Emil Metzger an Hugo Schuchardt (04-07125)

von Emil Metzger

an Hugo Schuchardt

Stuttgart

25. 03. 1882

language Deutsch

Schlagwörter: Geographie Ethnologie, Anthropologie, Volkskundelanguage Niederdeutschlanguage Niederländischlanguage Malaiischlanguage Spanischlanguage Arabischlanguage Portugiesisch

Zitiervorschlag: Emil Metzger an Hugo Schuchardt (04-07125). Stuttgart, 25. 03. 1882. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8793, abgerufen am 27. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8793.


|1|

Stuttgart, Kriegsbergstrasse 29i.
Stuttgart 25e. März 82.

Hochgeehrter Herr!

Endlich komme ich dazu Ihnen eine Probe von dem Niederdeutsch1 der Kreolen, aus Novellen usw genommen, zu geben. Mehr davon steht gern zu Diensten Ferner füge ich eine Liste von Worten bei die im Malaisch der Minahassa (Celebes)2 und von Ternate3 vorkommen (einzelne sind auch weiter bekannt)4 Die Quelle wo ich sie gefunden habe ist angegeben Dort ist gesagt daß dieselben spanischen Ursprungs seien.

Da ich nun nie eigentliche Sprachwissenschaft getrieben würden Sie mich sehr verpflichten, wenn Sie mich gelegentlich einmal wissen ließen an welchen dieser Wörter mit einiger sicherheit spani-|2|scher oder portugiesischer Ursprung nachgewiesen kann.

Über furo haben Sie früher einmal gelegentlich bemerkt, daß es arragonesisch ist, (so ist es auch bei Dominguez5 (u von da bei Booch-Arkossy6 übrigens angegeben) und eigentlich furano heißt. Ist bei letzterem Wort der spanische Ursprung sicher und dürfte ich von Ihrer eventuellen Mittheilung in Holland Gebrauch machen? –

Wie bekannt sind sowohl Portugiesen als Spanier im Archipel gewesen es würden sich aber aus dem Vorkommen spanischer Worte in der Minahassa interessante Schlüsse ziehen lassen

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster
E Metzger.

Ich habe wo sich dies leicht machte die Fehler angestrichen, in der letzten Probe ist es nicht gut möglich, ich weiß nicht ob Sie mit dem holländ. vertraut genug sind um den Unter- |3| schied zu fühlen.

|4|Aardrijkskundig genootsch. IV 94 (janry7 1880)8 - Namlich nach der in den Molucken allgemein gebräuchlichen Bedeutung des Wortes: Alfuru abgeleitet von furu wild, noch ungezähmt ... das Wort selbst ist nicht Indisch od. Polynesisch doch kommt nach den Mittheilungen der Eingeborenen aus dem Spanischen. Unterdessen habe ich es vergebens in Spanischen und selbst in Arabischen Wörterbüchern gesucht – wohl wurde mir die Richtigkeit der Ableitung durch Spanier bestätigt, doch waren dies keine literari doch Seeleute. – Ich wäre eher geneigt es unter Beifügung eines Zwischengliedes Ableitung aus dem Portugiesischen anzunehmen nämlich von forro frei = horrao, horruv span und horr arab,9 wovon es abstammt. ---

Wie das nun sein mag wie das Portug furu an das arab al kam weiß ich nicht ecc.

Van Musschenbroek10

Dieselbe Zeitschr. V 7 jaarg 1881. März

Nach Erwa[e]hnung einiger früherer Hypothesen. (sie brauchen nicht weiter gesucht zu werden) Jetzt wo die Wahrheit gefunden ist Auch hiervon kommt die Ehre Herrn von M11 zu. Seine Erklärung ist höchst einfach und gerade dies ist das Siegel der Wahrheit. Das Wort ist zusammengestellt aus dem arab. Artikel al und dem arab. Hauptwort horro das in portug. Ausspr forro wird .... horro im Span. und forro bedeuten beide frei und beide sind verschiedene Schreibweisen des Arabischen horro ... die wilden Völker der Inseln im Osten des Archipels, welche die Portugiesen ihrer Herrschaft unterwarfen nannten sie in Nachahmung ihrer Vorgänger der Araber: Alforro die Freien, die keiner Herrschaft und Ordnung unterworfen sind.

Prof. P. J. Veth.12

|5| Tijdschr Aardr. Genootsch.13 V 154 (Juli) 1881

In dem Aufsatz IV, 94 kommt eine Bemerkung des Verfassers vor, wonach das Wort furo wie ihm mitgetheilt ist, spanischen Ursprungs sein soll, aber daß er es umsonst in Spanischen und auch in arabischen Wörterbüchern gesucht hat.

Kurz nachdem das Heft in meinen Händen war theilte ich Herrn van M.14 mit daß die durch ihn nachgeschlagenen Wörterbücher nicht sehr vollständig zu sein schienen denn daß in dem Dicc … Dominguez15 S 843 vorkommt:

Furo. – also vollkommen die Bedeutung welche durch Herrn v. M an „furo“ gegeben wird.

Aus genanntem größeren Werk hat dieses Wort auch seinen Weg in das einzige Span. Hochd. Wörterb gefunden welches ich besitze (Bo[o]ch Arkossy)16 und welches nur geringen Umfang hat.

