Leo Reinisch an Hugo Schuchardt (164-09321)
von Leo Reinisch
an Hugo Schuchardt
08. 06. 1919
Deutsch
Zitiervorschlag: Leo Reinisch an Hugo Schuchardt (164-09321). Maria Lankowitz, 08. 06. 1919. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8982, abgerufen am 02. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8982.
[Postkarte, LANKOWITZ, 8.6.19]1|2|Lankowitz, 8.6.1919
Lieber Freund,
So geht es doch nicht mehr länger daß ich von Ihnen gar nichts höre, wie es Ihnen geht. Ich weiß ja daß Sie nicht viel schreiben sollen der Augen wegen. Ja mir geht es in dieser Hinsicht ja gewiß noch schlechter, aber ohne Nachricht kann ich doch nicht bestehen. Daß Junker2 und Rhodokanakis3 in die Akademie gewählt sind, das freut mich wirklich sehr. Beide sind fruchtbare Arbeiter und werden noch sehr viel leisten.
Was mich betrifft, so wäre sonst Alles in Ordnung, bis auf die Augen.! Ja da fehlt es u. was soll ich ohne Gebrauch der Augen tun? Elend über Elend. Gottlob daß ich schon 87 Jahre lebe, also nicht mehr lange dulden muß.
Auch wegen unserer politischen Lage gehe ich schon gerne fort. Und nun recht herzliche Grüße und Wünsche für Sie von
Ihrem
Leo Reinisch
1 Wolf, Nachlaß, 323 datiert diese Karte fälschlich auf 1914. Der Poststempel lautet aber eindeutig 1919; die zur Frankatur verwendete Marke wurde erst 1916 herausgegeben. Im übrigen erreichte Reinisch erst 1919 das 87. Lebensjahr.
2 Hermann Junker (1877-1972), kathol. Priester, deutsch-österr. Ägyptologe, leitete im Winter 1909/10 die erste offizielle österreichische Grabung in dem kleinen Ort Tura in der Nähe von Kairo aus, wo reiche prähistorische Funde gemacht wurden.
3 Nikolaus Rhodokanakis (1876-1945), griechisch-österreichischer Semitist und Arabist.