Leo Reinisch an Hugo Schuchardt (78-09268)
von Leo Reinisch
an Hugo Schuchardt
31. 08. 1912
Deutsch
Schlagwörter: Universitätsbibliothek Graz Universität Wien Nubische Sprachen Müller, David Heinrich von Wien
Zitiervorschlag: Leo Reinisch an Hugo Schuchardt (78-09268). Sankt Stefan ob Stainz, 31. 08. 1912. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8895, abgerufen am 07. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8895.
[Postkarte, STAINZ, 31.8.12]|2|Reinischhof 31.8.1912
L. Fr.
Ihrem Wunsche Rechnung tragend, auf Ihr Schreiben nicht umgehend zu antworten, habe ich ein Paar Tage verstreichen lassen u. erwidere heute den Brief vom 27. Areika1 habe ich leider nicht hier, sondern in Wien. Ich glaube sogar, daß ich das Buch der Univ.-Bibl. in Wien geschenkt habe. Da ich testamentarisch meine Büchersammlung dieser genannten Bibliothek zugesprochen habe, so gebe ich schon seit Langem solche Bücher, welche der Biblioth. größere Auslagen verursachen u. ich dieselben nicht täglich zur Hand haben muß, an die genannte Bibliothek. Durch die Grazer Bibliothek können Sie also das Buch von dort beziehen.
Meine Vermutung, daß die Meroit. Texte wenigstens teilweise semitisch sein könnten, fußen nicht bloß auf der Tatsache von Vorhandensein von Laryngalen, welche im Nubischen selten auftreten u. auch da fast nur in Lehnwörtern.
Es tut mir leid daß Sie Almkvist2 voreilig gekauft haben, Sie hätten es von mir u. von der U.-Bibl. in Wien haben können; ich besaß zwei Exemplare; eins schenkte ich sogleich an die U.-B. Die Veröffentlichung von Almkvists Nachlaß habe ich veranlaßt u. ich bereue das nicht aus mehrfachen Gründen. Uebrigens sind leider so wenige Meroitische Texte erhalten, so daß wenn auch die Entzifferung derselben gelingt, für die Geschichte u. die Sprachwissenschaft nicht besonders viele Resultate zu erzielen sein werden.
Mit DH Müller3 steht es leider nicht gut, an Genesung ist wol nicht zu denken. Was wird nur aus dem Glasen’schen Inschriften-Material werden? Wer wird ferner seine Shauri- und Soqotrisammlungen4 bearbeiten? Müller hat reiche Aufzeichnungen.
Herzlichst L. R.
1 Areika by D. Randall MacIver and C. Leonard Woolley, Oxford,1909 (Eckley B. Coxe Junior Expedition to Nubia: Eckley B. Coxe Junior expedition to Nubia; Publications of the Egyptian Department of the University Museum / University of Pennsylvania, 1) .
2 Herman Almkvist, Nubische Studien im Sudān, aus dem Nachlass Herman Almkvists hrsg. von K. V. Zetterstéen, Uppsala [u.a.], 1911 (Vilhelm Ekmans Fond: Arbeiten; 10) .
3 David Heinrich Müller (1846-1912), österr. Semitist; vgl. HSA 07560-07566.
4 David Heinrich Müller, Die Mehri- und Soqoṭri-Sprache (mehrere Bände) .