studies“ ( Michael A. Volkhonsky). – Über diese Ehrenmitgliedschaft Schuchardts liegen in seinem Nachlass keine weiteren Unterlagen vor.
8 Schuchardt, „Über den passiven Charakter des Transitivs in den kaukasischen Sprachen“, Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 133, 1895, 1-91.