Felix von Brusselle an Hugo Schuchardt (01-01424)
an Hugo Schuchardt
12. 01. 1859
Deutsch
Zitiervorschlag: Felix von Brusselle an Hugo Schuchardt (01-01424). Basthorst, 12. 01. 1859. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8720, abgerufen am 29. 01. 2023.
Basthorst, d. 12.1.59.1
Lieber Hugo!2
Dein freundlicher Brief, welchen ich mit Carl’s gerade an meinem Geburtstag3 erhielt, machte mir sehr viele Freude. Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben aus Gotha noch einen Brief zu erhalten, und freute mich daher umsomehr zu hören, daß mein heil[l]oser Streich nicht alles freundliche Andenken an mich verwischt hat.
Daß Ado4 nach Jena geht, hat er mir schon in Gotha mitgetheilt, doch habe ich von ihm |2| noch keine Nachricht auf meinen Brief erhalten; vielleicht ist ihm meine Adresse nicht bekannt. Was Deinen Plan betrifft, zu Michaelis schon Dein Examen zu machen, so wünsche ich Dir von Herzen alles Glück dazu. Welche Universität wirst Du alsdann wohl beziehen?
Was wird denn aus dem Plane die beiden Schulen zu combiniren?5 Kommt der neue Direktor als gemeinschaftliches Oberhaupt, oder nur an die Spitze des Klosters? Auf Deine freundlichen Fragen hinsichtlich meines Befindens & meiner Pläne, kann ich Dir mit Dank erwidern. Ich habe [es?] hier zwar still, aber dennoch nicht so einförmig, wie |3| man wohl vermuthen könnte. So haben wir z. B. schon einige Jagden gehabt, was stets eine angenehme Unterhaltung ist. Im Uebrigen beschäftige ich mich mit der Landwirthschaft & trachte dieselbe praktisch zu erlernen. Wo ich dieselbe später studiren werde, weiß ich noch nicht, überhaupt habe ich noch keine festen Pläne [für] die Zukunft entworfen. Carls Brief habe ich auch in diesen Tagen beantwortet.
Indem ich Dir noch nachträglich recht viel Glück zum neuen Jahre wünsche, schließt mit der Bitte mich Deinen lieben Eltern bestens zu empfehlen
Dein Freund
Felix v Brusselle
1 Das Herrenhaus Basthorst in Schleswig-Holstein (am Saum des Sachsenwaldes) gehörte zu diesem Zeitpunkt dem Vater des Absenders.
2 Der Originalumschlag ist erhalten: „Aus Dänemark. Herrn Hugo Schuchardt Wohlgeborener in Gotha Kleine Siebleber Gasse Frei GOTHA 14-1 HAMBURG 13.1. 11 BERLIN.“
3 26. Dezember (1840).
4 Nicht identifiziert.
5 Im Jahr 1859 wurde das humanistische Gymnasium illustre in Gotha mit dem Realgymnasium zum Gymnasium Ernestinum Gothae zusammengelegt.