Hugo Schuchardt Archiv

[Postkarte, ST. STEFAN , 6.8.13]|2|R. 6.8.1913

Liebster bester Freund,

Besten Dank für Ihr Schreiben vom 30/7, aber ich kann Ihnen heute nur mit einer Karte antworten:

1) Die Nubier von J. & Sch.¹ werden (Partie Spiele) noch vor Oktober in Ihren Händen sein, ebenso die Arbeit über das Nuber vom Gebel ed-Deir.

2) Rochemonteis² meines verewigten Freundes Arbeit wird Ihnen gefallen,³ leider kann ich die Schrift erst von Wien aus senden.

3) Struck⁴ brauche ich nicht, ich bitte schreiben Sie nur über seinen Bericht, ich kann es füglich nicht tun, weil er mich eigentlich schlecht gemacht hat. Sie haben ein wahres Wort gesprochen, indem Sie ihn d. Kompagnie als Dogmatiker bezeichnen. Protestantische wie katholische Pastoren schreiben sich Infallibilité zu; das Publikum hat zu glauben, nicht zu kritisieren. So können sich die Herren gegenseitig Lobeshymnen vorsingen.

4) Abel⁵ scheint sich bei seiner Arbeit einen Kommentar zu Cornelius Nepos für Anfänger des Latein zum Vorbild genommen zu haben; dabei hat aber die Phonetik die Grammatik tot geschlagen.

Mir tut es furchtbar leid daß die Ungunst des Wetters so böse auf Ihre Nerven einwirkt. Einen solchen Sommer habe ich noch nicht erlebt, täglich Gewitter, Nebel, Regen, die Natur ist ganz ausgewechselt.

Herzliche Grüße u. Wünsche von Ihrem
L. R.