Emil Metzger an Hugo Schuchardt (07-07128)

von Emil Metzger

an Hugo Schuchardt

Stuttgart

22. 04. 1882

language Deutsch

Schlagwörter: language Niederländischlanguage Englischlanguage Deutschlanguage Portugiesisch

Zitiervorschlag: Emil Metzger an Hugo Schuchardt (07-07128). Stuttgart, 22. 04. 1882. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8796, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8796.


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Stuttgart, Kriegsbergstrasse 29II.
April 22te 1882.

Sehr geehrter Herr!

Wenn ich nicht irre kam ich durch das Gehör zur Ansicht raak gedaan1 = gewond2 doch jetzt habe ich den Zusammenhang mit dem übrigen Text vergessen. So, absolut gesehen kom[m]t es mir wahrscheinlicher vor als wraak,3 denn das w wird hier im richtigen Holländisch deutlich ausgesprochen und würde höchstens durch einen anderen Consonanten ersetzt sein; daß es ganz ausfallen sollte kommt mir weniger wahrscheinlich vor.

raken treffen in vielen eigenthümlichen Ausdrücken besond d.; Adject ik heb hem geraakt ich habe ihn getroffen aber durch den bloßen Ton bedeutet es: tüchtig getroffen; adject: dat is raak das hat getroffen ce coup a porté, das ist geglückt; ich glaubte bei dem wenn ich mich richtig erinnere häufigen Gebrauch von „ doen“, annehmen zu können daß raak gedaan = zeer gedaan (wehe gethan) = gut getroffen = verwundet wäre |2|Mij menschen Mit oder meine? Menschen (Leute). Aus dem andern werde ich jetzt noch nicht klug; da ich nicht wußte ob Damras Personen oder Stammnamen war nahm ich es für das erste und hielt das Bees für Baas ein im Holländischen häufig vorkommender Titel, etwa Meister, aber auch bei Bauern viel gebraucht um den Herrn (Besitzer) zu bezeichnen

Ons zijne ist deutlich onze kommt aber soweit mir bekannt im Vulgärholl. nicht vor. Wenn ich nicht irre kommt vor:

die hand von ons = onze hand

die vader van je = uw vader

und Aehnliches, wie ja auch im Engl. und Deutschen in diesen Dingen allerlei Auswüchse vorkommen zb. hier häufig:

Ist das Ihnen Ihr Hut?

zien könnte sein (je nach dem Zusammenhange) ziet, (also von sehen infin statt 3 e pers) oder andere Ausprs v zijn verb. also ik zien entweder ich sehe oder ich bin

Leider komme ich mit dem Übrigen |3| auch nicht weiter als dies vor 14 Tagen der Fall war.

Haben Sie auch für furo ungezähmt ein portugiesisches Wort?

Der Hauptgrund meines heutigen Briefes ist der Wunsch Sie auf einen höchst interessanten Artikel über Baboo English in der Times weekly Edit 14 e April4 p. 12 aufmerksam zu machen, welcher allerdings für Sie fachwissentschaftlich nicht so interessant sein dürfte als es mir vom praktischen Gesichtspunkte aus war.

Allerdings kommt gleich darauf ein weiterer Artikel der zeigt wie im Munde der Europäer die Sprachen der Eingeborenen mißhandelt werden.5

Von solchen Sprachproben zu sprechen fallen mir gerade einzelne Spezimina ein die Mark Twain im „A Tramp Abroad“ gibt und die dem Katalog der Alten Münchener Pinakothek entnommen sind.6(M. Tw A Tramp Abroad I p 125 Tauchn. edition) Ich kopire bloß die 1e

It is not permitted to make use of the work |4| in question to a publication of the same contents as well as to the pirated edition of it”.

Spring. The Goddess Flora sitting. Behind her a fertile valley perfused by a river”.

A larder with greens and dead game animated by a cook-maid and two kitchen-boys

St. Bartholomew And the Executioner with the knife to fulfill the martyr

Doch genug des grausamen Scherzes.

Mit ausgezeichneter Hochachtung

Ihr sehr ergebener
E Metzger


1 „genau richtig“

2 „verwundet“

3 „Rache“, also „Rache geübt“.

4 „ Comical Baboo-English: Passages from abook now popular in Calcutta “, The NewYork Times April 24, 1882, p. 2. (Metzgers Angaben sind demnach ungenau).

5 Nicht identifiziert; laut Inhaltsverzeichnis folgt „American Artists‘ Works; some of the Pictures to be seen in Madison Square“.

6 Mark Twain äußerst sich bei seiner Rheinreise anläßlich der Loreley grundsätzlich über das Übersetzen: „I have a prejudice against people who print things in a foreign language and add no translation. When I am the reader, and the author considers me able to do the translating myself, he pays me quite a nice compliment - but if he would do the translating for me I would try to get along without the compliment. - If I were at home, no doubt I could get a translation of this poem, but I am abroad and can't; therefore I will make a translation myself. It may not be a good one, for poetry is out of my line, but it will serve my purpose - which is, to give the unGerman young girl a jingle of words to hang the tune on until she can get hold of a good version, made by some one who is a poet and knows how to convey a poetical thought from one language to another.“ Twain kommt dann auf L. W. Garnham‘s Loreley-Übers. zu sprechen: „No translation could be closer. He has got in all the facts; and in their regular order, too. There is not a statistic wanting. It is as succinct as an invoice. That is what a translation ought to be; it should exactly reflect the thought of the original. You can't SING ,Above wonderfully there,‘ because it simply won't go to the tune, without damaging the singer; but it is a most clingingly exact translation of DORT OBEN WUNDERBAR -fits it like a blister. Mr. Garnham's reproduction has other merits - a hundred of them - but it is not necessary to point them out. They will be detected. No one with a specialty can hope to have a monopoly of it. Even Garnham has a rival. Mr. X had a small pamphlet with him which he had bought while on a visit to Munich. It was entitled A CATALOGUE OF PICTURES IN THE OLD PINACOTEK, and was written in a peculiar kind of English. Here are a few extracts“ [es folgen die oben zit. Beispiele] (Tauchnitz Ed. 1880, 41ff.).

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07128)