Ich fügte bei daß ich diese Mittheilung nur machte in der Absicht um zu zeigen daß das Wort furo wirklich zum Schatz der span Sprache gehört nicht um der Richtigkeit des Wortes „Alfuren“ aus dem Portugiesischen oder irgend einer anderen Sprache zu widersprechen.

Jetzt wo ich aus V, 72 sehe daß auch Prof Veth17 die Ableitung aus dem Arab. Portug annimmt ohne von dem Vorkommen des Wortes furo im Span. zu sprechen, muß ich annehmen daß mein Brief an Hrn Van M. seine Bestimmung verfehlt hat, weshalb ich so frei bin auf die Sache zurückzukommen.

Doch glaube ich jetzt weiter gehen zu können und nachdem ich – weil ich zu solchem Urtheil mich der ich nur ein Paar Sprachen praktisch gelernt habe, nicht berechtigt hielt – andere Personen darüber befragt habe glaube ich sagen zu können daß die Personen wel- |6| che Herrn van M. Mittheilungen gemacht haben, wie wohl keine Gelehrte, den richtigen Ursprung des Wortes Alfuren mitgetheilt zu haben scheinen.

Mei 1881 E Metzger

Nachschrift

Daß Herr van M. das Wort furo nicht in seinen spanischen Wörterbüchern finden konnte ist natürlich weil es ein provinzielles (Arragon) Wort ist welches mit Recht in gewöhnlichen Wörterbüchern wegbleibt. Daß ich in meinem Artikel nicht darüber gesprochen habe, hat zur Ursache daß es nicht darauf ankommt. Die Hauptsache war für mich zu beweisen daß das Wort alfur im Ganzen Arabisch ist zusammengestellt und dem Arab Artikel und dem Adject horro, aber durch die Vermittelung von Spaniern oder Portugiesen zu uns gekommen wie zb auch Alkatief.18 Die Portugiesische Schreibweise ist forro doch auch das spanische horro würde ohne Unterschied in Aussprache forro geschrieben werden können und deßhalb halte ich es für sehr wahrscheinlich daß das Aragon. furo im Grunde dasselbe Wort ist

P. J. Veth.19

|7| Indische Gids20 April 1882

p. 639.

Am zahlreichsten sind sie (Römisch katholische Christen) auf Timor und umliegenden Inseln Zu ihnen gehören auch die sogenannten schwarzen Portugiesen die auf Timor’s N. Westecke und theilweise auf Flores gefunden werden. Daß ihre Geschichte mit genannten Fremden (Portugiesen) in Verbindung steht könnte u. a nachgewiesen werden aus den vielen portugies. Worten die das Bürgerrecht in ihrer Sprache bekommen haben.


1 Gem. ist „ Niederländisch“.

2 Ethnische Gruppe, die in der indonesischen Provinz Nordsulawesi beheimatet ist und eine eigene Sprachengruppe bildet.

3 Stadt und Insel der Molukken.

4 Vgl. HSA 07124.

5 Ramón J. Domínguez, Diccionario nacional ó gran diccionario clásico de la lengua española, el más completo de los léxicos publicados hasta de día, Madrid 1848.

6 Felix Booch-Arkossy, Nuevo diccionario portatil de las lenguas castellana y alemana, Leipzig: Teubner, 1877, 2 Bde. oder Neuestes und vollständigstes Taschenwörterbuch der spanischen und deutschen Sprache, Leipzig: Teubner, 1877.

7 Nicht klar, welcher Monat gemeint ist: januari oder juni?

8 Tijdschrift van het Koninklijk Nederlandsch Aardrijkskundig Genootschap , Amsterdam, 1876-1966 (die Zs. ist digitalisiert!).

9 Lesart nicht gesichert!

10 Es handelt sich um Samuel Cornelis Jan Willem Van Musschenbroek (1827-1883), niederl. Beamter in Ostindien, Naturwissenschaftler und Entdeckungsreisender.

11 Van Musschenbroek.

12 Pieter Johannes Veth (1814-1895), Professor für Geographie und Ethnologie und der erste Vorsitzende der Royal Netherlands Geographical Society.

13 Tijdschrift van het Nederlandsch Aardrijkskundig Genootschap.

14 Es handelt sich um Samuel Cornelis Jan Willem Van Musschenbroek (1827-1883), niederl. Geograph.

15 Ramón Joaquin Domínguez, Dictionnaire portatif français-espagnol, précédé d’une grammaire indiquant la prononciation et les règles de la langue espagnole, Paris-Madrid 1880.

16 Felix Booch-Arkossy, Nuevo diccionario portatil de las lenguas castellana y alemana, Leipzig: Teubner, 1877, 2 Bde. oder Neuestes und vollständigstes Taschenwörterbuch der spanischen und deutschen Sprache, Leipzig: Teubner, 1877.

17 Pieter Johannes Veth (1814-1895), Professor für Geographie und Ethnologie, erster Vorsitzender der Royal Netherlands Geographical Society.

18 „Bodenteppich“.

19 Pieter Johannes Veth, Java. Nieuwe Geschiedenis, Haarlem: Bohn, 1882 (mehrere Auflagen und Bände).

20 De Indische Gids, staat- en letterkundig maandschrift. Amsterdam: J. H. de Bussy, 1879-1941.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07125)